Panik? So bekommst du deine Angst in den Griff!

Shownotes

Wie schafft man es, in bedrohlichen Situationen Ruhe zu bewahren und überlegt zu handeln? Um das herauszufinden, fordert Eric seine Angst bewusst heraus und stellt sich einer krassen Panik-Challenge: Er fährt mit dem Auto in einen tiefen Fluss. Sofort dringt Wasser in den Innenraum – und mit dem Wasser steigt auch das mulmige Gefühl, in der Falle zu sitzen. Tatsächlich ist der Wasserdruck von außen so hoch, dass die Autotür nicht aufgeht, egal wie fest Eric auch drückt. Da hilft nur: tief durchatmen und warten, bis das Auto fast vollgelaufen ist. Erst dann wird sich die Tür öffnen lassen... wenn Eric nicht panisch wird und sich vorher vom Rettungstaucher befreien lässt. Hält er durch? Psychologin Dr. Katharina Heiser gibt Tipps, wie sich die aufsteigende Panik besiegen lässt - und wie ihr auch im echten Leben ruhig bleibt, etwa bei Lampenfieber vorm Referat. Außerdem lernt ihr in dieser Folge Svea kennen. Sie hat Angst vor Hunden. Und zwar so doll, dass sie auf der Flucht vor einem Hund einmal fast überfahren worden wäre... Am Ende ist klar: Angst ist ein uraltes Gefühl, das zu uns gehört und auch hilfreich sein kann. Wenn sie aber überhandnimmt, wird es Zeit, sie zu bekämpfen - und zwar da, wo sie entsteht: im Kopf.

Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus

"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+
Moderation: Eric Mayer
Gast/Expertin: Katharina Heiser
Autorinnen dieser Folge: Sandra Palm, Lena Kohlwes
Sounddesign: Joscha Grundewald
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung: Silke Penno

Transkript anzeigen

Hi Leute, hier ist Eric. Ihr wisst ja, für PUR+ habe ich schon alles Mögliche gemacht. Ich bin durchs Feuer gelaufen, ich wurde mit einem Heli von einem Berg gerettet oder war mit Haien im Atlantiktauch.

Und wenn ihr euch jetzt fragt, ob ich da nicht manchmal Schiss hab vor so krassen Challenges oder Experimenten, dann sag ich ganz klar, na logisch voll. Das gehört bei extremen Situationen ja auch irgendwie dazu, oder? Dieses Gefühl von Angst im Bauch.

Kennt ihr das? Ich meine, in meinem Fall ist das ja freiwillig. Ich nenne es mal Abenteuerangst, die mir auch so einen kleinen Kick gibt.

Aber oft geben einem Ängste überhaupt keinen Kick. Sie lassen uns manchmal sogar eher erstarren. Ich erinnere mich an so eine krasse Situation in meiner Kindheit.

Ich war mit meiner Familie, also meinen Eltern und meinem Bruder auf einem Musikfestival.

Das war im Sommer, klar waren halt Bands auf der Bühne, super viele Leute, 10.000, das war mega voll. Und wir waren wirklich mitten drin.

Ich fand das auch super, mit so vielen Menschen da auf diesem Festival zu sein. Aber ich war natürlich relativ klein. Und deswegen haben wir uns dann auf so ein Absperrgeländer draufgestellt, um einfach was zu sehen.

Und haben die Musik dann da genossen, haben auf die Bühne geguckt, das war total super. Und dann gab es aber einen Moment, da ist die Stimmung irgendwie gekippt vor Ort. Also die Leute direkt um uns rum, die haben plötzlich so ein bisschen rumgepöbelt.

Dann haben die sich so ein bisschen geschubst. Und dann hat sich diese ganze Masse so bewegt. Und dann ist Folgendes passiert.

Das Geländer, auf dem wir standen, mein Bruder und ich, das ist einfach umgefallen in dem Moment, weil da so ein Druck von den Leuten kam. Mein Bruder und ich werden so irgendwie in diese Menge reingeschmissen und alle Leute rennen total aufgeregt umher. Und es ist laut und ein paar Leute rufen so irgendwie.

