Mobbing: So schlimm ist es wirklich - lass es nicht zu!
Shownotes
Aber: Mobbing betrifft uns alle - egal, ob wir Mobbing mitbekommen, gemobbt werden oder sogar selbst mobben. Und manchmal mobben wir vielleicht jemand und merken es gar nicht. Könnt ihr euch nicht vorstellen? Eric erzählt in dieser Folge eine Geschichte aus seiner Schulzeit in der ihm genau das passiert ist: Er hat einen Mitschüler fies geärgert, war sich aber gar nicht darüber bewusst, dass er damit zum Mobber wurde.
In dieser Folge "PUR+ Wissendrin" will Eric deswegen herausfinden: Warum mobben wir überhaupt? Und: Warum werden wir gemobbt?
Um diese Fragen zu beantworten lernt ihr den 12jährigen Marc kennen. Er wird wegen einer eigentlich coolen und lustigen Aktion mit seinen Freunden zum Opfer von Cybermobbing. Fiese Fotos, beleidigende Kommentare, Fake-Videos - nach und nach wird er von seinen Mitschülern und Mitschülerinnen im Netz fertig gemacht. Bis er krank wird und nicht mehr in die Schule geht. Warum machen das die anderen? Kann Mobbing jeden treffen? Kann man Mobbing vermeiden? Und ist Cyberrmobbing sogar strafbar? Cybermobbing-Experte Günter Steppich findet zusammen mit einer Schulklasse Antworten.
Und Eric stellt fest: Ein Problem von Mobbing ist auch, dass die Opfer oftmals ganz alleine sind. So wie Marc. Viel zu selten wird ihnen von denen geholfen, die es mitbekommen. Warum das so ist, das klären wir in unserer Rubrik "Besserwissendrin".
Und natürlich gibt es auch jede Menge, was man gegen Mobbing tun kann. Dazu spricht Eric am Telefon mit Lukas, der Mobbing selbst erlebt hat. Lukas hat danach beschlossen sich für Mobbingopfer stark zu machen und hat dafür sogar einen Verein gegründet.
Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung "PUR+" findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus.
"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+.
Moderation: Eric Mayer
Gast/Experte: Günter Steppich, Lukas Pohland
Autorinnen dieser Folge: Ilka Wensing, Lena Kohlwes
Sounddesign: Joscha Grunewald
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Redaktion Kugel und Niere: Michael Bartlewski, Lena Kohlwes
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion: Brigitte, Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung: Silke Penno
Kontakt: wissendrin@zdf.de
Transkript anzeigen
Hi Leute, hier ist Eric. Heute will ich mit euch über ein Thema sprechen, vor dem sonst ganz schön viele Menschen zurückschrecken. Dabei ist es total wichtig, dass mehr darüber gesprochen wird, denn Betroffene fühlen sich oft alleingelassen. Sie verlieren ihre Freundschaften, müssen im schlimmsten Fall sogar die Schule wechseln und werden manchmal sogar krank. Ihr merkt kein leichtes Thema. Heute geht's um Mobbing.
Ich glaube, fast alle von uns haben von Mobbing schon mal was gehört. Oder es auch schon mal mitbekommen. Vielleicht beobachtet, vielleicht aber auch selbst erlebt.
Und dann gibt es aber auch Situationen, in denen man gar nicht merkt, dass da gerade Mobbing passiert. Und mir fallt da sofort was aus meiner Schulzeit ein. Wir hatten da einen Jungen in der Klasse, der hieß Thomas. Und der war so ein bisschen anders als die anderen. Ein bisschen stiller, hat oft nicht so neue Klamotten angehabt. Und wir haben tatsächlich den Thomas oft geärgert. Ich war da auch dabei. Es gab so einen Tag, da haben wir ein Zettel geschrieben. Und da stand drauf, Thomas, du bist ein Joke, also du bist ein Witz. Und den Zettel haben wir vor die Klassentür gehängt. Und als er rauskam, hat er das natürlich sofort gesehen. Total fies.
Wenn ich jetzt dran denke, tut es mir natürlich mega leid. Aber damals habe ich das überhaupt nicht so empfunden. Damals dachte ich, ja, wir machen halt alle. Und jetzt mit ein bisschen Abstand wird mir klar, wir haben Thomas damals gemobbt. Und ich habe das gar nicht als Mobbing empfunden. Heute tut mir das total leid.
