Peinlich? So machst du Schluss mit falscher Scham

Shownotes

In dieser Folge erzählt uns Eric Mayer etwas ganz Persönliches. Und zwar etwas, das ihm sehr, sehr peinlich ist und das er deswegen auch vermeidet zu tun: Klopapier kaufen! Könnt ihr nicht verstehen? Ist aber so! Ihm ist das total unangenehm und er schämt sich dafür. Warum das so ist und ob es Eric schafft seine Scham zu überwinden und doch Klopapier kaufen geht - das verraten wir euch in diesem Podcast. Aber nicht nur Eric sind Dinge peinlich. Auch Salma, Jannik, Tom und Sara erzählen uns von Situationen, in denen sie fürchten sich zu blamieren. Zum Beispiel, wenn sie vor vielen Leuten auf einer Bühne auftreten müssten. Aber genau das sollen sie für PUR+ machen. Die Challenge: Sie sollen vor ihrer Klassenstufe 6 tanzen und rappen. Können sie ihr Schamgefühl überwinden? Gelingt es ihnen, die Angst vor peinlichen Situationen zu besiegen? Kann Übung und Coaching helfen? Tanz-Coach für die Performance der Kinder ist Isabel. Sie spielt die Hauptrolle im ZDFtivi-Pop-Rap-Musical "Juli tanzt", in dem es unter anderem auch um sogenanntes Bodyshaming geht – also um Beleidigungen aufgrund des Körpers. Fachliche Unterstützung für Erics und die Aufgabe der Kinder kommt von Kinderpsychologin Katajun Lindenberg. Sie erklärt, warum wir uns schämen und was wir dagegen tun können.

Und hier, wie versprochen, der Link zum Film "Juli tanzt" https://www.zdf.de/kinder/filme/juli-tanzt-100.html

Diesen Podcast und viele TV-Folgen der Sendung PUR+ findet ihr auf https://www.zdf.de/kinder/purplus

"PUR+ Wissendrin mit Eric" ist eine Produktion von ZDFtivi in Zusammenarbeit mit Kugel und Niere, München
Moderation: Eric Mayer
Gäste/Experten: Jedidah-Isabel Annor, Katajun Lindenberg
Autor*innen dieser Folge: Michael Bartlewski, Lena Kohlwes, Frauke Siebold, Eva Werdich
Sounddesign: Simone Halder
Produktionsleitung Kugel und Niere: Michael Bartlewski
Redaktion Kugel und Niere: Lena Kohlwes
Produktionsmanagement ZDF: Markward Barollo, Sylvia Wahmes
Redaktion ZDF: Brigitte Böttcher, Susanne Dittebrand
Leitung der Sendung PUR+: Silke Penno

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Transkript: Peinlich? So machst du Schluss mit falscher Scham!

Transkript: Hi Leute, hier ist Eric. Für diese Folge habe ich etwas gemacht, wenn die wüssten, was mir normalerweise richtig peinlich ist. Es ist etwas, was mir unangenehm ist, obwohl ich weiß, dass das eigentlich totaler Quatsch ist.

Transkript: Und trotzdem schäme ich mich dafür. Und jetzt erzähle ich das auch noch vor euch allen. Okay, das kriege ich gerade nicht hin.

Transkript: Das kann ich nicht machen. Aber ich habe mich nun mal dafür bereit erklärt, das extra für diesen Podcast zu machen. Klopapier zu kaufen, finde ich einfach hart unangenehm. Mir ist das richtig unangenehm. Ich schäme mich, wenn ich im Supermarkt bin und habe so ein Packen riesige Rollen da unterm Arm. Das ist mir peinlich.

Transkript: Warum mir das so peinlich ist? Weil ich, wenn ich Klopapier kaufe, ständig das Gefühl habe, dass mich doch bestimmt jemand dabei beobachtet. Dann glotzen mich die Leute an, sehen das. Und dann denken die so, ach guck mal, der geht ja damit aufs Klo. Und dann sitzt er da ohne Hose, also mit Hose unten und macht sein Geschäft. Ich weiß, das ist so bescheuert.

