Freundschaft: Das bewirkt sie in deinem Leben (und Körper!)

Shownotes

Gute Freunde sind etwas Tolles! Wir können mit ihnen Quatsch machen, Geheimnisse teilen - und sie trösten uns, wenn es uns schlecht geht. Das Besondere dabei: Anders als unsere Familie, die wir uns nicht aussuchen können, haben wir bei Freundinnen und Freunden die Wahl. Oder nicht? Wie und wo wir unsere BFFs finden und welchen Einfluss sie auf unser Leben haben, darum geht es in dieser Folge von "Wissendrin".

Gleich am Anfang erzählt Eric erstmal vom ENDE einer Freundschaft: Als seine beste Freundin in der Schule vom einen Tag auf den anderen nichts mehr von ihm wissen wollte, war das total schmerzhaft für ihn! Warum, das findet Eric in einem Experiment heraus, mit Unterstützung eines Computerspiels und des Psychologen und Freundschaftsforschers David Stolz. Das Ergebnis ist heftig - und Eric fragt sich: Hätte seine Freundin ihn damals auch so hängen lassen, wenn sie gewusst hätte, wie sich so eine Erfahrung auswirkt?

Wie wertvoll Freundschaften sind und wie gut sie uns tun (wenn sie halten), das ist übrigens auch messbar! Deshalb lohnt es sich, sie zu pflegen. Das wissen auch Tilda und Kayleigh. Die Mädchen sind beste Freundinnen - obwohl sie sich anfangs gegenseitig gar nicht cool fanden...

Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus

"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+

Moderation: Eric Mayer
Gast/Experte: Dr. David Stolz
Autorinnen dieser Folge: Brigitte Böttcher, Lena Kohlwes, Monika Guggi
Sounddesign: Joscha Grunewald
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Redaktion Kugel und Niere: Lena Kohlwes
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung: Silke Penno
Kontakt: wissendrin@zdf.de

Transkript anzeigen

Hi Leute, hier ist Eric. Sagt mal: habt ihr eine beste Freundin oder einen besten Freund? Oder vielleicht auch mehrere Leute, so eine Art Clique, mit denen ihr total eng seid? Ich feiere es total ab, gute Freunde zu haben. Die trösten mich, wenn es mir schlecht geht, ich kann mit ihnen den größten Quatsch machen, alles besprechen und Geheimnisse teilen. Klar, Familie ist auch superwichtig, Eltern, Geschwister und so. Aber so ne richtig gute Freundschaft, das ist schon was Besonderes. Denn Freunde sucht man sich ja aus - Familie nicht. Und man will ja auch nicht alles im Familienkreis besprechen.

Ich selbst hab einige wirklich sehr gute Freundschaften, die mir mega wichtig sind. Aber: Freundschaften sind nicht immer nur einfach. Ich denk da an eine Situation aus meiner Schulzeit, ich hatte damals eine superbeste Freundin. Ich nenn sie jetzt mal Steffi. Und wir haben wirklich alles zusammen gemacht. Wir haben uns nach der Schule getroffen, haben im Unterreicht auch ganz oft nebeneinandergesessen und ja, haben einfach viel miteinander gemacht. Und eines Morgens bin ich in die Schule gekommen, ich lauf die Treppe hoch, ich mach die Glastüre zum Gang auf und da seh ich Steffi da stehen mit ein paar Freudinnen und sie hat nicht rüber geguckt. Und da hab ich gesagt: „Guten Morgen Steffi.“ Und da hat sie nicht reagiert. Und da hab ich noch mal gesagt: „Guten Morgen Steffi.“ Und da hat sie sich so rumgedreht und hat mich ganz verächtlich angeguckt und ist einfach weggelaufen und hat dabei so gelacht. In dem Moment war das für mich, als würde ich gegen so ne Glaswand laufen. Mein ganzer Magen hat sich zusammengezogen. Und ja, auch in den nächsten Tagen hat Steffi kein Wort mit mir geredet und da wurde ich total traurig. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr in die Schule zu gehen, hab mich auch im Unterricht immer weniger gemeldet. Das war echt ne richtig blöde Zeit für mich.

