Rassismus: So krass zeigt er sich im Alltag
Shownotes
Eric ist weiß. Er hat keine Ahnung, wie es sich anfühlt, Rassismus zu erfahren. Um trotzdem zu erleben, wie unterschiedlich der Alltag von Schwarzen und weißen Menschen in Deutschland aussieht, macht er bei einem so genannten "Linienwalk" mit - zusammen mit Kindern und Jugendlichen mit unterschiedlichen Hautschattierungen. Sie alle beziehen zu denselben Aussagen Stellung - indem sie jeweils einen Schritt nach vorne machen (etwa, wenn sie nie gefragt werden, wo sie "eigentlich" herkommen) oder sie bleiben stehen (etwa, wenn sie sich nicht sicher sein können, dass ihr Aussehen bei der Bewerbung um einen Praktikumsplatz keine Rolle spielt). Das Ergebnis ist krass: es macht sichtbar, welche Kluft sich auftut zwischen Schwarzen und weißen Menschen in Deutschland. Warum es Rassismus gibt, klärt Eric natürlich auch in dieser Folge - und, was wir alle dagegen tun können.
Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus
"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von Kugel und Niere - im Auftrag des ZDF - und der Redaktion PUR+.
Moderation: Eric Mayer
Gast/Expertin: Hadija Haruna-Oelker
Autor*innen dieser Folge: Ute Mattigkeit, Marcus Richter, Nadja Stein
Sounddesign: Simone Hundrieser
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung: Silke Penno
Kontakt: wissendrin@zdf.de
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Transkript Rassismus
Hi Leute, hier ist Eric von PUR+. Und das Thema, um das es heute geht, das hat mich sozusagen überfallen, neulich am Küchentisch und mich total wir da jetzt drüber. nachdenklich gemacht. Deshalb sprechen wir da jetzt drüber.
Es fing alles ganz gemütlich an. Ich saß mit ein paar Freundinnen bei mir zu Hause. Dann hat eine Freundin ein paar Erlebnisse aus ihrem Alltag erzählt, die mich total geschockt haben.
Wenn sie zum Beispiel auf der Straße angesprochen wird, dann reden die Leute ganz oft erst mal Englisch mit ihr. Excuse me, can you tell me the Uhrzeit? Und wenn sie in ein Geschäft geht, hat sie oft das Gefühl, dass sie kritisch angeschaut wird.
Will die was klauen?
Und neulich auf dem Markt, da wurde sie einfach nicht bedient. Sie stand da mit einer Schale Erdbeeren, die sie kaufen wollte. Alle kamen dran, nur sie wurde einfach stehen gelassen, als wäre sie Luft.
Für sie fühlt sich das in diesen Situationen an, als würde die Welt ihr entgegenschreien. Diese Freundin von mir ist schwarz. Und sie hat mir erzählt, dass sie mindestens Rassismus erlebt. Mindestens einmal jeden Tag. Da war ich erstmal fassungslos. Ich bin weiß, ich kann nicht wissen, wie es ist, schwarz zu sein.
Doch ich will versuchen zu verstehen, wie das Leben schwarzer Menschen aussieht. Und vor allem, was für negative Erfahrungen sie in ihrem Alltag machen, die ich nicht mache. Und deswegen geht es heute um Rassismus gegen schwarze Menschen.
Ihr hört Wissen drin, den Podcast von PUR+. Mit mir, Eric. Ich bin für euch unterwegs auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren finden lassen. Oder indem ich mit Menschen rede, die sich da besser auskennen als ich.
Bevor wir loslegen, habe ich eine Bitte an euch. Wenn ihr schon mal Erfahrungen mit Rassismus gemacht habt, oder ihr es nicht so einfach findet, über dieses Thema nachzudenken, dann hört doch diese Podcast-Folge nicht allein, sondern zum Beispiel mit euren Eltern, älteren Geschwistern, Freunden oder Freundinnen zusammen an. Also Menschen, mit denen ihr darüber sprechen könnt.
Das sind Yasmina und Ellis. Von Ellis hören wir später noch mehr. Er sucht Wege, um den alltäglichen Rassismus zu überwinden.
Aber erstmal bin ich dran. Es ist ja so, wenn mir eine Person zum Beispiel erzählt, sie hat Bauchschmerzen, dann weiß ich genau, wie sich das anfühlt. Ich weiß ja, wie fies Bauchschmerzen sind.
