Schmeckt's? Warum alle Süßes mögen, aber Brokkoli nur manche

Shownotes

Eric mag saure Geschmacksrichtungen voll gerne! Sogar über Pizza oder Nudeln kippt er Essig. Andere essen lieber Süßes wie Milchreis. Dass Geschmäcker verschieden sind, hat Eric bei einem PUR+-Dreh, an den er sich in dieser Wissendrin-Folge zurück erinnert, auf die harte Tour gelernt. Da hat er Delikatessen aus verschiedenen Ländern probiert und sich fast übergeben.

Wie entsteht unser Geschmack überhaupt und was entscheidet darüber, was wir mögen und was nicht? Das findet Eric für euch heraus. Dafür hat er ein paar echt coole Experimente vorbereitet: In einer Forschungsküche in der Uni Münster führen unsere PUR+-Testesserinnen vier Geschmacksexperimente durch. Mit dabei: Ernährungsexperte Professor Ritter.

Zwischendurch erfahrt ihr bei "Besserwissendrin", dass neben dem Aussehen des Essens überraschenderweise auch unser Alter eine große Rolle spielt.

Bei den Experimenten kommen erstaunliche Dinge ans Licht: Zum Beispiel, dass wir zum Schmecken nicht nur unsere Zunge brauchen. Hört rein, um zu erleben, was die PUR+ Testesser noch herausgefunden haben!

Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus

"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+

Moderation: Eric Mayer
Gast/Expertin: Prof. Dr. Guido Ritter
Autor*innen dieser Folge: Brigitte Böttcher, Lena Kohlwes, Ute Mattigkeit
Sounddesign: Joscha Grunewald
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Redaktion Kugel und Niere: Lena Kohlwes
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung: Silke Penno
Kontakt: wissendrin@zdf.de

Transkript anzeigen

Hi Leute, hier ist Eric. Ich möchte heute mit euch über’s Essen sprechen - genauer gesagt darüber, warum wir manche Sachen total lecker und andere einfach nur eklig finden. Also ich mag zum Beispiel voll gerne so saure Geschmacksrichtungen mit Essig - den kipp ich manchmal sogar über die Pizza oder Nudeln. Finden viele ziemlich seltsam. Eine Spezialität in meiner Region ist Handkäs mit Musik, das ist so ein Stinkekäse in Essig eingelegt mit Zwiebeln. Ich lieb das total. Andere lieben eher so süße essen wie Milchreis mit heißen Kirschen, das wiederum ist nicht so meins. Geschmäcker sind eben verschieden!

Wie extrem unterschiedlich Geschmäcker sein können, habe ich selbst schon auf die harte Tour gelernt. Für einen Pur+ Dreh hab’ ich mal Delikatessen aus verschiedenen Ländern probiert, die alle… sagen wir mal sehr speziell waren.

Die schlimmste ever: Surströmming!

Surströmming bedeutet übersetzt “saurer Hering”. Der Fisch wird in Salz und Wasser eingelegt und das für sehr lange… Diesen Prozess kennt ihr zum Beispiel auch vom Sauerkraut – das mag ja auch nicht jeder. Beim Surströmming sorgen die Milchsäurebakterien beim Gären allerdings für einen besonders fauligen Geruch. Und glaubt mir: Der ist wirklich sehr, sehr streng.

Ich bin echt kurz davor den Dreh mal kurz abzubrechen hier und mal kurz die Fenster aufzumachen. Das kann man doch nicht in geschlossenen Räumen essen, oder?

Kennt ihr den Geruch, wenn ihr in einem Raum mit einem Baby seid, dass ne total volle Windel hat, die lange nicht gewechselt wurde, also so in diese Richtung ging das und gegen den Geschmack war das noch gar nichts.

Ich kanns nicht runterschlucken.

Der Fisch hat total salzig, aber auch, irgendwie beißend, ja faulig geschmeckt. Im Grunde nach Verwesung. Und mit viel Überwindung habe ich ihn dann doch runtergekriegt, mit nem großen Schluck Milch zum Neutralisieren.