Und das, was wir damals gemacht haben, das gibt es leider öfter. Umfragen zeigen, dass sich in fast allen Klassen Schülerinnen und Schüler finden lassen, die, so wie Thomas bei uns damals, über einen längeren Zeitraum fies von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern behandelt werden. Ich will deswegen heute wissen, warum mobben wir? Warum werden wir gemobbt? Und ich spreche in dieser Folge auch mit jemandem, der selbst gemobbt wurde und Tipps für euch hat, wie man sich in so einer Situation selbst helfen kann.
Ihr hört Wissen drin, den Podcast von PUR+. Mit mir, Eric. Ich bin auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren oder genaues Hinschauen finden lassen. Meine Mission, was andere nur wissen, will ich mit euch erleben.
Bei Thomas damals in der Schule waren wir die, die gemobbt haben. Jetzt möchte ich euch jemanden vorstellen, der wegen einer eigentlich lustigen Aktion mit seinen Freunden zum Mobbing Opfer wurde.
Meine Freunde und ich dachten halt, es wäre ganz lustig so ein paar Arschfotos zu machen. War es ja auch am Anfang. Das ist Marc. Er ist zwölf Jahre alt und liebt es mit seinen Freunden derbe Scherze zu machen, wie den eigenen Hintern zu fotografieren auf dem Schulklo. Eigentlich eine coole und lustige Nummer. Bäh, hast du einen riesen Pickel am Hintern, ey. Und das ist Marks Kumpel Marlon. Zumindest denkt Marc, dass er ein guter Kumpel ist. Aber nach der lustigen Fotosession bringt Marlon eine richtig fiese Aktion. Dann war es nicht mehr so lustig, als Marlon, dieser Verräter, einfach ein Foto an Franzi weitergeleitet hat. Nur weil ich mich so gut mit ihr verstehe. Und natürlich muss das dann auch noch das Foto mit dem Pickel sein. Nachdem Marlon das Foto von Marks Hintern verschickt hat, verbreitet es sich bei seinen Freundinnen und Freunden und in der Schule wie ein Lauffeuer. Auf einmal hatte jeder das Bild.
Auf dem Schulhof machen sich Marks Mitschülerinnen und Mitschüler über ihn lustig Und dann kam mal noch irgendwer auf die Idee, das Bild so zu bearbeiten, dass mir so ein Scheißhaufen aus dem Hintern kommt. Auch das Bild hatte dann irgendwann jeder. Und die Kommentare dazu waren echt beschissen. Ihr habt bestimmt noch woanders Pickel. Die gingen durch WhatsApp-Gruppen, in denen ich drin war. Aber auch an Gruppen, die extra dafür gegründet wurden. Oder auch als Nachricht an mich direkt. Sogar Marks gute Freundin Franzi wendet sich von ihm ab. Mare versucht, die Nachrichten und blöden Kommentare in der Schule zu ignorieren. Er hofft, dass die anderen irgendwann einfach von selbst aufhören. Aber das passiert nicht. Stattdessen setzt Marlon noch einen drauf. Er filmt Marc heimlich auf dem Schulklo und macht dabei fiese Geräusche. Das war so peinlich. Und vor allem wurde das Video auch noch auf YouTube und Insta hochgeladen. Marc ist das aber nicht einfach nur peinlich. Ihn belastet die Situation extrem. Das war der blanke Horror. Am liebsten wäre ich nie wieder vor die Tür, geschweige denn in die Schule gegangen. Marc bekommt immer weiter beleidigende Nachrichten, egal wo er ist. Er hat Albträume und Bauchschmerzen, zieht sich immer weiter zurück. Ich hatte ja auch niemanden, denn meine Freunde rund um Marlon waren ja jetzt quasi zu meinen Feinden geworden. Und Franzi konnte ich ja auch vergessen. Marc hat das Gefühl, er kann sich niemandem anvertrauen. Auch mit seinen Lehrerinnen und Lehrern will er nicht sprechen. Wie peinlich wäre das denn, denn wäre ich ja noch eine Petze oben drauf.
Er hofft, dass alles einfach aufhört. Aber die Hänseleien in der Schule und auf Social Media hören nicht auf. Ganz im Gegenteil, sie werden so schlimm, dass sich Marc gar nicht mehr in die Schule traut.