Aber wie es ist, Rassismus zu erfahren, davon habe ich einfach keinen Schimmer als weißer Mensch. Deswegen habe ich mit Yasmina, Ellis und anderen bei einem besonderen Projekt mitgemacht. Um begreifbar zu machen, wie sich Rassismus auf Menschen auswirkt, gibt es eine Übung, den sogenannten Linien-Walk.
Ich habe an einem teilgenommen, der von der Journalistin Hadija Haruna-Oelker angeleitet wurde.
Jetzt geht's los. Schön, dass ihr da seid. Erst mal ein großes Hallo.
Für den Linien-Walk treffen wir uns mit Hadija in einer Halle. Einige Jugendliche und ich. Wir sind zu Zehnt.
Wir sehen alle unterschiedlich aus. Wir sind also Menschen mit verschiedenen Hautschattierungen. Weiße und schwarze Menschen.
Wie geht's euch? Seid ihr aufgeregt? Okay, dann würde ich euch bitten, einmal nach vorne an die blaue Linie.
Auf dem Boden sind elf Linien, immer im Abstand von etwa einem Meter aufgemalt. Am Anfang eine blaue und dann zehn gelbe durch die ganze Halle. Wir stellen uns alle zusammen an der ersten blauen Linie auf.
In diesem Projekt geht es um unser Miteinander. Ich stelle euch eine Frage aus eurem Alltag.
Und wenn ihr das Gefühl habt, ja, das kenne ich, das ist mir passiert, dann geht ihr einen Schritt nach vorne.
Wenn ihr überlegt und denkt so, nein, bleibt ihr stehen. Ganz wichtig, es gibt keine richtige oder falsche Antwort. Euer Bauchgefühl wird euch die Antwort geben.
Also hört einfach auf euer Gefühl.
Mit allen in einer Reihe zu stehen, aber nicht zu wissen, was jetzt gleich passiert, das ist voll ungewohnt für mich. Und das finden auch Max und Bene.
Das, was mir gerade durch den Kopf geht, ist einfach, dass ich sehr nervös bin irgendwie. Aber ich bin, glaube ich, im Generellen sehr gespannt, wie das Ergebnis einfach ausfällt. Und einfach zu sehen, wie jeder den Alltag einfach anders erlebt.
Und ja, ich bin sehr gespannt.
Ich habe auch ein komisches Gefühl dabei, wo ich am Ende landen werde, wo die anderen landen werden.
Ich bin auf jeden Fall aufgeregt. Normal weiß ich ja, was in der Sendung so passiert. Heute habe ich keine Ahnung. Ich weiß nicht, was mit mir passiert, was mit der Gruppe jetzt gemacht wird. Insofern mal schauen.
Gut, dann legen wir also los mit der ersten Frage. Und die ist, ich habe noch nie in der Schule schlechtere Noten wegen meines Aussehens bekommen. In vielen Schulbüchern und Wissensfilmen gibt es Menschen, die gezeigt werden, die so aussehen wie ich. Ich spreche mehr als zwei Sprachen. Mein Aussehen spielt bei einer Bewerbung um ein Praktikum keine Rolle
Bis jetzt bin ich jedes Mal einen Schritt vorgegangen, weil die Aussagen ja auf mich zutrafen. Was sich total komisch anfühlt. Ich sehe gar nicht, wo die anderen stehen, weil ich ganz konzentriert nach vorne gucke und mich auch nicht davon ablenken lassen will.
Wenn ich neue Leute kennenlerne, dann wundert sich niemand, wie gut Deutsch ich spreche.
Wenn ich neue Leute kennenlerne, zum Beispiel auf einer Party, dann werde ich nicht gefragt,wo ich ursprünglich herkomme. Wenn ich kontrolliert werde und meinen Ausweis zeigen muss, dann kann ich mir sicher sein, dass das nicht wegen meinem Aussehen passiert.
Wenn ich shoppen gehe und etwas für meine Haare oder Kosmetik kaufen möchte, dann gibt es Produkte für mich.
Auch jetzt bin ich immer einen Schritt vorgegangen. Zwei Linien sind noch vor mir.
Ihr geht ins Restaurant, ins Eiscafé und ich kann mir sicher sein, dass ich dort freundlich bedient werde.
Über mein Aussehen werden keine blöden Sprüche oder Witze gemacht. Und wieder gehe ich einen Schritt nach vorne.
Ich habe euch jetzt zehn Fragen gestellt. Und jetzt drehen die Vorderen sich bitte um.