Aber irgendwie ist das doch komisch, oder? Ich finde Surströmming absolut eklig und in Schweden ist das tatsächlich für viele eine echte Delikatesse! Die lieben das Zeug!?

Wie kann das sein? Wie entsteht unser Geschmack und was entscheidet darüber, ob wir etwas mögen oder nicht? Dafür habe ich diesmal ein paar ziemlich coole Experimente vorbereitet, die ihr so bestimmt noch nie gehört habt.

Boah!

Ich glaub das nicht so wirklich!

Iiiih

Ihr hört Wissendrin, den Podcast von PUR+. Mit mir, Eric. Ich bin auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren - oder genaues Hinschauen - finden lassen. Meine Mission: Was andere nur wissen, will ich - mit euch - erleben.

Wir starten unseren Experimentier-Tag im Food Lab der Uni Münster. Das Food Lab ist eine sehr große Forschungs-Küche - für uns also genau richtig. Insgesamt stehen heute 4 Geschmacksexperimente an. Und durchgeführt werden sie von unseren PUR+ Test-Essern:

Merle

Finn

Emma

Romas

Die vier sind zwischen 9 und 12 Jahre alt und kommen alle aus dem Münsterland. Und heute sollen sie verschiedene Lebensmittel probieren - was genau, das wissen sie noch nicht. Außerdem mit dabei: Ernährungsexperte…

Professor Ritter

Professor Ritter sieht mit seinem weißen Kittel und den grauen Haaren aus, wie man sich so einen typischen Wissenschaftler vorstellt. Bevor wir aber mit unserem ersten Experiment starten, wollen wir zum besseren Verständnis noch schnell klären: Wie schmecken wir überhaupt?

Es gibt 5 Geschmacksrichtungen. Macht mal die Augen zu und stellt euch den Geschmack der Sachen vor, die ich euch gleich sage. Wisst ihr, welche Geschmacksrichtung jeweils dazugehört? Also:

Zuckerwatte… süß.

Zitronen… sauer

Pommes… salzig

Rosenkohl… bitter

Parmesan... Umami.

Hm? Umami habt ihr noch nie gehört? Umami ist ein japanisches Wort und bedeutet so viel wie “wohlschmeckend” oder “würzig””. Auch Fleisch oder Pilze schmecken umami.

Und mit welchem Körperteil erkennen wir die? Finn hat da schon eine Idee:

Ich würd sagen, das ist die Zunge.

Sieht auch Merle so.

Ich würd auch sagen die Zunge weil damit kann man ja erschmecken was das ist zum Beispiel, ob das süß ist oder sauer

Riiiiichtig! Die schauen wir uns kurz genauer an.

Wenn ihr euch vor den Spiegel stellt und eure Zunge rausstreckt - so ahhhhhhhh! erkennt ihr so kleine dunkle Punkte - das sind die Geschmackspapillen! Darin verstecken sich die Geschmacksknospen, und da drin wiederum jede Menge Sinneszellen, die auf die verschiedenen Geschmacksrichtungen reagieren. Ihr erinnert euch: Süß, Sauer, Salzig, Bitter und Umami.

Essen wir zum Beispiel Zuckerwatte, löst das eine chemische Reaktion in den Geschmacksknospen für SÜSS aus. Die Knospen schicken ein Signal ans Gehirn, das analysiert die Information und erkennt: “Das schmeckt süß!”

Zum Schmecken brauchen wir also die Zunge - so wie Merle und Finn es sich ja auch schon gedacht haben. Aber ist das schon alles?

Zeit für Experiment Nummer 1!

Dafür müssen Merle, Finn, Emma und Romas Brillen aufsetzen, bei denen die Gläser abgeklebt sind. Sie können jetzt nichts mehr sehen! Und dann müssen sie auch noch Nasenklammern festmachen, damit sie nichts mehr riechen können.

So ihr seht mich nicht mehr, ihr riecht nichts mehr - aber könnt ihr mich hören?

Ja!

Sehr gut!

Na, dann kann’s ja losgehen!