Erst habe ich angefangen zu schwänzen und dann meinen Eltern gesagt, dass ich krank bin. Das hilft nur bedingt, denn... So blieb mir zumindest das Mobbing in der Schule erspart. Aber das Cybermobbing ging natürlich weiter. Für Marc gibt es nur einen Wunsch. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich tun sollte. Alles, was ich wollte, war einfach nur, dass es aufhört.
Okay Leute, kurz durchatmen. Die Geschichte von Marc ist ganz schön krass. Ich muss aber an dieser Stelle auflösen, Marc gibt es nicht wirklich.
Das heißt aber nicht, dass diese Geschichte nicht so oder irgendwie so in der Art hätte passieren können. Wir haben mit Expertinnen und Experten gesprochen und verschiedene echte Fälle als Vorlage für Marks Geschichte genommen. Die Geschichte rund um Marc könnte also so passiert sein, denn Fälle wie diesen gibt es jeden Tag in Deutschland.
Ein Riesenproblem ist, die Opfer von Mobbing sind oftmals ganz alleine, so wie Marc. Viel zu selten wird ihnen von denen geholfen, die es mitbekommen. Und warum das so ist, das klären wir jetzt in unserer Rubrik Besser Wissendrin.
Warum Menschen oft nicht eingreifen und zum Beispiel in Mobbing-Situationen nicht helfen, dafür nennen Forscher und Forscherinnen vier Gründe. Erstens, man spielt das Mobbing runter und sagt, so schlimm wird es schon nicht sein, die anderen greifen ja auch nicht ein. Das nimmt man dann als Ausrede, um nicht eingreifen zu müssen. Zweitens, man hat Angst, sich zu blamieren und am Ende selbst blöd dazustehen. Drittens, man hat Angst, selbst zu Mobbing-Opfer zu werden. Vor allem, wenn die Mobber in der Überzahl sind, haben viele Angst, selbst zur neuen Zielscheibe zu werden. Viertens, man fühlt sich nicht zuständig und denkt sich, warum sollte gerade ich eingreifen? Sind ja noch andere da. Vor allem, wenn viele Menschen die Situation mitbekommen, fühlt sich der oder die Einzelne weniger verantwortlich. Wagt dann einer den ersten Schritt und geht dazwischen, ziehen oft andere nach. Es braucht also immer die eine Person, die sich traut und hilft.
Besser Wissen drin.
Mir ging es damals mit meinem Mitschüler Thomas ähnlich. Ich habe das einfach nicht ernst genommen, habe es runtergespielt, dachte, ja, es ist doch gar nicht so schlimm, es ist doch nur Spaß, obwohl Thomas selbst nie mitgelacht hat. Mobbing findet häufig im echten Leben statt, also in der Schule, auf dem Schulweg, in der Freizeit, beim Sport.
Verlagert sich das Mobbing auch ins Internet, spricht man von Cybermobbing. Das Schlimme bei Cybermobbing, das Mobbing endet nicht nach Schulschluss oder nach dem Training. sondern verfolgt einen über das Handy überall, rund um die Uhr. Man kann sich dem gar nicht mehr entziehen oder mal etwas Abstand gewinnen. Das ist für Betroffene dann noch schlimmer. So war das ja auch bei Marcs Fall. Und Cybermobbing ist total verbreitet.
Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2022 haben über die Hälfte der 14- bis 17-Jährigen schon einmal Erfahrung mit Cybermobbing gemacht. Wenn ihr euch also einen Tisch vorstellt, an dem 10 eurer Freunde sitzen, dann haben sechs davon schon mal mit Cybermobbing zu tun gehabt.
Und weil es so viele betrifft, sprechen wir jetzt darüber. Zusammen mit der Klasse 7F des Gymnasiums Niederolm und Cybermobbing-Experte Günter Steppich. Wieso mobben wir überhaupt? Und wie sollte man sich bei Cybermobbing verhalten? Die Klasse hat die Geschichte von Marc, die ihr eben gehört habt, in ihrem Klassenzimmer als Film mit Schauspielern gesehen. Als alle im Kreis sitzen, wird es doch etwas eng im Klassenzimmer. Alle sitzen dicht an dicht. Günter Steppich setzt sich auch mit in den Kreis. Er trägt ein lockeres, graues Hemd und Jeans. Und er ist so der Typ, der nicht viel drumrum redet, sondern einfach gerade raus sagt, was er denkt. Und irgendwie hilft er der Klasse mit dieser direkten und kumpelhaften Art, sich für das Thema Cybermobbing zu öffnen. Also ich fand's jetzt auch traurig, weil dem Jungen, dem ging's dann auch nicht so gut, als jetzt die Bilder überall kursiert sind. Und dass es wirklich in kurzer Zeit jeder aus der Schule es gehabt hat, ist jetzt schon krass.
