Klimaschock: Hier siehst du die Erderwärmung schon jetzt

Shownotes

Wenn Eric mit seinem Hund Caramelo im Wald spazieren geht, dann fällt ihm eins immer wieder auf: Viele der Bäume sehen krank aus. Vor allem viele Fichten sind vertrocknet, braun und manchmal sogar schon umgefallen. Woran liegt das? Um das Rätsel zu lösen, verbringt Eric einen Tag im Wald - mit dem ehemaligen Förster Gerald Klamer. Der bringt Eric auf die richtige Spur: Unter der Rinde einer toten Fichte finden die beiden jede Menge Fraßspuren von Borkenkäfern. Eigentlich können Fichten sich gegen die Winzlinge gut wehren - mit Harz. Doch dafür brauchen sie Wasser. Also ist das Problem eigentlich ein anderes: der Klimawandel. Um den geht es in dieser Folge von "PUR+ Wissendrin mit Eric". Denn die Erderwärmung bedroht nicht nur unsere Wälder. Auch die Gletscher leiden unter den steigenden Temperaturen - sie schmelzen ab. Das hat heftige Folgen: Der Meeresspiegel steigt und bedroht Küsten, es drohen Schlammlawinen und Erdrutsche, und in einigen Regionen herrscht heute schon Trinkwassermangel. Wie schnell schmelzen die Gletscher und können wir den Prozess noch aufhalten? Um diese Fragen zu beantworten, klettert Eric mit dem Gletscherforscher Matthias Huss auf den größten Eisriesen der Alpen, den Aletsch-Gletscher. Und was Matthias Eric dort zeigt, das erschreckt Eric total...

Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus

"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von ZDFtivi in Zusammenarbeit mit Kugel und Niere, München
Moderation: Eric Mayer
Gäste/Experten: Gerald Klamer, Matthias Huss
Autor*innen dieser Folge: Dirk Beppler, Ute Mattigkeit, Anna Scholz, Eva Werdich
Sounddesign: Simone Halder
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Redaktion Kugel und Niere: Lena Kohlwes
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion ZDF: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung PUR+: Silke Penno

Transkript anzeigen

Hi Leute, hier ist Eric. Wenn ihr die anderen Folgen des Podcasts schon gehört habt oder meine TV-Sendung PUR+, dann wisst ihr, meine Freizeit, die verbringe ich am liebsten mit meinem Hund Caramelo. Und eine unserer Lieblingsbeschäftigungen, das sind lange Waldspaziergänge.

Wir beide lieben es einfach, im Wald zu sein. Ich mag die Ruhe dort total. Das Handy mache ich immer aus.

Dann genieße ich die klare Luft. Ich schaue mich um und entdecke immer wieder coole Sachen, wie besonders gewachsene Bäume, Vögel, die im Laub nach Würmern picken oder Insekten, die auf dem Boden rumkriechen. Und für Caramelo ist der Wald jedes Mal ein Abenteuer.

Er schnüffelt, was das Zeug hält, tobt sich aus und freut sich, wenn er Hundelfreunde trifft.

Doch in den letzten Jahren fällt mir immer mehr auf, dass viele Bäume in unserem Stadtwald krank aussehen, vor allem Fichten. Das sind diese Nadelbäume, die oft als Weihnachtsbäume verkauft werden.

Im Wald sind die natürlich viel höher. Nur sind die Nadeln dort eben oft nicht mehr so grün wie am Weihnachtsbaum, sondern braun. Es ist einfach zu trocken, denke ich dann.

In manchen Wäldern sind viele Fichten sogar so krank, dass sie umfallen oder gefällt werden müssen. Dadurch entstehen dann freie Flächen im Wald, so richtige Schneisen. Das fällt auch Caramelo auf, denn der braucht im Sommer Schatten, sonst wird ihm viel zu heiß.

Mir auch übrigens. Es regnet zu wenig und unsere Sommer werden immer heißer. Was erst nach mehr Freibad-Spaß klingt, ist eigentlich gefährlich für uns und die Natur.

Deswegen schauen wir uns heute Orte an, wo die Auswirkungen der Hitze schon richtig spürbar sind. Und, kleiner Spoiler, der Wald ist nur einer davon. Ihr hört Wissendrin, den Podcast von PUR+, mit mir, Eric.