Finn, Merle, Emma und Romas bekommen jetzt jeweils ein kleines Schälchen vor sich hingestellt. Und genau wie sie sollt auch ihr erstmal nicht wissen, was drin ist. Jetzt heißt es probieren! Vorsichtig nehmen sich die vier jeweils einen Löffel und tasten sich mit der Zunge langsam ran. Schließlich ist es ganz schön ungewohnt, zu essen, ohne irgendwas zu sehen oder zu riechen. Merle, beschreib doch mal, was du schmeckst:

Sehr süß!

Romas?

Wie Zucker!

Und damit liegt ihr schonmal richtig: Zucker ist tatsächlich drin im Schälchen. Aber nicht nur. So und jetzt wird es spannend: unsere Tester dürfen die Nasenklammern abnehmen, damit sie wieder riechen können. Die Brillen bleiben aber auf! Jetzt nochmal probieren - und auf einmal…

Boah!

kommt eine neue Geschmacksnote dazu!!

Ich schmecke eigentlich nur Zimt…

Zimt und Zucker.

Das ist doch total verrückt! Erst ohne Nasenklammer haben die vier auch den Zimt wahrgenommen, mit dem der Zucker vermischt war.

Die Geschmackstester dürfen jetzt die Brillen abziehen.

Und euch natürlich auch mal angucken, was ihr da in den Mund genommen habt.

Zimt und Zucker!

Und das war jetzt schon sehr spannend, weil irgendwie habt ihr alle am Anfang gesagt, das ist Zucker. Und plötzlich kam der Zimt dazu.

Ihr könnt das Zuhause auch ganz easy nachmachen! Probiert Zimt und Zucker mal mit zugehaltener Nase. Ich bin sicher, ihr werdet überrascht sein! Aber woran liegt das jetzt, dass das gleiche Essen ganz anders schmeckt, wenn die Nase zugehalten wird? Professor Ritter kann es uns erklären:

Die Nase wird völlig unterschätzt. Wir schmecken süß, sauer, salzig, bitter mit unserer Zunge, aber erst das Zusammenspiel mit der Nase ordnet uns das Lebensmittel ein, wo und wie wir das wirklich mögen oder nicht mögen, und wir brauchen also dringend die Nase mit dazu.

Und das läuft so:

Wenn wir etwas essen, werden bestimmte Aromen freigesetzt. In unserem Beispiel das Zimt-Aroma. Und das gelangt über den Mund, hinten in den Rachen, hoch in die Nase. Auch hier sitzen Sinneszellen, die die Informationen an das Gehirn weiterleiten.

Also: Zunge und Nase müssen zusammenspielen, damit wir Geschmack richtig wahrnehmen können.

Aber es gibt ja auch diese Redewendung: “Das Auge isst mit”. - Um rauszukriegen, ob da was da dran ist, lassen wir die Brillen beim nächsten Experiment mal weg. Hier kommt…

Runde Nummer 2!

Finn, Romas, Emma und Merle bekommen jeweils drei verschiedene Schüsselchen mit Joghurt. Ein Joghurt ist rosa, ein Joghurt ist gelblich und ein Joghurt ist hellblau. Und sie erhalten Kärtchen mit Geschmacksrichtungen, die sie zuordnen sollen: Erdbeere, Vanille, Blaubeere, Apfel, Banane oder Himbeere.

Obwohl ihr die Joghurts nicht selbst probieren könnt, habt ihr vielleicht trotzdem eine Idee, wie sie schmecken könnten. Zum Beispiel der gelbe Joghurt? Wird der wohl eher nach Banane oder nach Erdbeere schmecken? Und der rote, könnte der nach Blaubeere schmecken? Was glaubt ihr?

Unsere Pur+ Geschmackstester nehmen vorsichtig einen Löffel nach dem anderen. Einmal den roten probieren… hmm Finn guckt skeptisch. Emma probiert auch gerade den roten Joghurt - scheint ihr zu schmecken!

Okay Leute, ich fass euch mal zusammen, wie sich unsere vier Geschmackstester entschieden haben.