Dass Mobbing gar nicht geht und Betroffene total verletzt, ist klar. Aber warum hat Marlon das im Beispielfall überhaupt gemacht? Warum mobben Menschen? Die Klasse überlegt gemeinsam. Wahrscheinlich, weil er irgendwie Aufmerksamkeit wollte. Er fühlt sich dann vielleicht cooler oder er denkt, dass da schwachere Leute gemobbt werden. Und wenn er sich so cool fühlt oder so cool ist vor den anderen, dass er dann nicht gemobbt wird. Günter Steppich hakt nach. Gutes Wichtwort. Gibt es Leute, die man nicht mobben kann oder kann es jenen treffen? Ich würde schon denken, dass beliebte Personen in einer Schule auch gemobbt werden können, wenn sie jetzt eine falsche Sache machen. Weil dann können sie sich auch durch ein falsches Video oder ein falsches Foto, dass man irgendwie schick, total unbeliebt machen.
Und so war es bei Marc ja auch. Mobbing kann also tatsächlich jeden treffen. Aber kann man Cybermobbing vielleicht auch verhindern? Dass es gar nicht erst passiert? Die 7F sammelt Ideen. Nicht so viele Fotos anschreibt. posten, nicht so private Fotos, nicht mit jedem in Kontakt treten, der einen anschreibt. Zum Beispiel wenn es um Fotos oder so geht, könnte man ja sich erstmal überlegen, würde ich wollen, dass es jeder auf der Welt sieht und es ist für mich peinlich, wenn es z.B. eine bestimmte Person sieht. Bevor ihr ein Bild, ein Video oder eine Textnachricht jemandem schickt, überlegt euch genau, kann ich dieser Person vertrauen? Was könnte mit der Nachricht noch passieren? Hab ich ein Problem damit, wenn noch andere das Bild, das Video oder den Text sehen? Günter Steppich warnt. Je peinlicher ein Foto ist, desto mehr eskaliert das. Und dann hat man 0, 0 Chance, so ein Foto irgendwann wieder aufs Netz rauszunehmen.
Aber Bilder von anderen einfach so weiter schicken, darf man das überhaupt? Oder ist das sogar strafbar? Man hat ja auch recht am eigenen Bild. Das sind ja Daten von einem und man hat ja Datenschutz. Das stimmt. Es dürfen nicht einfach Bilder von mir ohne mein Einverständnis verbreitet werden. Das heißt, sie dürfen nicht auf sozialen Netzwerken hochgeladen, aber auch nicht in Messengen weitergeschickt werden. Macht man das trotzdem, verletzt man das sogenannte Persönlichkeitsrecht. Und Günter Steppich ergänzt noch. In dem Moment, wo man eine Person in einer peinlichen Situation fotografiert, beginnt man mit dem Foto schon eine Straftat. Wenn man dieses Foto postet, beginnt man noch mal eine Straftat. Wenn die Polizei eingeschaltet wird, was würde dann passieren? Ich denke jetzt nicht, dass er ins Gefängnis gesteckt wird oder eine Geldstrafe bekommt. Aber ich denke, dass die Polizisten dann auch mit dem Malon reden würden und ihm das auch sagen würden, dass es jetzt nicht okay war. Und ihm das dann auch klarmachen würden. Okay, und er hätte dann eine Akte bei der Polizei, wo der Fall auch aufgeschrieben wird. In schweren Fällen bleibt es aber nicht nur bei einer Akte, weiß Günter Steppich.
In Berlin hat ein 13-Jähriger von seiner Freundin, ein oben ohne Foto, an der ganzen Schule verbreitet. Und der hat 1000 Euro Schmerzensgeld bezahlt. Also von daher, was viele denken, unter 14 kann ich machen, was ich will. Da passiert mir rechtlich nichts. Das ist auf jeden Fall falsch.