Vielleicht habt ihr das gerade an meiner Stimme gehört. Ich war in dem Moment wirklich komplett schockiert. Könnt ihr euch vorstellen, warum?
Weil in der Halle auf einmal ein total breiter Abstand zwischen mir und vielen anderen war. Und Tatsache war, dass ich und alle anderen weißen Menschen ganz vorne auf der Linie neun oder zehn standen, weil wir fast alle Fragen mit Ja beantworten konnten. Und die schwarzen Jugendlichen standen weiter hinten, auf Linie vier oder noch weiter am Anfang.
Und dazwischen eine große Leere.
Das ist also der Graben, der sich durch Rassismus auftut. Wie du aussiehst, macht einen großen gesellschaftlichen Unterschied. Und dabei geht es nicht nur um Hautschattierungen, sondern um so viel mehr.
Deshalb beziehen sich Schwarz und Weiß eben nicht direkt auf Hautfarben, sondern mit diesen Begriffen lässt sich eine Erfahrung beschreiben. Und was Politisches. Nämlich Rassismus.
Wenn es dieses Rassismus nicht geben würde, wären wir bestimmt alle auf der gleichen Linie jetzt. Und das so zu sehen, ist echt berührend.
Sagt Ellis. Und Bene, Yasmina und Max geht es so.
Irgendwo habe ich das schon erwartet, dass ein paar Leute vor uns sein werden. Aber diesen Kontrast nochmal zu sehen, ist einfach wirklich schon sehr schmerzhaft.
Es ist schockierend eigentlich. Ich hätte nicht gedacht, dass es so ein großer Abstand ist zwischen uns. Ich hätte eigentlich erwartet, dass vielleicht eine oder zwei Linien zwischen uns sind.
Aber nicht so viele.
Das ist schon so ein Stich ins Herz, weil ja, es ist schon traurig, wie andere benachteiligt werden und andere mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Ich wollte nach dem Linienwalk unbedingt noch mal mit Hadija sprechen. Denn ganz ehrlich, für mich war das eine total schmerzhafte Erfahrung zu sehen, wie groß der Abstand zwischen mir und anderen Menschen war. Das hat mir noch mal klargemacht, ich werde in vielen Dingen anders besser behandelt, nur weil ich weiß bin.
Das ist das Problem, dass sich so wenige Menschen Gedanken machen, die es eben nicht betrifft, warum andere hinten stehen. Aber leider auch indirekt oder direkt davon profitieren, dass es manchen schlechter geht. Das ist auch ein schmerzlicher Prozess.
Auch wenn ich niemals irgendwas Rassistisches machen würde, profitiere ich davon, dass andere Menschen benachteiligt werden, weil ich ganz automatisch besser behandelt werde oder Dinge bekomme, die andere nicht haben. Das ist doch krass, oder?
Auch wenn du selbst eine ganz tolle aufgeklärte Person bist, wirst du immer in deiner Position bleiben, egal, ob du sie dir ausgesucht hast oder nicht. Einen Vorteil im Leben zu haben, der auf einer Geschichte basiert, die so viel älter ist als wir, das ist einfach gesetzt. Und dann geht es um das große Thema, und das nennt sich Verantwortung übernehmen.
Verantwortung für die Vorteile, die ich habe.
Und genau das hat der Linien-Walk auch bei mir ausgelöst. Ich achte seitdem viel stärker darauf, Menschen, die Rassismus erleben, gut zuzuhören. Und so gut es geht, mitzufühlen, ernst zu nehmen, was sie fühlen.
Das habe ich auch Hadija nochmal gesagt. Und das ist wirklich seit unserem Dreh. Also muss ich auch nochmal Danke an dich sagen, weil das hat bei mir wirklich ein Klick gemacht.
Und ich glaube, das ist wie so ein Scanner, der dann im Leben passiert. Ganz viele Situationen werden kommen, wo man sagt so, äh, deshalb ist mir früher gar nicht aufgefallen. Schau mal, meiner Freundin ist das passiert.
Oh, da hat jemand was gesagt. Wieso ist diese Person eigentlich in der Lebenssituation? Wenn jemand was sagt, dann wische ich das nicht zu Seite.
Sag es doch nicht so schlimm.
Und dann schwebt über allem natürlich noch die Frage, die auch Lilly, ein Mädchen, das beim Linienwalk mitgemacht hat, gestellt hat.
Also es macht mich fassungslos und es ist immer wieder diese Frage, warum? Ich verstehe es nicht.
