Stimme: So viel verrät sie über dich

Shownotes

Die Klasse 7d sitzt in ihrem Klassenraum und hört die Stimme einer Person, die sie nicht kennen und ganz wichtig: auch nicht sehen! Dann hört die Stimme auf und das "PUR+ Wissendrin"-Experiment startet. Die Schüler und Schülerinnen sollen nur anhand der Stimme das Alter, das Aussehen und die Persönlichkeit der Person beschreiben. Aber stimmten die Beschreibungen mit der Realität überein? Haben sie die Person richtig beschrieben und eingeschätzt? Am Ende gibt es die große Auflösung. Die Person betritt den Klassenraum und die Überraschung ist für alle riesig!

Na, neugierig geworden? Dann hört doch mal rein und erfahrt außerdem: Jede Stimme ist einzigartig, genau wie der Mensch, zu dem diese Stimme gehört. Aber was ist eigentlich verantwortlich für den Klang unserer Stimme? Dazu macht Eric eine Reise in unseren Körper und schaut sich den Kehlkopf, die Stimmlippen und den Mundraum des Menschen genauer an. Klingt kompliziert und langweilig? Ist es aber gar nicht. Versprochen!

Und dann hat Eric noch super Tipps für Euch für folgende Situation: Ihr steht vor der Klasse, sollt ein Referat halten und eure Stimme versagt! Sie klingt leise, piepsig und zittrig und keiner versteht, was ihr so mühevoll vorbereitet hat. Und alle wissen: ihr seid total aufgeregt und nervös. Schöner Mist! Eigentlich wollt ihr doch selbstbewusst und total locker rüberkommen. Wie ihr das trotzdem schaffen könnt? Carina Lüke ist Expertin für Sprachentwicklung verrät euch jeder Menge Insiderwissen für ein perfekt vorgetragenes Referat. Macht mir und probiert es mal aus!

Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf: https://www.zdf.de/kinder/purplus

"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+

Moderation: Eric Mayer
Gäste: Carina Lüke
Autorinnen dieser Folge: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand, Lena Kohlwes
Sounddesign: Joscha Grunewald
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Redaktion Kugel und Niere: Lena Kohlwes
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung: Silke Penno
Kontakt: wissendrin@zdf.de

Transkript anzeigen

Hey Leute, hier ist Eric. Kennt ihr das? Ihr müsst ein Referat halten und steht vor der Klasse, alle schauen euch erwartungsvoll an, das macht euch ganz schön nervös. Eure Knie zittern und ihr beginnt zu schwitzen. Aber jetzt heißt es Augen zu und durch. Ihr beginnt mit eurer Präsentation und auf einmal. Klingt eure Stimme ganz piepsig und auch irgendwie zittrig und laut genug, sprecht ihr eigentlich auch nicht mehr, ja. Eure Stimme entlarvt euch sofort und alle wissen, ihr seid total nervös und aufgeregt.

Unsere Stimme verrät also, wie wir uns gerade fühlen. Also auch wenn wir in so einer Referatssituation total unsicher sind. Aber ich will wissen, was verrät unsere Stimmen noch über uns und kleiner Spoiler. Sie verrät viel, viel mehr als ihr denkt und mehr, als euch vielleicht lieb ist. Und ich habe eine Stimmenexpertin zu Gast, die euch Tipps gibt, wie ihr ganz cool uns selbstsicher rüberkommt. Ihr könnt da direkt auch mit üben, also bleibt dran.

Ihr hört Wissendrin den Podcast von PUR+ mit mir, Eric, Ich bin auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren oder genaues Hinschauen finden lassen. Meine Mission, was andere nur wissen, will ich mit euch erleben.

Um rauszufinden, wieviel unsere Stimme wirklich über uns verrät, starten wir mit einem Experiment.