Okay, da haben Günter Steppich und die Klasse 7F zusammen ganz schön viele wichtige Aspekte gesammelt.
Ich fasse nochmal kurz zusammen. Wer mobbt, macht das oft, um sich selbst größer zu machen. Und so fehlendes Selbstvertrauen zu überspielen.
Manche wollen auch Aufmerksamkeit oder haben Angst, selbst gemobbt zu werden und machen es deswegen. Wie so eine Art Selbstschutz. Wenn aus Mobbing Cybermobbing wird, kann das auch strafbar sein. Zum Beispiel, wenn Bilder einer Person weitergeschickt werden, ohne die Person vorher um Erlaubnis gefragt zu haben. Wer sich selbst schützen möchte, achte zusätzlich darauf, keine peinlichen Fotos im Internet zu posten oder auch zu verschicken. Fragt euch immer, ist es okay, wenn dieses Bild alle aus meiner Schule oder meinem Freundeskreis sehen würden? Wenn die Antwort nein ist, verschickt ihr das Foto besser nicht. Ich habe euch ja am Anfang dieser Folge erzählt, dass ich mit jemandem sprechen möchte, der Mobbing selbst erlebt hat. Also dieses Mal wirklich.
Das ist jetzt keine ausgedachte Geschichte. Die Rede ist von Lukas. Er ist inzwischen 19 Jahre alt.
Und das Besondere ist, nachdem er selbst Mobbing-Opfer war, hat er beschlossen, sich für andere Mobbing-Opfer stark zu machen. Dazu hat er den Verein Cybermobbing Hilfe e.V. gegründet, bei dem sich Betroffene von Cybermobbing helfen lassen können.
Deswegen weiß er auch genau, wie man sich am besten bei Mobbing verhält. Was Lukas aber genau passiert ist und welche konkreten Tipps er hat, das erzählt er euch am besten selbst. Mir geht's gut, ich hoffe dir auch. Ja, ich freue mich, dass wir ein bisschen quatschen können jetzt zu dem Thema. Du warst in der Schule und es gab bei dir eine Mitschülerin, die wurde Cyber gemobbt, also die Cybermobbing zum Opfer gefallen. Und du hast dich entschieden ihr zu helfen. Und was ist dann passiert?
Genau richtig. Ich habe dieses Cybermobbing bei einer Mitschülerin von mir mitbekommen, war in erster Linie erstmal für die Mitschülerin da. Und das haben dann aber ganz schnell auch die Täter mitbekommen und haben dann auch angefangen, ja mich im Netz fertig zu machen. Das ging mit ja vermeintlich harmlosen Beleidigungen los, ging dann aber schnell auch so weit, dass ich ja wirklich bedroht wurde im Internet.
Krass.
Ich war damals ja auch erst zwölf Jahre alt und da macht das natürlich ja noch mal deutlich mehr mit einem.
Und wenn du das jetzt heute in der Rückschau siehst, bereust du dann, dass du ihr geholfen hast? Weil wenn du das nicht gemacht hättest, dann wäre dir ja nichts passiert, dann hättest du ja deine Ruhe gehabt.
Ich glaube, es war trotzdem ja die richtige Entscheidung, denn letztlich war das einfach ungerecht, dass die Mitschülerin da zu Zielscheibe geworden ist. Und daher denke ich, das es trotzdem das Richtige war, sich da auch einzumischen.
Ich finde, du hast einen ganz krassen Mut bewiesen. Das finde ich voll bewundernswert irgendwie.
Danke.
Und dann hast du daraus ja eine Stärke gezogen, weil du hast dieses Thema ja dann nicht mehr losgelassen oder das Thema hat dich nicht mehr losgelassen. Im nächsten Schritt, wahrscheinlich ein bisschen später, nicht mit zwölf nehme ich mal an, hast du dann ja diesen Verein Cybermobbing Hilfe e.V. gegründet?
Wann war das?
Ja genau, den Verein habe ich tatsächlich mit 14 Jahren gegründet, weil ich ja selbst aus meinen eigenen Erfahrungen gesehen habe, wie hilflos man sich eigentlich fühlen kann. Und da war für mich klar, okay, ich muss anderen irgendwie helfen.
Also wenn jetzt Leute zuhören, die sagen, sie haben mit Cybermobbing zu tun, was wäre denn von dir ein Tipp oder mehrere Tipps, wenn man Cybermobbing gerade selbst erfährt und gemobbt wird?