An diese Geschichte denke ich heute immer noch ab und zu. Weil es ebenso eine einschneidende Erfahrung war.

Aber was steckt eigentlich dahinter? Warum tut es so weh, wenn wir von jemandem hängen gelassen werden? Um das rauszufinden, lass ich mich auf ein ganz besonderes Experiment ein - und das hat mit diesem Geräusch zu tun.

Was ich bei diesem Experiment genau mache, das hört ihr später. Vorher klären wir erstmal: Welche Zutaten gehören zu einer richtig guten Freundschaft - und welche machen sie haltbar?

Ihr hört Wissendrin, den Podcast von PUR+. Mit mir, Eric. Ich bin auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren - oder genaues Hinschauen - finden lassen. Meine Mission: Was andere nur wissen, will ich - mit euch - erleben.

Als erstes will ich wissen, was für euch eigentlich gute Freundschaft ist:

Dass man einander vertrauen kann. Wertschätzung. Ehrlich sein und treu sein. Respektvoller Umgang. Dass man sich untereinander alles erzählen kann. Und über alles lachen kann. Dass sie auch zu einem halten in schlechten Zeiten.

Stimmt, da habt ihr schon total viel gesammelt! Und jetzt möchte ich euch diese zwei Mädchen vorstellen:

Ich bin Kayleigh.

Und ich bin Tilda.

Und wir sind beste Freunde.

Ich treffe Tilda und Kayleigh bei Kayleigh zuhause. Die beiden sind 11 Jahre alt und wollen mir heute die Geschichte ihrer Freundschaft erzählen. Kayleigh hat dunkle Haare, trägt gerne weite lässige Klamotten und hat ein verschmitztes Grinsen. An Tilda mag sie besonders.

Sie kann gut backen kochen. Sie ist lustig. Sie kann sehr tröstend sein.

Tilda hat lange blonde Haare, trägt eine Zahnspange und strahlt eine totale Ruhe aus. Kayleigh findet sie

Sehr lustig. Sie macht manche Sachen, die ihr euch gar nicht vorstellen könnt.

Was genau das ist, das will Tilda lieber nicht verraten. Das ist ein Geheimnis. Und klar: beste Freundinnen behalten ihre Geheimnisse natürlich für sich. Dass Tilda und Kayleigh sich alles anvertrauen können, macht ihre Freundschaft aus.

Nur so Schulfreunden vertrau ich nicht. Also den kann ich nicht so viel sagen wie bei Tilda.

Bei mir ist genauso. Ich erzähle sozusagen alles und ich kann ihr vertrauen, dass sie es nicht weitererzählt oder so.

Genau das übrigens unterscheidet echte Freunde von Bekanntschaften. Denn wenn wir jemandem ein Geheimnis anvertrauen, geben wir dieser Person einen ziemlich großen Vertrauensvorschuss. Schließlich könnte er oder sie unser Geheimnis einfach weitererzählen. Zum Beispiel, um sich selbst für andere interessant zu machen oder so. Das könnte - je nach Geheimnis - ganz schön unangenehm oder peinlich werden und würde uns, im schlimmsten Fall, vor anderen sehr schlecht dastehen lassen. Oder sogar dazu führen, dass wir ausgegrenzt oder gehänselt werden. Behält die Person das kostbare Geheimnis aber für sich, wissen wir: Dieser Person können wir vertrauen - das ist wahre Freundschaft. So wie bei Kayleigh und Tilda. Das war aber nicht immer so:

Am Anfang mochte ich sie nicht, weil ich habe gedacht, sie wäre sehr zickig.

Und als ich bemerkte, dass sie mich nicht mag, mochte sie auch nicht.

Freundschaft auf den ersten Blick war es also ganz und gar nicht, als sie mit sechs Jahren in der Grundschule in derselben Klasse landeten. Aber: dann machte es doch klick.

Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass sie nicht so zickig ist. Wir haben dann auch bemerkt, dass wir die gleichen Sachen mögen.

Wir haben den gleichen Style. Wir wollen beide immer jeden Tag was machen

Kayleigh und Tilda verbringen seitdem jede freie Minute miteinander.