Unterstützt werde ich dabei von der 7 D des Albert-Schweitzer-Gymnasiums in Hürth. Ich treffe die Schülerinnen und Schüler in ihrem Klassenraum und so funktioniert unser Experiment, alle aus der Klasse hören gleich nacheinander 2 Stimmen, aber sie sehen nicht, wer da spricht. Denn die Personen, die sprechen, stehen im Klassenraum hinter einer Sichtschutzwand. Die Aufgabe der Klasse ist es, sich die Stimmen der beiden Personen anzuhören und dann die Personen so genau wie möglich zu beschreiben. Und zwar im Hinblick auf: ihr Alter, ihr Aussehen und ihre Persönlichkeit. Und das alles nur anhand der Stimme, ohne irgendwas von der Person sehen zu können. Na, ob das klappt? Ich bin gespannt, aber ihr zuhause könnt ja mal mitraten und rausfinden, ob sich eure Beschreibungen, mit denen der Klasse überschneiden. Unsere erste Testperson hinter der Sichtschutzwand bekommt jetzt von mir ein Foto, welches sie beschreiben soll. Dieses Foto sieht sie zum ersten Mal. Das ist wichtig, damit sie den Text nicht üben konnte und wir eine möglichst neutrale und damit gut vergleichbare Stimmprobe bekommen. Mach doch jetzt kurz die Augen zu, damit ihr beim Hören nicht abgelenkt werdet. Also stimme Nummer 1 ist bereit bitte schön.

Ich sehe eine Straßenkreuzung in einer Stadt. Ich sehe 2 Menschen, die mit dem Rücken zu mir stehen, und ich sehe eine Frittenbude.

Alle aus der Klasse haben ganz konzentriert zugehört. Los geht es mit dem Raten des Alters. Na, habt ihr schon ein Bild vor Augen, wie alt könnte die Person denn sein? Die 7 D fängt mal an zu schätzen.

35 ich glaube, der ist ungefähr 40.

Ich glaube, dass es sogar eher um den Dreh, um 50 oder so ist.

Die Mehrheit entscheidet sich am Ende für um die 40. OK, das halten wir schon mal fest. Jetzt geht es weiter mit dem Aussehen.

Ist diese Person eher so ein bisschen dicker oder ist sie eher sehr dünn?

Ich glaube, die ist eher dicker.

Eher ein bisschen dicker.

Was glaubt ihr, welche Haarfarbe hat diese Person?

So ein dunkles Blatt, eher schwarz.

Braun ok, also dunkle Haare.

Also so 3 Tage Bart auch.

Ich glaube, der hat eher eine lockere Frisur, also vielleicht auch so Wellen oder so, aber jetzt keine glatten Haare, würde ich sagen.

Was hat denn diese Person wohl?

An eine Jeans, also eine dunkle Jeans.

Hemd vielleicht und vielleicht eine Jacke noch.

Ihr merkt schon, obwohl die Klasse 7 d die Person hinter der Stimme gar nicht gesehen hat, hat sie ziemlich konkrete Vorstellungen, wie die Person aussehen könnte.

Wie kommt ihr darauf, dass dieser Mensch so aussieht? Ihr habt ihn ja bisher nur gehört.

Ich glaube man macht sich selber einfach erstmal so ein Bild im Kopf und natürlich weiß man nicht, ob es jetzt wirklich so ist.

So, und jetzt wird es noch etwas schwerer. Die Klasse soll als drittes die Persönlichkeit von unserer Testperson beschreiben.

Ich fand, dass er ziemlich gelassen klang und dass er sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lässt.

Ich kann mir auch vorstellen, dass diese Person es irgendwie mit einer Jogginghose auf der Couch und dann ein bisschen Fernseh schaut.

Aber, wenn man der Person zu sehr auf der Nase rumtanzt, glaube ich, dass sie schon sagen kann, dass sie das nicht möchte. Ich würde sagen, wenn er dann sauer ist, dass er dann auch richtig sauer ist.

Wow, das sind ziemlich konkrete Beschreibungen. Habt ihr bisher auch ähnlich geraten oder stellt ihr euch eine ganz andere Person vor? Ich würde sagen, ich spanne euch nicht länger auf die Folter und wir lösen mal auf, wer da eigentlich gesprochen hat.

Jetzt kommt natürlich der spannende Moment. Ihr werdet Stimme 1 jetzt sehen.