Was soll das? Und plötzlich gucke ich mich um und bin komplett allein. Also meine Familie ist weg, nur fremde Menschen um mich rum.

Und als Zehnjähriger denkst du natürlich in dem Moment, Scheiße, was mache ich jetzt? Ich war komplett verloren und da stand ich da und hatte einfach fett Angst. Was genau passiert in unserem Körper, wenn aus Angst Panik wird?

Und was können wir dagegen tun? Das will ich rausfinden und natürlich steht für mich dabei wieder mal ein krasser Selbstversuch an. Und der Stresspegel, der Panikpegel geht natürlich jetzt immer höher.

Weil jetzt wird klar, das ist eine Todesfalle. Ihr hört Wissendrin, den Podcast von PUR+, mit mir, Eric. Ich bin für euch unterwegs auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren finden lassen.

Meine Mission, was andere nur wissen, will ich erleben. Und zwar mit euch zusammen. Ich will also wissen, was es mit der Angst auf sich hat. Und dafür stelle ich mich einer, naja, um ehrlich zu sein, etwas wahnsinnigen Herausforderung, um meine eigene Angst zu testen. Ich will sie bewusst rauskitzeln und schauen, kann ich sie besiegen? Dafür begebe ich mich in eine Situation, die ziemlich gefährlich ist.

Oder sich zumindest so anfühlt. Aber eins nach dem anderen. Hallo, guten Morgen, grüß dich.

Das ist Markus von der Berufsfeuerwehr Frankfurt. Es ist ein sonniger Tag und wir haben uns in Frankfurt am Ufer des Maines getroffen. Zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen wird er heute darauf achten, dass nichts schiefgeht.

Wir haben ja wirklich was Extremes vor. Vielleicht erklärst du mir noch mal, wie wird das genau ablaufen? Ja, wir haben unseren Ubungs-Pkw, in dem werden wir dich gleich platzieren.

Wir werden dann den mit einem Boot über diese Rampe ins Wasser ziehen. Und dann gucken wir mal, wie schnell dieses Fahrzeug sich mit Wasser befüllen wird. Ja, ihr habt richtig gehört.

Ich werde mit einem Auto in einen großen, tiefen Fluss fahren. Und das mit voller Absicht. Das Wasser wird ziemlich schnell ins Auto eindringen.

Und dort immer weiter steigen, bis es mir wortwörtlich bis zum Hals steht. In dieser krassen Situation will ich versuchen, keine Panik zu bekommen. Also meine Angst irgendwie zu kontrollieren.

Ich will halbwegs cool bleiben und einen Weg aus dem Auto rausfinden. Wie, das erklärt mir Markus. Generell würde man sagen durchs Fenster geht heute nicht.

Weil das Wasser die Elektronik in dem Auto außer Kraft setzt. Deswegen geht auch der elektronische Fensterheber nicht. Also ist die Tür die Lösung.

Jetzt müssen wir nur warten. Von außen steht ja der Wasserdruck an, bis zu dem Zeitpunkt sich das Fahrzeug so weit befiltert, dass du die Tür öffnen kannst. Ich kann die Tür vorher nicht aufmachen.

Nein, also wenn im Fahrzeug noch kein Wasser ist, ist der Druck von außen, der Wasserdruck, zu stark. Du wirst die Tür nicht öffnen können. Weil es außen höher steht als drin.

Genau, und dadurch der höhere Druck ansteht. Okay, das heißt, ich bin in einer Falle. Krasse Situation.

Damit nichts passieren kann, bin ich nicht allein im Auto. Auf der Rückbank sitzt ein Taucher, der Feuerwehr, der im Notfall eingreifen könnte. Natürlich nur, wenn es nicht mal anders geht.

Ich will ja meine Angst in Schach halten und es ganz alleine schaffen. Und bevor ich viel zu viel darüber nachdenken kann, stecke ich auch schon mittendrin. Und zwar im Neopren-Anzug.

Und es geht los.

So, damit ist unser Schicksal besiegelt. Und Handbremse lösen. Und es geht Richtung Wasser.

Ey, das ist ein abgefahrenes Gefühl. Ich fahre gerade mitten ins Wasser rein. Und zack, das Auto ist im Wasser.