Wir machen jetzt Pancakes für ein Picknick, das wir gleich im Park machen. Tilda: Wenn sie nicht ganz durch sind, schmecken die am besten.

Wie gut es tut, Zeit mit Freundinnen zu verbringen, das ist sogar messbar! Die Wissenschaft hat herausgefunden, dass unser Körper mehr vom Hormon Oxytocin produziert, wenn wir mit unseren BFFs zusammen sind.

Oxytocin gilt als Bindungshormon und macht so ein wohlig-warmes Gefühl. Und es sorgt auch dafür, dass wir unsere Freundinnen und Freunde immer wieder treffen wollen. Das ist aber nicht der einzige positive Effekt von Freundschaft auf unseren Körper. Es gibt da noch einen.

Um den besser zu verstehen, schließt mal kurz eure Augen. Und stellt euch vor, ihr habt einen großen Auftritt bei einem Talentwettbewerb eurer Schule. Vielleicht könnt ihr besonders gut singen oder tanzen oder etwas ganz anderes - und das sollt ihr jetzt der ganzen Schule zeigen. Ihr steht hinter der Bühne und wartet darauf, dass es losgeht.

Und dann ist es soweit: Ihr betretet die Bühne.

Der Scheinwerfer ist auf euch gerichtet. Alle schauen euch erwartungsvoll an - eure Klasse, eure Lehrer, auch einige fremde Gesichter aus den Stufen über euch sind dabei. Es wird ganz leise. Der ganze Saal wartet auf euren Einsatz.

Wenn ihr mich fragt: eine totale Stresssituation! Vielleicht merkt ihr auch gerade so ein Ziehen im Bauch oder euch wird warm. Aber dann fällt euch im Publikum ein Gesicht auf. Und dieses Gesicht ist euch ganz besonders vertraut - ihr erkennt euren besten Freund oder eure beste Freundin! Mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Ihr wisst genau, was dieses Lächeln euch sagen soll: “Ich steh dir bei! Du kannst das! Du musst gar nicht nervös sein”!

Okay, ihr könnt die Augen wieder öffnen. Habt ihr gemerkt, wie sich eure Anspannung sofort gelegt hat, als ihr an euren Lieblingsmenschen gedacht habt? Wissenschaftlerinnen haben herausgefunden, dass wir in Stresssituationen, wie zum Beispiel bei einem Auftritt, einem Referat oder einer Prüfung, weniger von dem Stresshormon Cortisol ausschütten, wenn Leute dabei sind, auf die wir uns verlassen können, die uns voll unterstützen. Heißt: Wir sind nachweislich entspannter, wenn unsere BFFs dabei sind! Total cool, oder?

Aber anders als Eltern und oft auch Geschwister HAT man solche “Best Friends” ja nicht einfach so - und wie Sand am Meer gibt’s die auch nicht gerade. Wie also kommen wir überhaupt an solche “Best Friends”? Höchste Zeit für unsere Rubrik: Besserwissendrin!

Gute Freundinnen finden sich nicht von alleine - oder doch? Die Wissenschaft hat festgestellt, dass drei Punkte beim Entstehen von Freundschaften fast immer eine Rolle spielen:

Zufall: Wer mit uns in dieselbe Klasse oder denselben Sportverein geht, können wir nicht beeinflussen. Das ist Zufall. Da wir diese Leute aber besonders oft sehen, ist es wahrscheinlicher, dass wir uns mit ihnen anfreunden. Deswegen knüpfen wir in der Schule, in AGs oder beim Sport oft die engsten Kontakte. Solltet ihr also auf der Suche sein: fangt doch einfach mal ein neues Hobby an

Gemeinsamkeiten: Wer ähnliche Musik hört wie wir oder das gleiche Lieblingsessen hat, ist uns direkt sympathisch! Wir fühlen uns bei solchen Menschen einfach wohl. Man kann sich leichter fallen lassen und fühlt sich verstanden. Fun Fact: Oft ähneln uns gute Freunde sogar auch genetisch - nicht so sehr wie Zwillinge oder Geschwister, aber doch in etwa so wie entfernte Verwandte, etwa Cousins und Cousinen! Der Begriff “Seelenverwandte” ist also ziemlich treffend.