Hinter der Sichtschutzwand tritt ein Mann hervor. Roland heißt er, und er ist 42 Jahre alt. Das Alter hat die Klasse also schon mal fast richtig eingeschätzt und das Aussehen. Er hat tatsächlich dunkle Haare, die er locker nach hinten gegelt hat. Ein bisschen wellig sind sie auch, auch einen 3 Tage Bart hat er wirklich und sogar die Beschreibung der Kleidung passt total gut. Roland trägt wirklich eine dunkle Jeans, ein Hemd und ein Jackett darüber. Die Klasse hat supergut geraten, alle freuen sich schon mal. Aber eine Sache müssen wir noch klären. Hat die Klasse auch Rolands Persönlichkeit so gut getroffen oder ist er in Wahrheit ganz anders?

Bist du jetzt gut getroffen oder bist du nicht so gut getroffen?

Doch Ich finde, ich bin sehr gut getroffen, weil ich bin eigentlich ein ganz ausgeglichener Typ und kann aber auch wenn man mich lange genug ärgert, sehr böse werden, ja.

Gibt es denn Sachen, wo du jetzt zugehört hast und gedacht hast, ja das passt ja gar nicht auf mich.

Das mit dem fand ich ein bisschen gemein, aber sonst so.

OK, fassen wir das Ergebnis aus Runde 1 zusammen. Das Alter hat die Klasse 7 d richtig eingeschätzt, top. Auch das Aussehen hat sie super anhand der Stimme geraten, auch top und zu guter Letzt die Persönlichkeit. Auch hier konnte Roland bestätigen, dass die Klasse ihn richtig beschrieben hat, also 3-mal top.

Wie habt ihr abgeschnitten? Habt ihr auch einige Sachen richtig geraten? Aber jetzt mal ehrlich, vielleicht hatte die 7 d auch einfach richtig viel Glück und die Ähnlichkeiten bei Aussehen, Alter und Persönlichkeit waren nur Zufall. Das wollen wir jetzt auf die Probe stellen und starten deswegen in die zweite Runde mit unserer zweiten Testperson. Auch Sie. Für die Klasse nicht sichtbar hinter der Wand bekommt von mir jetzt auch ein Foto, das sie vorher noch nicht kannte und soll es beschreiben.

Ihr seid bereit für Stimme 2.

Ja.

Stimme Nummer 2 bitte beschreibe uns, was du auf dem Foto siehst.

Ich sehe eine stark befahrene Kreuzung, außerdem eine Fußgängerampel. Im Hintergrund ist noch ein älterer Mann auf einem Fahrrad. 2 Frauen, die einen Kinderwagen schieben.

Okay fangen wir dieses Mal mit dem Aussehen an? Wie könnte die Person wohl ausschauen?

Eine Frau, eher groß, ich würde sagen. Schlank und groß.

Nicht dick, aber jetzt auch nicht extrem dünn.

Ich finde glaube ich eher blonde, blonde, lange Haare.

Die Klasse ist sich einig, es handelt sich um eine große Frau mit blonden Haaren. Auch bei dem Alter sind sich alle einig, sie ist eher jung und sie einigen sich auf 20 bis 25 Jahre.

Was hat diese Person wohl an?

Die Klasse überlegt ein wenig, dann entscheiden sie sich für eine helle Bluse, dazu Jeans, Stiefeletten und viel Schmuck. Und wie sieht es mit der Persönlichkeit aus?

Ich glaube eher schüchtern, eher ein bisschen unsicherer.

Sehr strukturiert vielleicht an der Uni oder so.

Ich kann mir auch sehr gut vorstellen, dass sie sehr ehrgeizig ist. Ich glaube, sie ist sehr fröhlich, aber ich glaube auch, dass sie nicht wirklich streng sein kann. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass sich die Person vielleicht sogar gar nicht traut, so richtig wütend zu werden und so richtig auszurasten.

So, dann haben wir ja alle Informationen gesammelt. Unsere zweite Testperson ist laut der 7 d weiblich zwischen 20-25 Jahren groß, hat blonde Haare und trägt ein eher schickes Outfit in hellen Farben mit viel Schmuck. Und jetzt kommt die große Auflösung.

Stimme Nummer 2, komm bitte nach vorne.

Da ist sie, Katharina 21 Jahre. Also das Alter passt wieder. Beim Aussehen lag die Klasse ein wenig daneben. Katharina hat keine blonden, sondern braune Haare und trägt dunkle und lässige und keine hellen und schicken Klamotten und auch keinen Schmuck. Das passte also beides nicht. Leider nicht top, aber groß und schlank ist sie, das stimmte, Top und wie sieht es bei der Persönlichkeit aus, fühlst du dich bei den Charaktereigenschaften gut getroffen oder eher nicht so gut?