Ich bin auf der Suche nach Antworten, die sich oft nur durch Ausprobieren oder genaues Hinschauen finden lassen. Meine Mission, was andere nur wissen, will ich mit euch erleben.

Zuerst will ich verstehen, was genau hier in Deutschland mit den Bäumen und vor allem den Fichten passiert.

Dafür habe ich mich mit Gerald verabredet. Er ist eigentlich Förster, aber er hat seinen Job gekündigt, um sich Deutschlands Wälder aus der Nähe anzusehen. Dafür läuft er 6000

Kilometer durchs Land.

Zu Fuß? Boah, also ich glaube, das wäre selbst Caramelo zu viel. Warum machst du das?

Dem Wald geht es so schlecht wie noch nie. Der Klimawandel ist wirklich angekommen. Und ich will mir mit eigenen Augen ein Bild davon verschaffen, wie es wirklich um den Wald steht und dann auch aufzeigen, was wir tun können, um dem Wald zu helfen.

Der Klimawandel also. Damit ist die massive Erderwärmung gemeint, zu der manche auch Klimakrise oder gar Klimakatastrophe sagen. Weil die Sache ja auch sehr ernst ist.

Denn was hinter all diesen Schlagworten steckt, ist ja Folgendes. Die Erde heizt sich immer weiter auf. Durch die Treibhausgase, die vor allem wir Menschen in die Luft pusten.

Und das hat heftige Folgen. Und zwar ganz unterschiedliche, je nach Ort und Jahreszeit.

Wetterextreme wie starker Hagel, tropische Wirbelstürme, Überschwemmung oder eben sehr heiße Sommer und Dürren.

Im Bayerischen Wald, wo ich mit Gerald unterwegs bin, merkt man davon erstmal allerdings wenig. Es ist ein traumhaft schöner Tag. Vogel zwitschern, der Waldboden duftet und ist gesprengt von Sonnenstrahlen, die durchs Blätterdach fallen.

Als wir dann aber durch ein Gebiet mit vielen Fichten kommen, bittet mich Gerald, mal nach oben zu schauen. Okay, der Baum hat seine besten Tage hinter sich. Der ist ja oben, ist kein bisschen grün mehr.

Viel Leben steckt in diesem Baum nicht mehr drin, das ist offensichtlich. Aber wieso eigentlich?

Wo doch die Buchen und Eichen nebenan anscheinend noch gut klar kommen?

Damit ich das Rätsel um die Fichten selbst lösen kann, soll ich ein Stück Rinde vom Baum ablösen. Das kann ich jetzt auch abmachen, weil der Baum ist tot.

Ja, der Baum ist tot. Und hier sieht man die Fraßgänge von den Borkenkäferlarven drin.

Guck mal, das ist wie, als hätte sich so ein Holzwurm da durchgefressen. Der Borkenkäfer. Von diesen Käfern gibt es immer mehr.

Und das ist ein echtes Problem für die Fichte. Das sehe ich jetzt mit eigenen Augen. Sie bohren sich in die Bäume rein und legen dann unter der Rinde ihre Eier ab.

Aus den Eiern schlüpfen kleine Larven. Und die fressen dann von außen nicht sichtbar diese vielen Gänge durch die Rinde, die mir Gerald gezeigt hat. Und wo wir die Spuren von Borkenkäfern finden, ist natürlich auch der Übeltäter selbst nicht weit.

Guck mal hier drunter. Warte mal, da will ich doch jetzt mal hier genauer vorgehen. Das ist doch einer hier, oder?

Ich drehe durch, ich habe einen lebenden Borkenkäfer gefunden.

Der Borkenkäfer, den ich gefunden habe, ist wirklich winzig. Vielleicht ein bisschen größer als eine Ameise. Und er ist ganz dunkel, fast schwarz.

Aber die sind ja wirklich mini-klein. So ein kleiner Käfer kann so einen Baum killen. Natürlich killt nicht ein kleiner Käfer einen großen Baum, sondern es sind ganz viele Käfer am Berg, Millionen sogar.

Die Borkenkäfer graben ja kleine Tunnel durch den Baum. Das zerstört die wichtigen Wasser-und Nährstoffwege der Bäume.