Zeit: Eine gute Freundschaft bringt uns total viel Freude! Aber: sie bedeutet auch Arbeit. Habt ihr also erstmal jemanden am Start, mit dem ihr euch so richtig wohlfühlt, solltet ihr die Beziehung auch pflegen. Das heißt: Streitigkeiten miteinander klären, euch immer wieder Zeit für die andere Person nehmen und ehrlich miteinander sein. Das ist nicht immer einfach. Aber es lohnt sich: denn so können Freundschaften ein Leben lang halten.

Bei mir sind übrigens nicht alle Freunde genau wie ich! Einer meiner besten Freunde zum Beispiel ist in vielen Aspekten das komplette Gegenteil von mir. Aber dadurch ergänzen wir uns total gut. Weil er Eigenschaften und Fähigkeiten hat, die ich manchmal gerne hätte. So ein bisschen wie ein Vorbild, oder eine Inspiration! Und das spornt mich dann wiederum an.

Ich erzähl Euch mal ein Beispiel: Ich bin mit diesem Freund in Urlaub gefahren. Ja, wir waren am Bahnhof, wollten in den Zug steigen und dann kam der Zug nicht. Und ich fing an zu schwitzen, hab mir Gedanken gemacht. Ja wie kommen wir denn jetzt von hier weg? Was können wir machen? Hab´s Handy rausgeholt, hab die ganzen Apps gecheckt und so weiter. Und er sagte total locker: „Ey komm, wir gehen jetzt was essen und dabei entscheiden wir ganz in Ruhe, wie es jetzt weitergeht.“ Und diese Eigenschaft, die bewundere ich an ihm total und ich versuch sie mir auch so ein bisschen abzugucken.

Ob Freunde aber jetzt ganz unterschiedlich oder genau gleich sind - es lohnt sich immer, Zeit in eine Freundschaft zu investieren. Umso bewusster wir Freundschaften pflegen, desto unwahrscheinlicher ist es, von einer guten Freundin plötzlich hängen gelassen zu werden. So wie ich damals von Steffi. Ihr erinnert euch, von Steffi hab ich ganz am Anfang der Folge erzählt. Apropos Steffi: was sie damals mit ihrem abrupten Freundschaftsende bei mir ausgelöst hat, dazu gibt es sogar wissenschaftliche Experimente. Und genau so eins will ich jetzt mal machen!

Dafür treffe ich den Psychologen und Freundschaftsforscher David Stolz. Aber nicht in seinem Büro, sondern… ach, vielleicht kommt ihr ja von selbst drauf. Habt ihr schonmal dieses Geräusch gehört? Also ich mein jetzt: außer am Anfang dieser Folge?

Irgendwie ein total unangenehmer Sound, oder?

Habt ihre eure Antwort? Dann kann Freundschaftsforscher David ja auflösen:

Das ist die große Röhre der Kernspintomographen, in den wir dich gleich reinlegen

Ein Kernspintomograph wird auch MRT genannt. Das ist eine riesige Röhre, in die man sich komplett reinlegen kann. Ärzte können dann Aufnahmen vom Inneren des Körpers machen! So ähnlich wie beim Röntgen oder Ultraschall, aber noch viel genauer. Und bei diesen Aufnahmen macht das MRT eben diese mechanischen Geräusche.

Was genau dieses Gerät mit meiner damaligen Freundin Steffi zu tun hat, weiß ich noch nicht. Wir werden es jetzt gemeinsam herausfinden! Das MRT, steht in der Universität Lübeck. Hier forscht David - unter anderem eben zum Thema Freundschaft. David sieht gar nicht aus wie so ein typischer Wissenschaftler. Er ist total jung, hat einen leichten Bart und trägt lässige Jeans und T-Shirt.

Der Raum, in dem das MRT steht, sieht aber schon eher wie ein Labor aus. Hier ist alles ganz weiß und steril. Außer dem riesigen Tomographen steht hier nichts drin.

So ich weiß, wir machen diesen Versuch, ich weiß aber nicht genau, was wir machen. Da musst du mich jetzt mal aufklären. Was wird passieren?