Also ich bin überrascht, wie gut getroffen ihr mich habt, denn ich bin tatsächlich ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt, ich bin eher ruhig. Weg und in manchen Sachen auch unsicher.

Bist du denn ehrgeizig und strukturiert? Das hatten wir auch.

Ja. Also die beiden Charaktereigenschaften sind eigentlich perfekt passend, also strukturiert ist glaube ich, das Erste, was ich über mich behaupten würde, deswegen habt ihr gut erkannt.

Das finde ich jetzt echt der Hammer. Das ist ja eigentlich noch besser getroffen als vorhin bei Stimme Nummer 1.

Ja.

100% Treffsicherheit fast bei dir, jetzt.

Ja.

Hättest du gedacht, dass deine Stimme so viel über dich verrät, wie es jetzt gerade passiert ist.

Nee, schockiert mich ehrlich gesagt ein bisschen.

Volltreffer bei der Persönlichkeit. Die Beschreibung war top. Also unser Experiment hat gezeigt, unsere Stimme verrät ganz schön viel über uns, über unsere Klamotten und Haare sagt sie zwar nix aus, aber die Klasse konnte bei beiden Testpersonen das Alter sehr gut einschätzen und auch äußerliche Merkmale wie die Figur haben gestimmt. Und was mich am meisten überrascht, hat auch die Persönlichkeit unserer Testperson konnte die Klasse sehr treffend beschreiben. Die Stimme ist aber nicht nur superwichtig, wenn wir eine Person nicht sehen, so wie bei unserem Experiment die Forschung zeigt, dass uns die Stimme auch dann extrem beeinflusst, wenn wir mit einer Person reden, also sie dabei sehen, wir glauben oft, wir bewerten eine Person aufgrund ihres Aussehens und merken gar nicht, wie sehr uns eigentlich die Stimme dabei beeinflusst, wie wir die Person finden. Und was wir über sie. Denken unser Aussehen verrät einiges über uns, aber unsere Stimme verrät mindestens genauso viel. Natürlich auch unsere eigene und das kommt, weil jede Stimme einzigartig ist. Genau wie der Mensch, zu dem die Stimme gehört und deshalb auch bei jedem anders klingt. Aber wie ist das überhaupt möglich? Schauen wir uns das mal genauer an.

Und zwar müssen wir dazu unseren Kehlkopf näher betrachten, um den zu finden, nehmt mal eure Finger an euren Hals und Fahrt mal drüber, da fühlt ihr ungefähr in der Mitte einen harten Hubbel, der sich beim Schlucken nach oben und unten bewegt. Habt ihr ihn gefunden, das ist euer Kehlkopf, und in diesem Kehlkopf sitzen die Stimmlippen, die sehen wirklich so aus wie 2 Lippen. Eben halt in eurem Hals. Und wie auch die Lippen an unserem Mund können, sich die Stimmlippen bewegen. Sie werden beim Sprechen von der Atemluft in Schwingungen versetzt und sind die Verantwortlichen Nummer 1 für den Klang unserer Stimme. Umso kleiner und dünner sie sind, umso höher der Klang, wie bei Kindern.

Hey, ich bin doch gar nicht so klein.

Genau wie bei Gitarrensaiten. Dünne Seiten klingen hell und klar, die dicken Seiten hingegen erzeugen einen tiefen, rauen Ton. So wie die langen, dicken Stimmlippen von Männern.

Ob ein Mann ein.

Oder eine Frau spricht, können wir deshalb schnell erkennen.

Bei Kindern dagegen gibt es diesen Unterschied noch kaum. Deshalb können wir Mädchen und Jungenstimmen schlecht auseinanderhalten.

Erst in der Pubertät wächst bei uns der Kehlkopf samt Stimmlippen in kurzer Zeit deutlich an.

Ich glaube, ich bin im Stimmbruch.

Aber dann verlieren die Stimmlippen mit jedem Jahr etwas von ihrer Elastizität. Sie werden also weniger dehnbar und beweglich. Auch die Kehlkopfmuskeln werden immer schlaffer.