Das heißt, der Baum bekommt nicht mehr genug Nahrung und stirbt. Ein gesunder Baum kann sich gegen die Borkenkäfer eigentlich sehr gut wehren. Und zwar mit Harz, einem zähflüssigen Zeugs, das der Baum aus seiner Rinde tropfen lässt.

Harz ist super klebrig. Da kleben auch mir direkt die Finger zusammen, wenn ich dran fasse.

Eindringlinge haben dann keine Chance.

Der Borkenkafer klebt sofort fest und kommt nicht ins Innere des Baums. Das Problem ist nur, für das Harz brauchen Bäume Wasser. Und das wird weniger.

Ihr wisst schon, wegen des Klimawandels. Das macht besonders den Fichten Stress. Und woran das liegt, kann ich sehen, als Gerald und ich an einer großen, umgekippten Fichte vorbeikommen.

Mit diesem Baum, meint Gerald, kann ich den Rest des Rätsels lösen. Wie riesig der ist.

Schau dir das mal so von der Seite an.

Okay, das ist ziemlich flach. Die Wurzeln dieser riesigen Fichte sind total kurz. Vielleicht so 30

Zentimeter.

Nicht länger als eine Wasserflasche. Ich hab jetzt erwartet, dass hier so ein Wurzelberg liegt. Die Wurzeln von Fichten wachsen im Waldboden eher in die Breite, erklärt mir Gerald.

Also eher nach außen als in die Tiefe nach unten. Und reichen deswegen nicht so weit in die Erde, wie ihr es vielleicht bei anderen Bäumen kennt.

Naja, und mit so einem flachen Wurzelwerk, wenn die oberen Bodenschichten austrocknen, in einem richtig trockenen Sommer, dann hat so ein Baum, einen Borkenkäferangriff, nichts mehr entgegenzusetzen.

Weil er nicht an Wasser rankommt?

Weil er nicht an Wasser rankommt.

Klar, wenn das nur so flache Wurzeln sind, wo soll er Wasser herkriegen? Heißt, er kann kein Harz produzieren, er kann sich nicht wehren? Das eigentliche Problem der Fichte ist also nicht der Borkenkäfer, sondern das fehlende Wasser, die Hitze, die Trockenheit.

Alles verursacht von der Erderwärmung. Vielleicht habt ihr schon mal Leute sagen hören, dass es den Klimawandel gar nicht gibt. Oder dass es zwischendurch immer schon heiße und trockene Sommer gab und dass alles normal ist.

Klar, es gab schon immer heiße und trockene Sommer. Mal mehr, mal weniger. Aber was gerade passiert ist, dass sich die durchschnittliche Temperatur überall auf der Erde immer weiter erhöht.

Und damit solche heißen und trockenen Sommer häufiger werden. Und zwar durch uns Menschen. Das gab es in der Geschichte der Erde noch nie.

Und das ist deshalb mit nichts vergleichbar. Und schon gar nicht ist es normal, sondern ein Problem für die Natur und damit auch für uns. Der Wald ist leider auch nicht der einzige Ort, an dem man die direkten Folgen der Erderwärmung spüren kann.

Achtung, jetzt wird es eisig. Ich nehme euch jetzt nämlich mit auf einen Gletscher. Denn auch dort macht sich die Hitze bemerkbar.

Gletscher, das sind riesige Eismassen hoch in den Bergen, oft hunderte Meter dick. Aber durch die heißen Sommer schmilzt das Eis jetzt schneller als früher. Gletscherforscher Matthias Huss untersucht, wie schnell genau die Gletscher in den Alpen schrumpfen.

Mit ihm bin ich verabredet auf dem Aletsch-Gletscher. Das ist der größte Gletscher der Alpen.

Das ist mal ein geiler Blick.

Wir stehen vor einem riesigen Eisfeld. Der Aletsch-Gletscher ist quasi eine 22 Kilometer lange Autobahn aus Eis. Drumherum türmen sich zackige Berggipfel mit Schneefeldern auf.

Der Gletscher ist ein wichtiger Wasserspeicher für die Schweiz und die angrenzenden Länder.

Deswegen kontrollieren Forscher wie Matthias ihn regelmäßig. Für die heutige Kontrolle müssen wir einmal quer über den Gletscher, zur Messstation.

Und dafür müssen wir uns erst mal vorbereiten, erklärt mir Matthias.