Rot schmeckt für Merle nach Erdbeere, aber für Emma nach Apfel.

Blau schmeckt für Romas nach Brombeere und für Merle nach Blaubeere

Gelb schmeckt für Finn nach Banane. Aber für Emma nach Zitrone.

Wie kann das denn sein!? Es ist doch eigentlich ganz leicht zu sagen, ob etwas nach Zitrone oder nach Banane schmeckt. Eigentlich müssten doch alle das gleiche geschmeckt haben, schließlich haben ja auch alle das gleiche gegessen… Auch Finn, Merle, Romas und Emma schauen mich ein bisschen ratlos an.

Super ihr habt genau hin geschmeckt und jetzt will ich mal erklären, was hier vor sich geht.

Denn was die vier nicht wissen:

In allen drei Schüsseln ist derselbe Joghurt drin! Apfelgeschmack - wir haben den Joghurt nur anders eingefärbt.

Reingelegt! Alle Joghurts haben nach Apfel geschmeckt - egal, welche Farbe sie hatten. Trotzdem haben die vier was ganz anders geschmeckt.

Ich glaub das nicht so wirklich!

Romas ist skeptisch und testet sich sicherheitshalber nochmal durch alle Joghurts. Und…

Jetzt schmeckt's nach Apfel!

Verrückt, oder? Jetzt, wo Roman weiß, dass der Joghurt nach Apfel schmecken soll, schmeckt er den Apfel auch raus!

Aber wir dachten wahrscheinlich, weil die alle verschiedenen Farben haben, dachten wir halt, das macht dann halt Sinn.

Woran liegt das?

Ja, weil das Aussehen dominiert. Wenn wir von weitem schon etwas sehen, was rot aussieht, dann erwarten wir, dass da auch eine rote Frucht dahinter ist, und diese Erwartung überlagert sogar das, was wir nachher wahrnehmen

Das erkläre ich Euch jetzt nochmal ein bisschen ausführlicher:

Die Augen sehen, dass in den Schüsseln offensichtlich etwas mit verschiedenen Farben drin ist, und es sieht cremig und feucht aus - wie Joghurt!

Diese Informationen senden die Augen zum Gehirn. Das gleicht die Informationen mit unseren Erfahrungen ab. Alles, was wir jemals erlebt und gelernt haben, ist dort abgespeichert! Okay, nicht alles, aber eben das meiste…

Unter anderem jedenfalls auch die Erfahrung: gelber Joghurt schmeckt oft nach Vanille. Und roter meistens nach Erdbeere. Unser Gehirn erwartet jetzt also schon, dass Joghurts mit diesen Geschmacksrichtungen auch in den Mund kommen. Die Zunge tastet beim Essen, wie sich die Nahrung anfühlt: cremig und feucht - also so, wie erwartet. Und die Sinneszellen lösen den Impuls aus: süß.

Unser Gehirn hat sich das alles schon gedacht. Und weil die Erwartungshaltung so groß ist, geht bei der Geschmacksanalyse die Tatsache unter, dass die Joghurts ja gar nicht wie erwartet schmecken - sondern eigentlich ganz anders.

Beim Essen spielen also ganz viele Sinne zusammen. Schmecken, Riechen und sogar Sehen. Aber das war’s immer noch nicht. Auch unser Alter spielt beim Schmecken eine große Rolle. Zeit fürs Besserwissendrin!

Besserwissendrin

Bestimmt ist euch schonmal aufgefallen, dass Erwachsene Dinge essen oder trinken, die uns Kindern gar nicht schmecken. Scharfe Sachen wie Chilis zum Beispiel. Oder Kaffee! - Vieeeel zu bitter! Das liegt daran, dass sich unser Geschmack im Laufe des Lebens verändert.

Eric hat euch ja vorhin schon erzählt, dass wir auf der Zunge Geschmacksknospen mit Sinneszellen haben, die wir zum Erkennen der fünf Grund-Geschmäcker brauchen. Im Laufe des Lebens werden die aber immer weniger! Kaffee schmeckt für Kinder also einfach noch bitterer als für Erwachsene - kein Wunder, dass wir das nicht mögen. Vielleicht ja irgendwann mal….