Dadurch wird die Stimme mit der Zeit immer rauer, brüchiger und träge.

Aber noch etwas anderes ist verantwortlich dafür, wie wir klingen. Der Vokaltrakt, das sind alle Hohlräume oberhalb der Stimmlippen. Also nehmt noch mal die Hand an den Kehlkopf am Hals, also diesen Knubbel, und von da bis hoch zu eurer Nase, da befindet sich der Vokaltrakt und dazu gehört von unten nach oben der Rachen, der Mundraum und die Nasenhöhle. Unsere Stimmlippen erzeugen Schallwellen, und die hallen im Vokaltrakt wider, werden also von den Rachen, Mund und Nasenwänden zurückgeworfen. Wie so ein Echo in einer Höhle. Und weil der Vokaltrakt von jedem Menschen anders aussieht. Manche sind größer, manche sind kleiner und alle sind immer so n bisschen anders geformt. Hört sich auch jede Stimme anders an, weil große, kräftige Menschen oft auch einen großen Mundraum haben, können wir von der Stimme manchmal auch auf die Figur schließen, hier klingt die Stimme nämlich oft tiefer.

Soso, man hört mir also meine Figur an.

Andere Äußerlichkeiten wie etwa die Haarfarbe und unsere Kleidung haben nichts mit der Stimme zu tun. Viel Einfluss auf unsere Stimme hat dagegen unsere Persönlichkeit.

Unsichere Menschen zum Beispiel verkrampfen oft unbewusst die Kehlkopfmuskulatur, so dass die Stimmlippen sich stark anspannen. Die Stimme klingt dann leicht piepsig.

Auch die Körperhaltung wirkt sich auf die Stimme aus.

Wer in sich zusammengesackt da steht behindert den Luftstrom, der der Stimme Kraft verleiht, und er verengt seinen Vokaltrakt. Die Stimme klingt dadurch leise, dünn und eintönig.

Fröhliche, selbstsichere Menschen dagegensprechen nicht nur lauter, sondern auch lebendiger, das heißt mit mehr Höhen und Tiefen.

All das nehmen wir sofort wahr, wenn wir eine Stimme hören und bewerten so automatisch den Menschen, der dahintersteckt. Genau so hat das ja auch bei unserem Experiment geklappt. Die 7 D hat sofort eine Vorstellung gehabt, wer da gerade spricht, auch ohne die Person zu sehen, das ist ja, wie wenn ihr unseren Podcast hört, ihr hört ja auch nur stimmen und habt vielleicht trotzdem ein ganz konkretes Bild von mir und den Menschen in diesem Podcast im Kopf. Also wir haben jetzt gelernt, dass unsere Stimme ganz schön viel über uns verrät. Unser Alter zum Teil unser Aussehen und auch unsere Persönlichkeit. Und jede Stimme ist einzigartig. Das liegt daran, dass bei jedem der Kehlkopf und die Stimmlippen und auch jeder Mundraum ein wenig anders geformt ist. Und unsere Stimme verändert sich auch im Laufe des Lebens. An all dem können wir nichts ändern, aber es gibt etwas, was wir bei unserer Stimme ändern können, und damit komme ich wieder zu meinem Beispiel vom Anfang mit dem Referat zurück.

Was ihr tun könnt, um eure Stimme in dieser Situation unter Kontrolle zu bekommen und bei einem Referat selbstbewusster aufzutreten, das verrät euch Carina Lüke. Sie forscht an der Universität Würzburg zur Sprachentwicklung und kennt sich also bestens mit der Stimme aus und ich rufe sie jetzt. Mal an.

Der Anruf.

Hallo Carina.

Hi Eric.

Denken wir uns noch mal rein in diese Situation. Also jemand steht vor der Klasse und muss n Referat halten. Ich mein Ich kenn das noch aus der Schulzeit, ich fand das total schwierig immer vor Leuten da zu sprechen. Es hat mich immer im Vorfeld ganz schlimm nervös gemacht und ich war sehr aufgeregt. Und dann beginnt die Stimme ja auch so zittrig zu werden, vielleicht so ein bisschen höher zu werden und man kann nicht mehr so richtig gut sprechen. Also wenn ich nicht möchte, dass die anderen das merken, dass ich so nervös bin, wie kann ich denn zum Beispiel meine Stimme dann trainieren?