Wir nehmen das Seil, weil auf dem Gletscher ist es gefährlich. Jetzt hier nicht besonders, am gefährlichsten ist es weiter oben, dort wo noch Schnee über den Spalten liegt. Aber trotzdem werden wir uns anseilen.

Matthias und ich legen uns beide ein Klettergeschirr an und haken darin jeweils ein Ende von einem langen Seil ein.

Dann binden wir dich noch an. Okay, ich geh vor und du kommst, wenn das Seil gespannt ist, hinten dran.

Wir sind also aneinander gebunden oder naja, eigentlich bin ich eher an Matthias dran gebunden. Oh man, wenn das Caramelo sehen könnte, wie ich an der Leine spazieren geführt werde. Aber Sicherheit geht eben vor.

Los geht's. Und unser Ziel ist ja jetzt deine Messstation. Die verrät dir ja dann auch, wie stark der Gletscher schmilzt.

Genau, die zeigt uns, wie viele Zentimeter pro Tag oder auch Meter in der ganzen Saison der Gletscher verliert. Und das brauchen wir nachher, um unsere Studien zu machen, um zu berechnen, wie schnell die Gletscher verschwinden insgesamt.

Das Eisfeld, über das Matthias mich jetzt führt, war mal strahlend weiß. Inzwischen ist es an vielen Stellen ziemlich grau. Rußpartikel und Feinstaub färben den Gletscher dunkel.

Und je dunkler die Oberfläche, desto mehr erwärmt sie sich. Das heißt, umso schneller schmilzt das Eis. Noch ist allerdings jede Menge Eis da.

Und als wir an einer Gletscherspalte vorbeigehen, wird mir erst so richtig klar, auf was für einem Eisbrocken wir hier stehen. Wie tief geht das Eis eigentlich runter? Wie dick ist das?

Hier ist es wahrscheinlich etwa 200 Meter dick. Wenn wir weiter in die Mitte des Gletschers gehen, dann dürften wir etwa 400 Meter haben. Wenn wir hochgehen zum Kokordiaplatz, dort, wo die drei großen Gletscherströme zusammenkommen, dort haben wir 800 Meter Eis.

Das ist ungefähr so tief, wie der höchste Wolkenkratzer der Welt hoch ist. Auf was für einer Eismasse wir hier stehen. Und diese Gletscherspalte zeigt ja schon mal, dass es da runtergeht.

Man kann jetzt gar nicht runtergucken, also wo das Ende ist. Ich sehe nichts. Kaum zu glauben, dass so viel Eis komplett wegschmelzen könnte.

Doch dann kommen wir an der Messstation von Matthias an. Vor sechs Wochen hat Matthias einen drei Meter langen Stab, so tief in das Gletschereis gebohrt, dass nur noch ein kleines Stück, 20 Zentimeter kurz, oben rausgeguckt hat. Doch der Stab, der jetzt vor uns steht, der ist fast doppelt so groß wie ich.

Und der steckte vor kurzer Zeit noch komplett im Eis. Das ist jetzt alles weg.

Also das heißt, die letzten sechs Wochen ist alles Eis, von hier bis hier unten ist alles abgeschmolzen. Und das noch ohne Hitzewelle. Es war nicht besonders heiß.

Bis da oben war Eis.

Genau.

Wie krass ist denn das? Der Aletsch-Gletscher ist in nur sechs Wochen um fast drei Meter geschrumpft. Drei Meter.

Früher war es ein Meter pro Jahr. Matthias guckt genauso erschrocken wie ich. Hast du das erwartet?

Ja, ich habe es befürchtet. Aber es ist schon immer wieder eindrücklich, das so zu sehen.

Also klar, das Gletscher im Sommer anfangen zu schmelzen, das ist erstmal normal. Denn durch die Sonneneinstrahlung schmilzt ein kleiner Teil des Gletschereises und das Wasser fließt ins Tal. Das ist auch gut für uns.

Denn aus diesem Schmelzwasser wird auch unser Trinkwasser. Es ist also extrem wichtig für uns Menschen. Im Winter wachsen die Gletscher dann wieder, wenn es schneit und der Schnee auf der Gletscheroberfläche zu neuem Eis gefriert.