So. und ietzt bin ich hier. Und es ist krass. weil das Wasser kommt sofort rein. Obwohl das ja ein geplanter Versuch ist, gehen in meinem Kopf sofort alle Alarmglocken an.

Da kann ich gar nichts gegen tun. Meine Hände krallen sich ums Lenkrad. Das fiese, viel machen kann ich gar nicht.

Markus hat mir erklärt, dass ich die Tür erst wieder öffnen kann, wenn das Wasser so hoch gestiegen ist, dass auf beiden Seiten der gleiche Wasserdruck herrscht. Erst dann kann ich mich nach draußen retten. Das ist ein Gefühl der Beklemmung.

Das ist ein Gefühl, ich will hier raus. Und ich bin in der Falle. Ich komme jetzt hier im Moment nicht raus.

Die Tür ist bombenfest. Ich kann mich wirklich dagegen schmeißen.

Die Tür geht nicht auf, das geht noch nicht auf. Mit dem Wasser steigt auch meine Angst. Ich frag mich, was, wenn ich die Tür nicht aufbekomme und der Rettungstaucher mit mir nicht rechtzeitig raustauchen kann.

Langsam sehe ich fast gar nichts mehr. Das ist echt ein ärzendes Gefühl. Dann ertrinke ich.

Ich versuche, die Tür schon jetzt zu öffnen.

Es geht wirklich nicht.

Selbst wenn ich mich dagegen lehne, geht es nicht auf. Ich habe also nur eine Möglichkeit. Ich muss warten und vor allem ruhig bleiben.

Aber das gelingt mir überhaupt nicht. Und was jetzt noch dazukommt, ist natürlich die Kälte des Wassers. Weil trotz des Anzuges wird es einfach sehr, sehr kalt.

Jetzt stellt man sich mal vor, das wäre vielleicht noch irgendwie abends. Und es wäre kein Experiment. Dann cool zu bleiben und so dieses Ich-beobachte-mich-von-außen-zumachen ist eigentlich unmöglich, aber man muss sich dazu zwingen, die Panik nicht so hochkommen lassen.

Und jetzt einfach versuchen, ruhig zu bleiben. Mein Herz rast und ich kann nicht mehr klar denken. Obwohl ich weiß, dass noch jemand hier ist, der mir helfen könnte.

Die Feuerwehr. Dass das hier ein kontrolliertes Experiment ist. Trotzdem Panik.

So, und hier erstmal Stopp. Ich spann euch kurz auf die Folter und verrate gleich, wie die Sache mit mir und dem mein Wasser ausgeht. Denn dieser Moment, der ist doch super interessant.

Ich spüre, wie ich immer nervöser werde und plötzlich Panik in mir aufsteigt. Was ist da gerade los? Darüber habe ich mit jemandem gesprochen, der sich ziemlich gut mit diesem Gefühl auskennt.

Katharina Heiser. Sie ist Psychologin und Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche am Uniklinikum München. Was ist in diesem Moment bei mir eigentlich genau passiert?

Du hast ja gerade beschrieben, das Wasser ist so angestiegen, du hast es gemerkt. Das heißt, dein Gehirn nimmt dir in dem Fall was wahr und sendet dieses Signal weiter an weitere Teile im Gehirn und auch an den Körper. Und dann wird Adrenalin ausgestoßen. Das ist ein Hormon und das sorgt zum Beispiel dafür, dass man plötzlich aktiver wird, dass das Herz schnell schlägt, dass der Körper praktisch aktiviert wird.

Das passiert übrigens nicht ohne Grund. Früher mussten unsere Vorfahren schnell entscheiden, ob sie bei Gefahr weglaufen oder kämpfen sollen. Zum Beispiel, wenn sie einem wilden Tier begegnet sind.

Ganz früher, als wir noch nicht so in unserer Wohnung gewohnt haben oder im Supermarkt einkaufen konnten, sondern in Höhlen gelebt haben oder Dinge auch jagen mussten, um Essen zu besorgen, war die Angst wichtig, um sich vorzubereiten auf Gefahr. Gefahr, die lauert eben bei der Jagd oder wenn man unterwegs war. Jetzt jagen wir nicht mehr, aber die Angst begleitet uns immer noch, weil es eben so ein ganz altes Gefühl ist.