Also in der Situation, glaube ich, sollte man sich gar nicht fragen. Oh, hoffentlich passiert das jetzt nicht, hoffentlich passiert das nicht, sondern sich eher dann auch das Referat konzentrieren, was will ich sagen und wie, wie möchte ich das sagen, aber vorher kann man sich schon ein bisschen vorbereiten, also indem man zum Beispiel vor dem Referat schaut, dass man so n Moment der Ruhe für sich findet, also wirklich vielleicht vor der Unterrichtsstunde noch mal oder in der Pause oder so etwas sich so n bisschen zurückzieht, noch mal ganz tief zum Beispiel in den Bauch einatmet, die Hand vielleicht auf den Bauch legt, das muss auch gar keiner mitbekommen. Aber mal spürt, wie der Atem in. Bauch fließt. Dass man das 3–4-mal macht.

Ok, cool, also Atmung komm, wir machen das mal zusammen. OK warte mal ich steh mal. Ich steh mal auf oder vielleicht wahrscheinlich werde ich jetzt ein bisschen leiser, aber ich steh mal auf OK.

Ja genau, und dann wirklich einmal durch den Mund ganz tief einatmen, dass du an deiner Hand merkst, dass da Luft in deinen Bauch rein strömt, also nicht hoch in die Schultern, sondern in deinen Bauch, versuch mal.

Mhm.

Und dann möglichst langsam wieder ausatmen. Das habe ich dir nicht gesagt. Außeratmen ist immer erlaubt.

Ok warte, ich mach noch mal.

Mach nochmal einatmen und dann langsam wieder durch den Mund ausatmen. Und gerne, wenn man es schafft, auch ein bisschen länger ausatmen, als man eingeatmet hat.

Ich komm mal wieder ein bisschen näher, weil ich musste jetzt aufstehen.

Doch, aber es macht direkt was mit einem.

Total ja. Also der ganze Körper entspannt sich und man man findet diese Ruhe und das merkt man dann auch, wenn man dann weiterspricht, dass dann schon so ein bisschen Nervositätenzittern auch schon gar nicht mehr da ist.

Ja, voll.

Was man auch machen kann, direkt danach vielleicht, nachdem man geatmet hat auch mal irgendwie sowas wie Mut zu sprechen. Das klingt vielleicht total blöd, aber das kann man ja auch in seinem Kopf machen, das müssen auch andere ja gar nicht hören, sowas sagen, hey, ich bin gut vorbereitet.

Es gibt doch diesen Spruch. In der Ruhe liegt die Kraft, dass das funktioniert, gerade bei so Aufregungsgeschichten auch bei mir total gut. Also wenn ich zum Beispiel vor großen Gruppen irgendwie sprechen muss, das muss ich ja Job mäßig öfter mal. Wenn ich jetzt auf einer Bühne stehe, zum Beispiel. Und dann nehme ich mir immer vor, mindestens so die ersten 1, 2, 3 Sätze bewusst langsam und ruhig zu sprechen, weil ich dann auch in so ne Ruhe generell reinkomme. Bei mir funktioniert das total. Also die Ruhe hilft mir da. Dann sozusagen nicht. Ja, was zu vergessen oder dann zu aufgeregt zu sein.

Ja, unbedingt. Und ich hab noch so einen Zaubertrick, würde ich mal sagen.

Ja, her damit.

Ich lehre ja auch sehr viel damit Hunderte von Studierenden in meinen Vorlesungen und ganz am Anfang war ich natürlich auch wahnsinnig aufgeregt und für mich so ein bisschen so ein Zaubertrick ist immer irgendwo ein nettes Gesicht zu finden, das kann man in der Schule, aber vielleicht sogar. Jemanden fragen? Also es ist ganz toll, wenn man zum Beispiel auch selber und wenn jetzt meine beste Freundin oder so etwas als Referat in der Klasse vielleicht hält, dass ich ne gute Zuhörerin bin, also wenn ich dann in der Klasse sitze, meine Freundin anlächele oder mal nicke, wenn ich was verstanden habe, wenn sie was erklärt hat, und das macht wahnsinnig viel für den oder diejenige, die eben vorne steht und das Referat hält, also ein freundliches Gesicht suchen. Das aufmerksam zuhört, das vielleicht mal lächelt. Das gibt einem gleich ein ganz anderes Gefühl.