Aber durch die Erderwärmung schmilzt inzwischen viel mehr Eis, als im Winter wieder dazukommen kann. Das heißt, die Gletscher werden immer kleiner. So wie der Aletsch-Gletscher.

Was glaubst du, wann wird der Aletsch-Gletscher komplett verschwunden sein?

Also unsere Berechnungen zeigen, dass der Aletsch-Gletscher bis in 100 Jahren nur noch sehr klein sein wird.

Insgesamt gibt es in den Alpen noch etwa 3500 Gletscher. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass die meisten davon vielleicht schon innerhalb der nächsten 30 bis 50 Jahre verschwinden werden. Aber was bedeutet das für uns?

Die erste Folge, die sich schon jetzt zeigt, ist eigentlich logisch. Es gibt viel Schmelzwasser in kurzer Zeit, also viel mehr auf einen Schlag als früher. Und das ist besonders problematisch für die Menschen, die direkt an den Bergen leben.

Denn dort drohen Überschwemmungen und Erdrutsche. Gleichzeitig steigt durch das Schmelzwasser, das in die Ozeane fließt, auch der Meeresspiegel. Viele Millionen Menschen, die weltweit an den Küsten leben, sind bedroht, wenn das Wasser auch nur um einen halben Meter steigt.

Der Aletsch-Gletscher ist gerade in dieser Phase, wo er richtig viel Wasser abgibt. Wie viel Schmelzwasser gibt es denn hier, am Tag oder in der Stunde beim Aletsch-Gletscher?

Also ein großes Schwimmbad könnte man in einer halben Minute auffüllen an einem schönen

Sommerfall.

Nur mit dem Schmelzwasser?

Nur mit dem Schmelzwasser und dem Aletsch-Gletscher. Also eine gewaltige Wassermenge, die dort rauskommt.

Ein Schwimmbad in nur einer halben Minute? Das ist echt viel Wasser. Richtig problematisch wird es dann, wenn nicht mehr so viel Schmelzwasser fließt, weil die Gletscher zu klein sind.

Das ist nämlich die zweite Folge der Gletscherschmelze. Und dann gibt es Probleme mit dem Trinkwasser. Knapp dreiviertel des Süßwassers auf der Erde ist als Eis in den Gletschern gespeichert.

Milliarden Menschen brauchen es, auch wir in Deutschland. Kein Trinkwasser mehr zu haben, das ist eine unheimliche Vorstellung, oder? Ich habe Gletscherforscher Matthias gefragt, ob der Aletsch-Gletscher schon an diesem kritischen Punkt ist, dass er weniger Trinkwasser liefert.

Nein, der Aletsch-Gletscher ist noch nicht an diesem kritischen Punkt. Weil er ist so gross, dass wenn das Klima noch wärmer wird, er noch stärker schmelzen kann. noch mehr Wasser fließt weg.

Und wahrscheinlich wird das noch andauern bis circa 2050, wenn auf der Aletsch-Gletscher geringere Abflüsse produziert werden.

Wäre das dann ein Datum, wo man sagt, dann wird es auch mit Trinkwasser in der Schweiz schwierig?

Ich glaube, in der Schweiz werden wir kein großes Problem mit Trinkwasser haben. Weil wir haben viele Niederschläge. Und der Regen kommt auch in Zukunft immer noch.

Allerdings sind die Gletscher schon in Extremsituationen, also in sehr trockenen Sommern, in Hitzewellen, sind die Gletscher wichtig, auch heute. Und es könnte sein, dass dann vielleicht ein Problem bestehen könnte.

Also kann das auch für die Schweiz und auch für Deutschland als Nachbarland der Schweiz zum Problem werden. Es gibt aber auch Regionen in der Welt, da ist es jetzt schon ein Problem, dass von den Gletschern weniger Wasser kommt. An einen dieser Orte nehme ich euch jetzt mit.

Wir machen uns auf den Weg nach Bolivien. Das liegt in Südamerika. Durch Bolivien verläuft die größte Gebirgskette der Welt, die Anden.

Der größte Berg Boliviens gehört auch zu den Anden. Er heißt Sajama und ist 6500 Meter hoch.

Wie ein weißer Zuckerhut ragt der Berg aus der kargen Gras- und Steppenlandschaft heraus. Er ist ein erloschener Vulkan, dessen Gipfel vergletschert ist.