Das war auch so ein bisschen so gewollt, dass du nicht genau weißt, was passiert. Und ich werde jetzt auch noch nicht alles sagen. Was ich dir sagen kann, ist, dass wir gleich rüber gehen zu dem Kernspintomographen in unserem Gerät, mit dem wir schauen wollen, was in deinem Gehirn passiert. Und während du da drin liegst, wirst du ein Spiel spielen am Computer mit zwei anderen Leuten noch.

Computerspielen, das kann ich! Und wenn's der Wissenschaft hilft, umso besser. Ich lege mich also in die Röhre. David erklärt mir alles.

Und ich sehe da oben jetzt auch schon den Monitor.

Den siehst du jetzt auch schon im Hintergrund. Du hast hier so ein Spiegel über deinen Augen. Und darüber siehst du den Monitor, der hinten ist und auf dem Bildschirm zeigen wir dir wirklich, was passiert und darüber kann es erscheinen.

Ihr hört schon im Hintergrund, wie das MRT beim Einstellen Geräusche macht! Ihr müsst euch das so vorstellen, ich lieg da jetzt quasi in einem Bett mit Deckel - ganz schön komisch. Über mir hängt ein Bildschirm. Es ist ziemlich eng und ich soll mich möglichst wenig bewegen, damit das Gerät scharfe Aufnahmen machen kann.

Ich gebe dir jetzt noch eine Taste in die Hand. Für das Spiel brauchst du die eine Taste links mit dem Zeigefinger und links und mit dem Mittelfinger drückst du immer nach rechts.

Diese zwei Tasten hier?

Genau.

David verlässt jetzt den Raum und beobachtet den gesamten Versuch aus dem Nebenraum. Mit mir kann er aber über ein Mikrofon sprechen.

So, Erik, dann geht's jetzt gleich los.

Ich bin bereit.

Sehr schön.

Langsam beginnt das MRT hochzufahren und klickende Geräusche zu machen. Und ich beginne die Tasten auf dem Controller zu drücken und Davids Computerspiel zu spielen. Das ist eigentlich ganz einfach. David erklärt euch, was passiert, während ich im MRT liege:

Wir sehen, wie sich die verschiedenen Figuren, hier ist Frederick hier ist, Frieda und hier ist Eric, den Ball untereinander zuspielen und alle spielen zusammen.

Mit meinem Controller kann ich den Ball fangen und an die Mitspieler weiterspielen. Easy! Parallel scannt das MRT mein Gehirn, Millimeter für Millimeter. Ich bin noch ganz entspannt. Aber dann stellt David was an seinem Computer um - ich in der Röhre bekomm das natürlich erstmal gar nicht mit.

Was wir jetzt gerade sehen, ist, dass Frederick zu Frieda spielt und Frieda den Ball zu Frederick. Aber Eric bekommt den Ball gar nicht mehr

Wie fies! Die beiden anderen Figuren beachten mich einfach nicht mehr. Als wäre ich unsichtbar. Und das fühlt sich gar nicht gut an.

>Und damit wollen wir erreichen, dass Eric sich jetzt ausgeschlossen fühlt und das wir mit dem Scanner quasi jetzt auch sehen, welche Hirnregionen aktiv sind, während er sich ausgeschlossen fühlt.

Ich hab mich wirklich richtig ausgegrenzt gefühlt: gedisst, ignoriert, wie aussortiert – und ich war total frustriert, dass mir niemand mehr den Ball zugespielt hat. Ich fand das irgendwie unfair - und das, obwohl das ja nur ein Computerspiel war. Aber: das war noch nicht alles! Ich soll jetzt ganz ruhig in der Röhre liegen und nicht mehr weiterspielen. Und plötzlich kommt David rein und zwickt mich in die Hand! Ey! Was soll das denn!? Keine Sorge, wir lösen das Ganze gleich auf Erstmal darf ich aus dem MRT raus:

Du darfst aufstehen ich nehme dir das hier weg.

David und ich schauen uns jetzt gemeinsam die Aufnahmen an, die das MRT von meinem Gehirn gemacht hat. Er zeigt mir das auf seinem Bildschirm.

Hier sehen wir jetzt erst mal, was aktiv geworden ist, als du ausgeschlossen wurdest aus dem Ballspiel.