Finde ich super, da kriegt man ja auch direkt gute Laune, wenn man jemanden anguckt, der der einen freundlich anschaut. Wie ist es mit der Mimik, wenn wir jetzt da vorne stehen und sprechen, sollte man da bewusst noch mal drauf achten, was man mit dem Gesicht macht, mit den Augen, mit dem Mund, mit den Händen, spielt das auch noch eine Rolle?

Ich würde auch da mich nicht so drauf fokussieren. Wichtig ist, dass man für alle verständlich ist und auch das kann man schon früher, wenn man auch das Referat zum Beispiel inhaltlicher vorbereitet. Da kann man sich auch vorbereiten, wie ich denn vortrage. Heißt, wichtige wäre eher so etwas, das man sich gerade hinstellt, ich hab das auch als Kind und Jugendliche sehr gern gemacht mit so verkreuzten Beinen, so ganz lässig nur auf einem Bein zu stehen, aber das ist für so n Referat schwierig, weil man super leicht umfällt und so wackelig wird.

Stimmt, ja.

Das heißt einfach beide Beine ungefähr Schulterbreit hinstellen, sich gerade aufrichten und nach vorne in die Klasse sprechen, das wäre wahnsinnig wichtig und auch den Mund richtig weit aufzumachen nicht übertrieben, aber eben ganz normal sage ich mal zu sprechen.

Ja guck mal, da haben wir noch mal einen konkreten Tipp, nämlich üben. Also, das heißt, man kann so eine Referatssituation auch zu Hause üben.

Ja, absolut. Also. Und wenn im Zweifel auch niemand aus unserem Video der Freude zuhören wollen, vielleicht hat man noch irgendwo eine Spielzeugfigur oder ein altes Kuscheltier oder so etwas rum rumliegen, das kann man auch im Zweifel da hinten in die Ecke setzen und dann versuchen, nicht erzähl dieser Figur da hinten etwas. Viele haben wir dann auch einfach ein Smartphone zu Hause, können sich mal selber filmen und dann selber an sich beobachten. Ach wie. Hat denn das geklappt oder war ich gut verständlich?

Stimmt.

Für mein Kuscheltier da in der Ecke.

Vielen, vielen Dank Carina, dass du uns diese ganzen Tipps gegeben hast. Ab jetzt würde ich sagen, Referate kein Problem mehr.

Ja, sehr gerne. Vielen Dank.

Bis bald mach es gut, Tschüss.

Der Anruf.

Ich habe in dieser Folge gelernt, dass unsere Stimme ein Superwichtiges und nützliches Werkzeug ist. Wir verraten damit unserem Gegenüber nämlich ganz viel über uns. Viele trainieren ihren Körper und versuchen auch mit Klamotten so gut wie möglich auszusehen und sind sich gar nicht bewusst, welche Aussagekraft und Wirkung der Klang ihrer Stimme hat. Die sollte man nämlich nicht unterschätzen, aber das Gute, je nachdem, ob wir laut oder ganz leise sprechen, aufgerichtet sind oder so klein in uns Zusammengesackt stehen. Wir können beeinflussen, wie wir von anderen wahrgenommen werden und auf bestimmte Situationen, wie zum Beispiel ein Referat, können wir uns und damit auch unsere Stimme gut vorbereiten. Das finde ich total cool. Es gibt auch gezielte Übungen, um seine Stimme zu trainieren, ein Paar davon mache ich in der Podcast Folge zum Thema Singen hört da doch mal rein.

Das war pur plus wissen drin mit mir. Eric schreibt mir doch mal in die Kommentare oder eine Mail an wissendrin@zdf.de, ob ihr bei unserem Experiment am Anfang der Folge beim Mitraten richtig lag oder ob ihr euch die Testpersonen ganz anders vorgestellt habt als die Klasse 7 d. Und falls ihr es noch nicht getan habt, abonniert gerne den Podcast, damit ihr keine Folge verpasst. Oder schaut doch mal in unserer Mediathek auf zdftivi.de vorbei.

PUR+ Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere im Auftrag des ZDF und der Redaktion PUR+