Die Angst ist also ein wichtiger Begleiter für uns. Wegen ihr überlegen wir uns zweimal, ob wir auf einen großen Baum klettern oder vom 10-Meter-Brett springen. Denn dieses Gefühl der Angst zeigt uns, Achtung, das könnte gefährlich sein.

Jeder Mensch hat natürlich ein anderes Angstempfinden. Manchen macht der 10-Meter-Turm im Schwimmbad gar nichts aus, andere bekommen schon auf dem 1-Meter-Brett weiche Knie.

Und wenn die Angst sehr, sehr groß wird, nennt man das eben Panik.

Das führt fast immer zu deutlichen körperlichen Auswirkungen. Wir fangen an zu schwitzen, das Herz schlägt super schnell, der Magen dreht sich sozusagen um. So ähnlich ging es mir auch, als ich in dem sinkenden Auto saß und mich gefragt habe, wie kann ich die Panik stoppen, bevor sie mich total lahmt.

Welche Rolle spielt denn da die Atmung? Weil das hört man auch immer wieder, dass man dann über Atmung sich auch so ein bisschen wieder runterholen kann. Wie könnte das gehen?

Genau, es ist ganz wichtig, dass man versucht, ruhig zu atmen. Man kann zum Beispiel versuchen, so eine Bauchatmung, also wirklich tief in den Bauch, einzuatmen, auszuatmen und das vielleicht drei, vier, fünfmal zu machen, dass man wieder ein bisschen ruhiger wird insgesamt.

Sich auf den Atem zu konzentrieren und ganz bewusst tief ein und wieder auszuatmen, und zwar am besten länger aus als ein, das kann schon Wunder bewirken. Aber das ist nicht das Einzige, was man machen kann. Katharina empfiehlt, die Situation so gut wie möglich zu analysieren und sich zu fragen, wovor genau habe ich eigentlich so eine Angst?

Und?

Was hat denn das eigentlich für Konsequenzen? Hat vielleicht ein paar Folgen, die sind nicht so angenehm. Aber noch mal so ein bisschen so klarzustellen, ist das jetzt wirklich so dramatisch, also diese eigenen Angstgedanken zu hinterfragen?

Wenn ich also bei einem Referat Angst habe, mich zu versprechen und zu blamieren, dann kann ich überlegen, was eigentlich so schlimm daran wäre. Und ob wirklich jemand lacht, wenn ich mich verspreche. Ja, und selbst wenn, ob ich das überhaupt wirklich schlimm finden muss.

Ich könnte ja auch einfach selbst kurz lachen und gut ist. Auch in der Autosituation habe ich versucht, diesen Tipp zu befolgen und mich erst mal selbst beruhigt, indem ich mir gesagt habe, dass ja nicht wirklich was passieren kann, dass ich nicht alleine bin und so weiter. Das musste ich meinem Gehirn nur erst mal klarmachen.

Und ich musste verinnerlichen. Ich werde gleich draußen sein. Ich muss einfach nur warten, bis genug Wasser ins Auto gelaufen ist und die Tür endlich aufgeht.

Stichwort gleicher Druck auf beiden Seiten. Ja und dann kann ich aus dem Auto raus und bin nicht mehr in Gefahr. Alles wird gut werden.

Beim ersten Versuch ging die Tür ja noch nicht auf. Zeit für Versuch Nummer zwei. Ok, ich muss jetzt irgendwie langsam versuchen rauszukommen, weil das Wasser steht mir echt bis zum Hals.

Ich drücke gegen die Tür. Ja, ein bisschen was geht schon, aber der Druck ist noch zu hoch. Sie geht einfach noch nicht auf.

Ok, wenn ich jetzt richtig Kraft aufwende, geht es, glaube ich.

So, nochmal probieren. Jetzt geht's.

Ok, das war letzte Sekunde.

Geschafft. Ihr glaubt gar nicht, wie erleichtert ich war, als ich endlich aus diesem Auto raus war.