Und dieser Gletscher ist sehr wichtig für die Wasserversorgung in der Gegend. Davon erzählt uns die 10-jahrige Nicole, die mit ihrer Familie am Fuße des Gletschers lebt.

Das Wasser kommt vom Berg Sajama. Seine Gletscher werden aber immer kleiner und es kommt nicht mehr so viel Wasser.

Nicole's Familie besitzt rund 100 Alpakas, die rund um den Sajama grasen. Nicole verbringt viel Zeit draußen auf den Weiden, wo sie ihre Tiere versorgt. Und seit einigen Jahren gibt es hier ein Problem.

An manchen Stellen ist der Boden viel zu trocken.

Ich bin hier auf einer Weide. Und wo ich sitze, war es früher grün. Aber jetzt ist es komplett gelb.

Hier gab es viel Wasser. Aber jetzt kommt kaum noch was. Das ist ein Problem für die Alpakas, da sie das ausgelote Gras nicht besonders mögen und verhungern könnten.

Die Weide wird einfach nicht gut bewässert. Sie trocknet in der Sonne aus. Und die gelben Gräser sind wie verrottetes Futter für die Alpakas.

Die armen Alpakas. Stellt euch mal vor, ihr müsstet verdorbenes Essen essen, Igitt. Eigentlich ist auch gerade Regenzeit, als wir Nicole besuchen.

Das heißt, es müsste fast jeden Tag richtig regnen. Die Wiesen müssten saftig grün werden und die Flüsse würden sich mit Wasser füllen. Stattdessen lauer Himmel und trockener staubiger

Boden.

Das war früher anders, erinnert sich Nicole's Oma.

Früher war das Klima wunderbar und es richtete sich nach der Regenzeit. Im Januar, Februar und März gab es sehr viel Regen und Schnee. Es war wunderschön, aber jetzt hat sich das Klima verändert.

Wenn es regnen soll, regnet es nicht. Es ist jetzt trockener. Es hat sich so verändert.

Durch den Klimawandel ist die Regenzeit kürzer und unregelmäßig. Immer mehr Flüsse trocknen aus. Und wenn es in der Regenzeit zu wenig regnet, kann der Gletscher kaum neues Trinkwasser speichern, das für die Trockenzeit so dringend benötigt wird.

Der Gletscher verschwindet. Experten haben beobachtet, dass der Gletscher schon ein Drittel seiner früheren Fläche verloren hat.

Wenn wir kein Wasser trinken, können wir nicht mehr leben.

Nicole's Sorge kann ich total gut verstehen. Stellt euch mal vor, ihr dreht zu Hause den Wasserhahn auf und es kommt...

nichts.

Ganz schön gruselige Vorstellung. Nicole nimmt uns mit zu ihrem Wasserhahn. Ein Rohr mitten in einer Wiese.

Über dieses Rohr wird das Gletscherwasser vom Berg bis auf die Weide geleitet. Hier holen sich auch die Menschen aus dem Dorf ihr Wasser. Nicole muss dafür ein kleines Stück laufen und nimmt deswegen gleich zwei Kanister mit.

Hier hole ich das Wasser fürs Kochen, fürs Waschen des Gesichtes und zum Waschen der Hände. Wir versuchen immer, es nicht zu verschwenden und werfen auch keinen Müll hier rein.

Nicole hofft, dass sich das Verschwinden der Gletscher doch noch aufhalten lässt und dass immer mehr Menschen verstehen, wie wichtig das Gletscherwasser ist.

Wasser bedeutet Leben. Wir brauchen es zum Leben. Bitte geht immer 18 mit Wasser um.

Verschwendet es nicht. Denn ohne Wasser können wir nicht leben. Wasser ist wichtig.

Ein achtsamer Umgang mit Wasser ist wichtig. Doch das Wassersparen bringt uns das geschmolzene Gletschereis leider auch nicht mehr zurück. Aber wie retten wir die Gletscher?

Das habe ich natürlich auch Gletscherforscher Matthias aus der Schweiz gefragt. Kann man denn irgendwas dagegen machen, dass die Gletscher nicht irgendwann komplett verschwunden sind?