Ja, warum gibt es überhaupt Rassismus? Wie konnte sowas überhaupt entstehen? Das wollte ich von Hadija wissen.
Und sie musste bei der Frage, glaube ich, erst mal durchatmen.
Es ist eine riesengroße Frage. Ja, also, dass Menschen andere Menschen abwerten, das ist eine sehr, sehr alte Geschichte. Und markieren wir mal das 15. Jahrhundert so, als ein Projekt daraus gemacht wurde. Und da hat man sich politisch und konzeptuell überlegt, wie machen wir das systematisch, dass wir schwarze Menschen auslöschen, bewerten, klassifizieren nach Aussehen, Haaren, Haut.
Diese Systematik, mit der Menschen in wertvoll und weniger wertvoll eingeteilt wurden, da glaubten viele Menschen früher, wirklich dran. Das alles hat vor 500 Jahren angefangen. Damals gab es in Europa mächtige, weiße Menschen.
Sie haben Seefahrer in die ganze Welt geschickt, um große Gebiete zu besetzen. Dort lebten natürlich schon Menschen, schwarze Menschen. Aber denen wurde mit Gewalt und Waffen ihr Land einfach weggenommen.
In diesen Kolonien errichteten die europäischen Machthaber große Farmen, um darauf Kaffee, Zuckerrohr oder Baumwolle anzubauen. Die Arbeit mussten die Einheimischen verrichten, unter Zwang. Irgendwann reichte das nicht mehr.
Deswegen wurden in anderen Teilen der Welt Menschen entführt, in die Kolonien gebracht und versklavt, also dort zur Arbeit gezwungen. In Westafrika gab es deshalb bald viele Händler für die versklavten Menschen. Menschen, die die Einheimischen mit Waffengewalt aus ihren Dörfern holten und bei weißen Seefahrern gegen wertvolle europäische Waren tauschten.
Ja, das habt ihr leider richtig gehört. Ein schwarzes Menschenleben war damals so wenig wert, dass Menschen wie Sachen behandelt wurden. Die Versklavten besaßen keinerlei Rechte.
Das heißt, sie durften nicht mehr selbst über ihr Leben bestimmen. Sie wurden abgewertet und unterdrückt. Und dafür wurde auch eine abwertende Sprache entwickelt.
Schimpfwörter, hässliche Namen, die wir heute noch hören und in Büchern lesen oder in alten Liedern hören können. Und genau das ist Rassismus. Damals wurden Millionen von Menschen unter ganz schlimmen Bedingungen in die Schiffe gesperrt und in die Kolonien gebracht.
Viele starben dabei. Fast alle haben ihre Heimat niemals wieder gesehen. Die Dinge, die durch die Zwangsarbeit der versklavten Menschen auf den Farmen gewonnen wurden, Kaffee, Baumwolle, Zucker, wurden dann nach Europa verschifft und dort für viel Geld verkauft.
Das heißt also, weiße Menschen, auch aus Deutschland, wurden dadurch, dass sie das Leben von schwarzen Menschen zerstörten und sie ausbeuteten, sehr, sehr reich. Noch heute haben deshalb Europäer viele Vorteile. Manche Forscher haben damals sogar behauptet, dass Menschen je nach Hautschattierung, Haarstruktur und Körperform so genannten biologischen Rassen angehören würden. Je dunkler die Haut, je größer die Nase oder je kleiner der Kopf, desto weniger seien die Menschen angeblich wert und desto schlechter wurden sie behandelt. Mittlerweile haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bewiesen, dass das Quatsch ist mit den biologischen Rassen. Es gibt keine Menschenrassen. Wir sind alle Menschen. Höchste Zeit, dass wir jetzt mal schauen, was wir gegen Rassismus machen können.
Rassismus ist, wenn man aufgrund seiner Hautfarbe oder Herkunft abgewertet wird. Und Awareness ist das Selbstbewusstsein, gegen Rassismus zu kämpfen. Und egal, ob man das beobachtet oder selbst erfährt.
Das ist Ellis. Wir haben ihn in dieser Folge ja schon mal gehört. Ellis hat die Awareness Kids in Köln gegründet.
Eine Gruppe von jungen Leuten, die sich regelmäßig trifft, zusammen Dinge unternimmt und sich über rassistische Erfahrungen austauscht. Das macht er in seiner Freizeit. Cool, oder? Seine Hobbys sind sonst Schlagzeug, Fußball und Basketball. Awareness, ein englisches Wort, das man mit Achtsamkeit, Erkenntnis oder Bewusstsein übersetzen kann. Denn Rassismus ist oft gar nicht so leicht zu erkennen.