Es war gar nicht so leicht, die Panik unter Kontrolle zu kriegen, aber ich habe es tatsächlich geschafft.

Und mal ganz ehrlich, ich bin voll stolz auf mich. Seine Angst unter Kontrolle zu bringen, das ist im echten Leben aber oft ganz schön schwierig. Und deswegen habe ich mir mal genauer angeschaut, wie andere das machen.

Svea zum Beispiel. Sie hat große Angst vor Hunden. Die Angst vor Hunden war einfach irgendwann da. Wenn Svea einen Hund sieht, wird ihr ganz anders. Für sie ist das, als ob ein gefährlicher Säbelzahntiger vor ihr stehen würde. Einmal hat Sveas Angst sie auch richtig in Gefahr gebracht.

Da bin ich von der Schule nach Hause gegangen. Dann ist ein Chihuahua auf mich zugelaufen.

Dann habe ich meinen Schuhranzen auf den Boden geschmissen und bin auf die Straße gelaufen.

Da kam ein Auto. Wenn das mich nicht gesehen hätte, hätte es mich überfahren.

Damals ist zum Glück nichts passiert. Mir tut es einfach komplett leid zu hören, dass sie wegen eines Hundes so in Panik verfallen ist. Denn ich liebe Hunde.

Ich frage mich, warum geht es uns da so unterschiedlich? Darüber habe ich auch mit der Psychologin Katharina gesprochen. Die Hunde tun ja nichts.

Warum hat sie jetzt dann trotzdem Angst oder sogar Panik davor? Es gibt einfach Menschen, die reagieren schneller ängstlich als andere. Oder machen sich generell mehr Gedanken oder achten auf Dinge, die bedrohlich sein könnten. Das ist so das eine.

Das zweite ist, dass es oft Erfahrungen sind, die man gemacht hat, die unangenehm waren. Und das dann so abspeichert. So eine unangenehme Situation verbunden mit diesem Hund.

Und vielleicht tritt das auch mehrmals auf. Oder vielleicht zum heftigsten Fall, dass man auch mal gebissen wurde von einem Hund und einfach eine schlechte Erfahrung hat.

Solche Erfahrungen prägen sich ziemlich ins Gedächtnis ein und können die Angst größer machen. Bei Svea ist die Angst irgendwann so groß, dass sie das total einschränkt.

Da habe ich halt Hunde vermieden, bin nicht mehr in den Stadtfeld gegangen und bin halt auch nicht mehr zu meiner Oma gegangen, weil die auch keinen Hund hat.

Die Angst hat Svea so belastet, dass sie gemeinsam mit ihren Eltern entschieden hat, sich Hilfe zu suchen. Deswegen ist sie in Therapie bei Katja Schumann. Katja hilft ihr dabei, mit der Angst vor Hunden besser umzugehen.

Also wir haben dann damit angefangen, dass wir auf dem Computer so Hunde angeguckt haben, die verschiedene Körpersprachen machen und ob die jetzt liebt sind, ob die jetzt wütend sind, ob die jetzt aggressiv sind, ob die einfach Angst haben.

Ja und inzwischen kann Svea die Körpersprache von Hunden auch ziemlich gut deuten.

Was kannst du denn an ihm erkennen?

Also ich glaube, der ist sehr fröhlich, weil die Rute sich sehr stark bewegt.

Genau, der zeigt eine ganz entspannte Körperhaltung. Die Muskeln sind entspannt, sein Blick ist entspannt und die Ohren sind locker.

Wissen über das, wovor sich Svea fürchtet, hat ihr sehr geholfen und inzwischen fühlt sie sich auch bereit, sich ihre Angst zu stellen. Zusammen mit Therapeutin Katja soll sie zu den Rudelfreunden, ein Hundesitter, der viele Hunde gleichzeitig betreut. Da war sie schon mal, um ihre Angst zu trainieren.

Hundesitter Philipp freut sich über den Besuch. Svea, komm schon mal rein, da ist ja noch ein Tor dazwischen. Ich bringe schon mal die Hunde weg.

Svea, komm mal her, du weißt, was zu tun ist.