Aber: von unserem Alter hängt auch ab, wie gerne wir neues Essen probieren.

Babys probieren und essen eigentlich noch alles - das sind sie so gewöhnt, denn auch die Muttermilch schmeckt jeden Tag ein bisschen anders, je nachdem, was die Mutter vorher gegessen hat. Gleichzeitig müssen Babys nie eigene Entscheidungen treffen, was das Essen angeht: es gibt Milch - und etwas später eben das, womit Mama und Papa sie sonst so füttern.

Mit ca. zwei Jahren werden kleine Kinder dann wählerischer. Das hat einen guten Grund! Denn mit dem Alter krabbeln und laufen Kinder schon ganz alleine. Vor allem in der Steinzeit war die Gefahr groß, dass die Kinder nun etwas essen könnten, was giftig ist - deswegen sind Menschen von Natur aus in diesem Alter weniger experimentierfreudig, was das Essen angeht.

Diese Phase hält an, bis sie ungefähr 10 Jahre alt sind! Also ganz schön lange. Erst dann probieren Menschenkinder wieder mehr neue Lebensmittel – und dann entwickeln so schließlich langsam ihren ganz persönlichen Geschmack.

Besserwissendrin

Ja, das kann ich nur bestätigen: Ich fand als Kind zum Beispiel Tomaten und Käse einfach nur furchtbar! So richtig eklig. Und wisst ihr, was heute einer meiner Lieblings-Snacks ist: Käsebrot mit Tomate drauf. Ist doch schräg, oder?

Zurück zu unserem Experiment. Wir gehen jetzt nämlich in Runde 3!

Finn, Romas, Emma und Merle ziehen wieder die Brillen auf, aber nur kurz, während ihnen das nächste Testessen serviert wird - so ist der Überraschungseffekt größer.

Ihr dürft jetzt eure Brillen abnehmen!

Ihhh!

Oh, was ist denn da los? Ich erklär euch kurz die Situation: Unsere Geschmackstester haben vor sich jeweils zwei Gerichte stehen. Einmal Nudeln mit Tomatensauce und Käse obendrauf! Aber dann gibt’s auch noch diesen anderen Teller, der, nun ja, besonders aussieht. Die Nudeln und die Sauce sind pechschwarz und der Käse obendrauf ist grünlich-blau.

Die sehen ein bisschen unschmackhaft aus.

Wieso denn, Finn?

Eher so faul. Und der Käse sieht auch ein bisschen verschimmelt aus.

Was Finn und die anderen nicht ahnen: wir haben die Lebensmittel mit geschmacksneutraler Lebensmittelfarbe eingefärbt! Die schwarzen Nudeln schmecken also genau gleich wie ganz normale Nudeln. Das sagen wir den vieren aber erstmal nicht. Romas zögert.

Wenn ich so etwas zuhause hätte, würde ich es nicht essen.

Warum denn nicht?

Das sieht halt nicht so lecker aus.

Und dann gibt es auch ein Dessert zur Auswahl:

Teller oder Schüsseln

Schoko-Mousse - einmal sieht es normal aus, und einmal als hätte ein Hund gerade einen Haufen gemacht. Merle ist die erste, die sich traut, zu probieren.

Uuuuund?

Das sieht zwar unterschiedlich aus, aber es schmeckt irgendwie gleich.

Riiiichtig!

Also es scheint, bei dieser Bewertung, ob wir etwas lecker finden oder eklig finden, schon eine Rolle zu spielen, was da vor uns liegt. Auch in welcher Form das präsentiert wird.

Absolut.

Das ist wieder Professor Ritter.

Wir sind angeboren mit dem, dass wir süß und sauer und so weiter schmecken, das ist alles angeboren, und damit können wir auch sagen Da sind Nährstoffe drin, aber ob wir etwas lecker oder nicht lecker finden, das lernen wir erst.

Deswegen sind Erfahrungswerte auch ganz wichtig. Klar: wenn mir einmal Brokkoli nicht geschmeckt hat, will ich ihn nicht nochmal probieren.