Die Gletscher schützen kann man nur mit Klimaschutz. Wenn wir also das Klima schützen, Treibhausgase reduzieren, dann hilft das dem Aletsch-Gletscher, aber auch allen Gletschern weltweit.

Also wir können sagen, Klimaschutz ist auch Gletscherschutz und Waldschutz, wie wir am Anfang gelernt haben. Denn wenn wir so weitermachen wie bisher, wird es noch heißere Sommer geben und noch weniger Regen. Und das ist gefährlich.

Egal ob für das Trinkwasser in Bolivien, den Gletscher in der Schweiz oder den Wald bei uns in Deutschland. Doch wie sieht Klimaschutz aus? Und was können wir dazu beitragen?

Das gucken wir uns jetzt mal an. Für den Klimaschutz ist es am allerwichtigsten, CO2 einzusparen. Das ist ein sogenanntes Treibhausgas, das freigesetzt wird, wenn wir Erdöl, Erdgas oder Kohle verbrennen, um Energie zu gewinnen.

Energie, die wir brauchen, um Strom zu erzeugen, um zu Hause zu heizen oder um Autos und Flugzeuge in Bewegung zu setzen. Um weniger Treibhausgase in die Luft zu pusten, müssen wir einerseits versuchen, weniger Energie zu verbrauchen. Und andererseits muss unsere Energie dringend klimafreundlicher werden.

Das ist zum Beispiel Energie, die aus Sonne und Wind gewonnen wird, denn hier muss nichts verbrannt werden. Deshalb nennt man diese Art von Energie auch erneuerbare Energie, weil die Natur sie sozusagen immer wieder von selbst erneuert. Ganz direkt nutze ich selbst erneuerbare Energie übrigens seit kurzem im Mini-Format bei mir zu Hause.

In meinem Garten habe ich gerade einen kleinen Teich angelegt. Der hat so einen kleinen Springbrunnen, der über einen Solarpanel läuft. Das heißt, wenn die Sonne scheint, läuft auch der Brunnen.

Ich finde das total faszinierend und ich freue mich jedes Mal, wenn der läuft. Und auch wenn in Sachen Klimaschutz vor allem die Politik und die Wirtschaft gefragt sind, könnt ihr auch mit eurer Familie einen Beitrag leisten. Vielleicht könnt ihr euch seltener im Auto fahren lassen und stattdessen Fahrrad, Bus oder Bahn nehmen.

Und was richtig viel bringt, nicht mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen. Super ist es auch, Obst und Gemüse aus der Region zu essen. Denn dann gibt es keine langen Transportwege, die viel Energie verbrauchen.

Und meistens spart man damit auch Plastikverpackungen. Und überhaupt ist es total gut fürs Klima, viele pflanzliche Lebensmittel und dafür kein oder weniger Fleisch zu essen. Wenn wir unseren Konsum generell reduzieren, spart das auch Ressourcen und bringt was.

Ich kaufe zum Beispiel total gern Secondhand-Klamotten. Und wenn mal was kaputt geht, versuche ich immer erst, es repariert zu bekommen, anstatt es neu zu kaufen. Dadurch werden die Sachen sogar irgendwie noch wertvoller für mich.

Das klingt jetzt erstmal nach ganz schön viel, ich weiß. Aber niemand muss alles perfekt machen. Es hilft schon, wenn ihr heute mit einer Kleinigkeit anfangt.

Mich würde jetzt interessieren, ob es etwas gibt, was ihr in eurer Familie jetzt schon anders macht, um weniger Energie zu verbrauchen. Ich wette, da kommt ganz schön viel zusammen.

Schreibt mir an Wissendrin at zdf.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite.

Das war PUR plus Wissendrin mit mir, Eric. Und bis die neue Folge in zwei Wochen rauskommt, könnt ihr euch ja die Zeit auf zdftivi.de vertreiben und eine der vielen PUR plus Folgen anschauen. Und ach ja, wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert ihn doch gerne, gebt uns ein Sternchen und hinterlasst eine Bewertung.

Das hilft uns total, damit andere Wissendrin mit Eric leichter finden. So Leute, jetzt muss ich aber echt los. Ich habe Caramelo noch einen Waldspaziergang versprochen.

Mal gucken, wie viele Borkenkäfer wir treffen. PUR plus Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere. Im Auftrag des ZDF und der Redaktion PUR plus.