Sveas Aufgabe, mit Philipp auf die große Wiese gehen, auf der rund 20 Hunde spielen und dabei möglichst ruhig bleiben. Bevor es losgeht, spricht sie sich noch mal Mut zu.

Ich habe das, ich habe das schon mal geschafft, ich schaffe das noch mal.

Und sie atmet noch ein letztes Mal tief ein und aus. Dann geht's los. Philipp öffnet das Tor zur

Wiese.

Svea, wir öffnen dich, bitteschön. Dann komm mal rein. Nein, ich mach schon mal nicht, ich hab Angst.

Ihr hört's, für Svea ist das ganz schön schwer, aber sie überwindet sich und geht durch das Tor.

Und dann laufen auch schon die ersten Hunde auf sie zu.

Auch wenn sie sich erst erschreckt, Svea bleibt cool und schafft es sogar, Hund Hugo zu streicheln. Therapeutin Katja erinnert Svea daran, was sie gelernt hat.

Was zeigt dir der Hugo in deiner Körpersprache?

Der ist ganz rück und will noch mehr Leckerlis.

Die Ohren sind gespitzt, die Rute wedelt ein bisschen. Der ist aber sonst ganz entspannt in seiner Körperhaltung. Also vor so einem Hund braucht man jetzt in dem Moment keine Angst haben.

Schultern zurück.

Durchatmen.

Svea hat es geschafft, sich ihren Ängsten zu stellen und die Herausforderungen super gemeistert.

Am Anfang hat man richtig dolle Angst. Und dann aber, wenn man länger ist, wenn man mit viele Hunde ist, wenn man um die rum ist und man merkt, dass die lieb sind, dass die einem nichts tun, dann macht es auch Spaß mit so einem Hunde zu streicheln und so.

Genauso ist es Svea. Ich habe in dieser Folge gelernt. Wir sind unseren Ängsten nicht hilflos ausgeliefert.

Wir können sie in den Griff bekommen, etwas gegen sie tun. Denn Angst entsteht im Kopf. Und deshalb können wir sie auch genau dort bekämpfen.

Im Kopf, mit unseren Gedanken. Ängste zu haben, ist normal und das gehört zu uns. Auch das habe ich bei meinem Gespräch mit Psychologin Katharina gelernt.

Würdest du denn sagen, unser aller Ziel muss es sein, völlig angstfrei und völlig panikfrei durch die Welt zu gehen? Wäre das eine perfekte Welt?

Ich würde sagen nein, auf keinen Fall. Wie gesagt, die Angst gehört dazu. Wie alle Gefühle, die wir haben, ist Angst etwas ganz Wichtiges.

Ich glaube, so ein Ziel wäre zu sagen, okay, Angst ist ein Teil des Lebens. Und ich schaue, wie ich mit meinen Angsten zurechtkomme. Ich glaube, das wäre so ein Ziel.

Und jeder hat verschiedene Ängste und auch sich das bewusst zu machen.

Und es ist okay so?

Übrigens, als ich damals total verängstigt, allein zwischen fremden Menschen rumlief bei dem Musikfestival, da wusste ich das ja alles noch nicht. Trotzdem ging alles gut aus. Wie aus dem Nichts kamen irgendwann meine Eltern und mein Bruder um die Ecke und die Menschen haben sich auch wieder beruhigt. Mann, ich war so froh, als ich ein bisschen verheult meine Mutter in die Arme schließen konnte.

So, jetzt interessiert mich natürlich noch, was euch Angst macht und was eure Tipps sind, um nicht in Panik zu geraten. Schreibt mir an wissendrin@zdf.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite.

Das war sie, die zweite Folge von PUR plus Wissendrin mit mir, Eric. Und ich verrate euch jetzt noch ganz schnell, wovon ich beim nächsten Mal erzähle, nämlich von Rassismus. Und bis die neue Folge in zwei Wochen rauskommt, könnt ihr euch ja die Zeit in unserer Mediathek auf zdftivi.de vertreiben und eine der vielen PUR plus Folgen anschauen. PUR plus Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere im Auftrag des ZDF und der Redaktion PUR plus.