Genau, weil das schützt uns letztendlich auch davor, dass wir uns vergiften. Und dazu reichen unser Geschmackssinn alleine nicht aus und deshalb müssen wir ganz viel lernen, um die richtige Entscheidung zu treffen.

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Und da spielt auch Form, auch das Hören spielt ne Rolle, ob es knackt, zu labbrig ist, weil labbrig könnt ja auch sein, dass es faul ist, dass ein Apfel vielleicht nicht in Ordnung ist, weil er einfach eine mehlige faule Struktur hat.

Im Laufe unseres Lebens haben wir gelernt: Essen mit Blaustich, das ist wahrscheinlich nicht mehr gut, das sollte man besser nicht essen. Deswegen fällt es unseren Geschmackstestern auch so schwer, den eingefärbten Käse zu probieren - obwohl es ja letztendlich ganz normaler Käse ist: die Macht des Erfahrungswissens – Blau ist gleich Schimmel ist gleich bäh – das ist einfach stärker!

So. Wir kommen dem Geschmack immer mehr auf die Spur. Jetzt stell ich mir noch die Frage: Warum schmecken uns manche Sachen besser als andere? Toast mit Schokocreme zum Beispiel finden viele ja verlockender als Graubrot mit Magerquark.

Und damit beginnt jetzt der letzte Teil unseres Experiments: Runde 4!

Finn, Merle, Romas und Emma machen sich bereit.

So und ihr seht: vor euch sind zwei kleine Schüsselchen. Wir haben jetzt zwei Varianten Erdbeer-Joghurt für euch vorbereitet.

Im ersten Schüsselchen ist gekaufter Erdbeerjoghurt aus dem Supermarkt. Variante 2 ist selbstgemacht und besteht aus fettarmem Joghurt mit frischen Erdbeeren. Das wissen die vier aber nicht. Sie sollen einfach nur entscheiden, was ihnen besser schmeckt. Na, was denkt ihr? Was finden unsere Geschmackstester

wohl leckerer?

Ein kleiner Hinweis: der gekaufte Joghurt hat 14,5g Zucker und ca. 10g Fett. Der selbstgemachte Joghurt dagegen hat nur 8,5g Zucker und 01, g Fett. Ich frag mich was besser ankommt….

Merle, Finn und Emma schmeckt der gekaufte Joghurt besser! Nur Romas hat sich für das Schüsselchen mit dem selbstgemachten Joghurt entschieden. Unseren Experten Herrn Ritter überrascht es nicht, dass er mit dieser Meinung alleine dasteht.

Ja es ist leider in unseren Genen festgelegt, dass wir süß und fettig mit dem Belohnungssystem verbunden haben und wenn etwas da ist, was süß und fettig ist, dann finden wir das toll.

Der Grund dafür liegt bei unseren Vorfahren in der Steinzeit! Lasst uns eine kurze Zeitreise machen…

Vor 10.000 Jahren gab es natürlich noch keinen Supermarkt. Die Menschen mussten sich selbst um ihr Essen kümmern. Deswegen haben sie Beeren gesammelt.

Beeren enthalten Vitamine und Fruchtzucker, zwei wichtige Energielieferanten für den Körper.

Eine andere wichtige Energiequelle für unsere Vorfahren war Fleisch! Und dafür sind sie auf die Jagd gegangen:

Fleisch enthält Eiweiß und Fett. Auch das sind wichtige Energielieferanten.

Unsere Vorfahren waren also durchgängig auf der Suche nach Nahrung mit möglichst viel Zucker oder möglichst viel Fett. Denn mit diesen Lebensmitteln blieben sie bei Kräften und somit am Leben! Sie wussten schließlich nie, wie lange es bis zur nächsten Mahlzeit dauert…

Heute sieht das alles etwas anders aus: Wenn wir hungrig sind, gehen wir einfach zum Kühlschrank und haben eine riesige Auswahl an Lebensmitteln. Unser Gehirn funktioniert aber immer noch so wie vor 10.000 Jahren. Wenn etwas viel Zucker oder viel Fett enthält, schmeckt es uns einfach besonders gut - genau wie unseren Steinzeit-Vorfahren! Inzwischen gibt es aber Lebensmittel, die beides enthalten - also viel Zucker und viel Fett. Das kommt in der Natur eigentlich gar nicht vor, sondern nur in Fertigprodukten wie etwa Schokoriegeln. Ein ganz bekanntes Beispiel dafür ist übrigens Nuss-Nougat-Creme!