Ein Beispiel, an dem man das ganz gut sehen kann, ist die Frage, wo kommst denn du eigentlich her?
Also man denkt, diese Frage ist harmlos, Ist sie aber nicht, weil das kann wirklich im Herzen weh tun. Zum Beispiel, ich sage jetzt, du gehörst nicht hier hin, weil du hast eine andere Hautfarbe.
Darüber möchte ich noch mal mit Hadija sprechen. Kannst du noch mal genau erklären, warum das rassistisch sein kann?
Also es ist mir ganz wichtig zu sagen, dass das zu Fragen an sich nicht rassistisch ist. Die Frage an sich ist es nicht, sondern die Vorstellung dahinter, dass eben ein Deutschsein an ein bestimmtes Aussehen verknüpft wird oder eine Herkunft, also so biologische Vorstellungen. Und das ist natürlich alles Quatsch.
Also nimm mich, meine Mutter ist weiß, mein Vater ist schwarz. Ich bin eine schwarze Deutsche, aber andere Leute würden mich als nicht Deutsch sehen und stellen mir zum Beispiel die Frage, woher kommst du? Also und das, jetzt stell dir vor, das ist schon seit Kindheit an und immer wieder diese Fremdverordnung.
Also dieses Konzept von Deutschsein als Weißsein, das steckt in dieser Frage indirekt drin, auch wenn man das vielleicht nicht will. Und Menschen, die andauernd permanent gefragt werden, aber deren Urgroßeltern vielleicht sogar schon in Deutschland gelebt haben und die hier geboren sind vor allem, die verbinden eben mit dieser Frage etwas Unangenehmes, nicht dazu zu gehören, immer wieder rausgeschubst zu werden. Weil sie eben immer wieder rausgeschubst werden, bestärken sich Ellis und seine Freundinnen und Freunde von den Awareness Kids immer wieder gegenseitig. Das nennt sich auch Empowerment, sich stark machen. Gespräche untereinander sind dabei eine große Hilfe.
Die Gruppe hat mich sehr gesteckt, weil ich war vorher sensibel und jetzt weiß ich, wie ich damit umgehen soll und ich weiß auch, wie ich in Situationen mich selber verteidigen kann. Es ist besonders für mich, weil ich weiß, hier sind Menschen, mit denen ich halt mit meinen Rassismuserfahrungen erst mal teilen kann und die mir auch richtig gut verstehen können, weil sie das auch ähnlich erlebt haben oder einfach damit besser mitfühlen können.
Es soll aber nicht nur beim darüber reden bleiben. Deswegen haben die Awareness Kids ein Training gegen Rassismus entworfen und dabei sollen alle mitmachen.
Die Kinder, die nicht von Rassismus betroffen sind, können auch in unserer Studie mitmachen, damit sie wissen, was Rassismus ist, wie man damit umgehen kann und wie man das stoppen kann.
Auch alle, die beim Linien-Walk dabei waren, wünschen sich, dass Menschen, die Rassismus erfahren, nicht alleine gelassen werden.
Und auch als nicht betroffene Personen aktiv werden und zu sagen, hey, so geht das nicht, lass das sein, andere Leute fühlen sich davon verletzt.
Das habe ich heute auf jeden Fall gelernt. Ob wir Rassismus erfahren oder nicht, wir müssen alle aktiv mitmachen, damit es weniger Rassismus gibt.
Total. Und das verbindet eben. Denn Rassismus abzuschaffen geht am Ende uns ja alle an, weil er uns auch alle betrifft.
Wie kann das gelingen? Vielleicht habt ihr ja Ideen dazu aus der Schule oder vielleicht habt ihr auch schon mal bei einem Antirassismusprojekt mitgemacht. Schreibt mir an wissendrin@zdf.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite.
Ich bin total gespannt auf das, was ihr zu erzählen habt.
Das war die dritte Folge von PUR plus Wissendrin mit mir, Eric. Und ich verrate euch jetzt noch schnell, wovon ich euch beim nächsten Mal erzähle, nämlich von Scham. Hm, könnte peinlich werden.
Und bis die neue Folge in zwei Wochen rauskommt, könnt ihr euch ja die Zeit auf ZDF TV DE vertreiben und eine der vielen PUR plus Sendungen anschauen. PUR plus Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere im Auftrag des ZDF und der Redaktion PUR plus.