Das Blaue?

Auf Davids Bildschirm sehe ich ein schwarz-weißes Gehirn. Genau gesagt: mein Gehirn! Ein kleiner Punkt in der Mitte des vorderen Bereichs leuchtet blau auf. Dieses Gefühl, ausgeschlossen zu werden, das entsteht also in diesem Bereich des Gehirns.

Und wenn wir uns jetzt noch anschauen, welche Hirnregionen aktiv geworden sind, als du körperlichen Schmerz erlebt hast, dann sehen wir. Dass es ganz ähnliche Hirnregionen waren.

David macht einen Klick und auf dem grauen Gehirn leuchtet noch ein Bereich rot auf.

Ach, guck mal hier. Das Rote ist jetzt da. Okay, das ist natürlich eine große Überschneidung zu dem Bereich, der aktiv war, als ich den Ball nicht mehr bekommen habe. Heißt, ich hatte körperlichen Schmerz beim Zwicken und irgendwie also ein bisschen seelischen Schmerz, als sie mir den Ball nicht gegeben haben. Und das wird im ähnlichen Bereich verarbeitet im Gehirn.

Das find ich total verrückt! Das Zwicken in der Hand hat sich natürlich ganz anders angefühlt, als von den anderen Mitspielern ausgeschlossen zu werden. Für das Gehirn scheint das aber gar keinen großen Unterschied gemacht zu haben!

Was können wir mit dieser Information denn jetzt anfangen? Was bringt uns das?

Wir können uns jetzt fragen: Fügen wir Freunden von uns einfach so körperlichen Schmerz zu? Das machen wir nicht, weil wir wissen, dass es wehtut. Und genauso können wir uns jetzt auch fragen: Wollen wir unsere Freunde und die Menschen um uns herum einfach sozial ausschließen? Oder machen wir uns Gedanken, weil wir wissen, das ist unangenehm Und da können wir uns denken: Nein, das tut weh und das ist unangenehm, das verletzt uns und vielleicht machen wir es dann lieber nicht so einfach.

Da hat David total Recht! Seelischen Schmerz kann man leider nicht sehen, anders als ein gebrochenes Bein zum Beispiel. Das heißt aber nicht, dass er nicht real ist oder weniger weh tut. Als Steffi damals nicht mehr mit mir befreundet sein wollte, da hab ich mich auch wie aussortiert gefühlt und das, ja, hat verdammt weh getan.

Wenn Steffi das damals gewusst hätte, dann hätte sie mich vielleicht nicht so krass aus ihrem Leben rausgeschmissen. Und wenn uns beiden klarer gewesen wäre, wie wertvoll und wichtig eine Freundschaft ist, hätten wir vielleicht einfach nochmal darüber geredet? Haben wir nämlich nie mehr - waren wahrscheinlich beide zu stolz dazu.

Die Freundinnen und Freunde, die ich jetzt habe, mit denen passiert mir das auf jeden Fall nicht. Auf die kann ich mich zu 100 Prozent verlassen, die würden mich niemals hängen lassen. Und das ist wirklich das allergrößte Geschenk!

Ich habe heute viel über Freundschaft gelernt: Nämlich, welchen riesigen Einfluss unsere Freunde auf uns haben - auch körperlich. Läuft es in einer Freundschaft mal nicht so gut, tut das ganz schön weh. Aber dafür macht es uns glücklich und stärker, wenn wir richtig gute Freunde haben. Und da gilt: lieber wenige gute, aber dafür echte Freundschaften, als viele oberflächliche Bekanntschaften. Es lohnt sich jedenfalls fast immer, für Freundschaften zu kämpfen und nicht aufzugeben, auch wenn es mal schwierig wird.

Mich interessiert jetzt natürlich noch, was euch in einer Freundschaft besonders wichtig ist. Schreibt mir an wissendrin@zdf.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite.

Das war PUR+ Wissendrin mit mir: Eric. Und falls ihr es noch nicht getan habt: Abonniert gerne den Podcast, damit ihr keine Folge verpasst. Schaut doch außerdem mal in unserer Mediathek auf zdftivi.de vorbei.

PUR+ Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+.