Oft essen wir davon ja mehr, als wir wirklich Hunger haben. Das liegt daran, dass in unserem Gehirn das Belohnungssystem aktiviert wird, wenn wir süß und fettig essen: Achtung: Dopamin-Alarm! Und damit auch Sucht-Gefahr! Unser Körper will dann immer mehr davon und uns fällt es total schwer aufzuhören! Schuld daran ist eben dieses Steinzeit-Ich, dass jeder noch irgendwo in sich stecken hat.

Gesünder wäre es, wenn wir reduzieren würden, gerade was Zucker und Fett angeht. Da müssen wir hin.

Die Lebensmittelindustrie macht uns das aber schwer! Denn sie gibt zu allen möglichen Lebensmitteln Zucker hinzu! Auch in herzhafte Lebensmittel wie Kartoffelsalat, Fertigpizza, Frühlingsrollen, Ketchup oder Tomatensauce! Obwohl die ja eigentlich gar nicht süß schmecken. Aber Zucker ist billig, und er sorgt auch dafür, dass uns das Essen noch besser schmeckt und wir immer mehr davon wollen: gut für die Firmen, schlecht für uns. Denn leider macht zu viel Zucker dick und krank. Professor Ritter empfiehlt deswegen,

Wenn wir also häufiger weniger süße Sachen essen, dann gewöhnen wir uns an den weniger süßen Geschmack und leben am Ende gesünder.

Kleiner Tipp: Selbst kochen hilft, denn so können wir den Zucker einfach weglassen und mit der Zeit schmeckt uns dieses Essen dann kein bisschen schlechter als Dosen- und Tiefkühlgerichte aus dem Supermarkt, sondern sogar besser. Dass es wirklich eine Gewohnheitssache ist, das hat uns heute im Experiment Romas gezeigt: Ihm hat der selbstgemachte Joghurt - ohne Industrie-Zucker - ja am besten geschmeckt.

Hinter unserem Geschmack steckt noch viel mehr, als ich vor dieser Folge gedacht hätte! Wir schmecken nicht nur über unsere Zunge, sondern auch über unsere Nase und sogar die Augen! Und: ob wir etwas mögen oder nicht, hängt auch mit unserem Alter und unseren Gewohnheiten zusammen - das heißt: nichts davon ist in Stein gemeißelt, es verändert sich mit der Zeit, und auch wir selbst können es gezielt ändern! Denn wenn es nur die Steinzeitgene wären, die unseren Geschmack steuern, würden die Menschen ja nicht weltweit so unterschiedliche Sachen mögen, je nach Kultur, Religion und, ja, eben Gewohnheit. Denkt mal zurück an den Anfang dieser Folge… Ich sag nur: Surströmming!!! Dieser Stinkefisch aus Schweden.

Aber wer weiß: wenn ich das Zeug noch zehnmal esse - vielleicht fang ich dann ja auch an, es zu mögen. Also: als euer Stuntman des Wissens kann ich euch nur raten: probiert öfter Mal was Neues.

Was ist eigentlich euer Lieblingsgericht? Und was geht gar nicht? Schreibt mir doch mal an wissendrin@zdf.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite.

Das war PUR+ Wissendrin mit mir: Eric. Und falls ihr es noch nicht getan habt: Abonniert gerne den Podcast, damit ihr keine Folge verpasst. Hört da gerne mal rein! Oder schaut doch mal in unserer Mediathek auf zdftivi.de vorbei. Da gibt es ganz viele spannende Sendung zum Thema Geschmack.

PUR+ Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+.