Ganz wichtig ist auf jeden Fall, dass man sich Hilfe suchen sollte, denn allein das darüber sprechen hilft schon mal weiter. Auf der anderen Seite ist es beim Cybermobbing aber eben auch total wichtig, Beweise zu sichern, auch wenn es zum Beispiel zu einer Anzeige kommt. Das können beispielsweise Screenshots von diesen Angriffen sein.
Und auf der anderen Seite, auch wenn es vielleicht schwerfällt, sollte man auch vermeiden, jetzt ganz direkt auf diese Angriffe zu antworten. Einfach eben auch aus dem Grund, dass man ja den Angreifern ja nicht neues Futter und neues Material liefert, um einen da gegebenenfalls weiter fertig zu machen.
Voll die konkreten Tipps. Was sich ja durch alle Tipps zieht, dass man sozusagen aktiv wird. Also, dass man nicht sich zurückzieht und dann so passiv das erträgt. Ist das sozusagen der Grundchange, den man mit sich dann irgendwie machen muss, dass man in die aktive Rolle kommt?
Ja, absolut. Das ist ganz wichtig. Und es ist auch ganz wichtig, dass man ja selbst erkennt, dass das eben nicht stimmt, was die anderen Leute da über einen schreiben.
Und auch wenn das ja schwer ist, sollte man sich das immer wieder vor Augen führen, dass man ja eben nicht minderwertig ist, wie einem vielleicht die Leute versuchen zu vermitteln.
Was würdest du Menschen raten, die in der Situation sind, so wie du damals warst, dass du das gesehen hast? Also wie soll man sich verhalten, wenn man es mitbekommt, dass jemand das gerade vertragen muss?
Ja, also man sollte auf jeden Fall nicht wegsehen, sondern man sollte selbst zum Helfer werden. Und auch wenn man jetzt sagt, naja, ich möchte mich da nicht so direkt einmischen, dann sollte man schauen, dass man sich vielleicht andere Mitstreiter sucht. Denn letztlich hat die Mehrheit auch da immer eine gewisse Macht.
Und wenn man ganz viele Mitstreiter findet, die eben sagen, wir stellen uns jetzt auf die Seite der betroffenen Person, dann ist das schon mal viel wert. Und man sollte auch keine Angst haben, dass man als Petze oder ähnliches dasteht, sondern man sollte sich immer vor Augenführen, dass es total wichtig ist und jemand anderem auch wirklich eine sehr große Hilfe sein kann.
Ja, vielen Dank, ich danke dir.
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast und danke für deine coole Arbeit, die du mit dem Verein machst.
Was für eine krasse, aber auch inspirierende Geschichte. Bei Cybermobbing Hilfe eV. bekommt ihr Hilfe, wenn ihr von Cybermobbing betroffen seid oder etwas davon in eurem Umfeld mitbekommt. Nachdem ihr euch kostenlos angemeldet habt, könnt ihr dem Verein schreiben und das völlig anonym. Das heißt, ohne dass ihr euren echten Namen oder euren Wohnort sagen müsst. In der Regel bekommt ihr auch innerhalb von 24 Stunden eine Antwort.
Diese Folge hat mir nochmal gezeigt, es ist so wichtig, dass wir Mobbing nicht verharmlosen, dass wir füreinander einstehen und eben nicht weggucken. Nicht jeder ist so mutig wie Lukas, aber wir können auch anders helfen. Wenn ihr Mobbing mitbekommt, egal ob im Internet oder auf dem Pausenhof, sprecht mit Vertrauenspersonen und tut euch zusammen gegen die Mobber. Und wenn ihr selbst gemobbt werdet, ihr seid nicht alleine. Traut euch, Hilfe zu holen. Und es ist nicht eure Schuld.
Habt ihr noch Ideen, wie man bei Mobbing helfen kann? Schreibt mir an Wissendrin at ZDF.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite. Das war PUR plus Wissendrin mit mir, Eric.
Und falls ihr es noch nicht getan habt, abonniert gerne den Podcast, damit ihr keine Folge verpasst. Oder schaut doch mal in unserer Mediathek auf ZDFTV.de vorbei. PUR plus Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere im Auftrag des ZDF. Und der Redaktion PUR plus.