Transkript: Es ist so richtig bescheuert. Heute werde ich versuchen, diese Scham zu überwinden. Denn bislang ist es so, dass ich wirklich vermeide, Klopapier zu kaufen und mir das öfters einfach mal

Transkript: mitbringen lasse. Und auch mit einigen von euch habe ich ein Experiment vor, bei dem sie mal raus müssen aus ihrer Komfortzone.

Transkript: Ich finde es auch ein bisschen peinlich, weil keine Ahnung, wenn man dann irgendwie einen Fehler macht oder da so etwas vor vielen Leuten machen oder im Mittelpunkt stehen, finde ich auch nicht immer so toll. Und dann werden dann alle einen angucken.

Transkript: Denn wir wollen rausfinden. Gibt es einen Weg, dass uns manche Dinge weniger peinlich sind?

Transkript: Ich hoffe, dass ihr das auch sehen könnt.

Transkript: Meine Mission, was andere nur wissen, will ich erleben. Und zwar mit euch zusammen.

Transkript: Für was schämt ihr euch?

Transkript: Und es war dir sehr unangenehm, wenn das jetzt deine Klasse gewesen wäre. Das wäre noch schlimmer gewesen, oder? Das sind Salma, Jannik, Tom und Sarah.

Transkript: Und sie haben mir nicht nur von Momenten erzählt, in denen sie sich geschämt haben. Sie sind auch so mutig, bei einem Versuch mitzumachen, für den sie, ich sag mal, über ihren Schatten springen müssen. Die vier habe ich in ihrer Schule getroffen.

Transkript: Sie gehen da in eine sechste Klasse. Wir haben uns einen Challenge für euch ausgedacht. Und bei dieser Challenge wird es so sein, ihr werdet vor euren Mitschülerinnen und Mitschülern tanzen.

Transkript: Ihr hättet die vier sehen sollen, als ich ihnen das gesagt habe. Jannik hat den Kopf geschüttelt, Salma unglaublich geschaut. Ich mein, vor Mitschülern was vortanzen zu müssen, das könnte so ein richtiger Cringe-Moment werden.

Transkript: Jedenfalls, wenn man es nicht schon lange macht, in einer Hip-Hop-Gruppe oder so. Tom und Jannik sind auf jeden Fall nicht begeistert. Schlecht, sagen sie da. Aber keine Sorge, wir begleiten die vier natürlich das ganze Projekt über. Sie sind nie allein mit ihrer Angst vor der Challenge.

Transkript: Dabei ist die Kinder- und Jugendpsychotherapeutin Katajun Lindenberg, die auch als Professorin an der Uni Mainz arbeitet. Katajun hat lange dunkle Haare, lacht viel und wirkt sehr offen.

Transkript: Was ist deine Befürchtung, Tom?

Transkript: Oh, dass man dann vielleicht von den Klassenkameraden das ja lacht.

Transkript: Sarah geht es ähnlich.

Transkript: Ich finde es auch ein bisschen peinlich, weil keine Ahnung, wenn man dann irgendwie einen Fehler macht oder da so etwas vor vielen Leuten machen oder im Mittelpunkt stehen, finde ich auch nicht immer so toll. Und dann werden dann alle einen angucken.

Transkript: Tanzen sollen sie übrigens zu meinem PUR plus Song.

Transkript: Für's Zuhören. Wenn du jetzt denkst, es ist peinlich, was ist deine Befürchtung?

Transkript: Dass sie mich halt auslachen.

Transkript: Glaubst du denn, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand blöd reagiert? Sehr hoch.

Transkript: Salma hat Angst, dass sie dann immer wieder darauf angesprochen wird.

Transkript: Also es ist peinlich, weil also weil ich sehe ja bis zur zwölften Klasse, also bleibt es immer in Erinnerung.

Transkript: Das ist natürlich noch schlimmer, dass man dann für immer die ist, die damals das gemacht hat.

Transkript: Scham signalisiert uns Achtung Vorsicht, du könntest hier etwas tun, was potenziell dein Ansehen ruiniert oder wodurch du potenziell Gefahr läufst blöd angeschaut zu werden oder im schlimmsten Fall aus der Gesellschaft ausgeschlossen zu werden.

Transkript: Deswegen haben wir so viel Angst vor peinlichen Situationen, denn wir Menschen sind es gewohnt in Gruppen zu leben. Vor allem früher, als wir noch Jäger und Sammler waren, war es überlebenswichtig, nicht aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden. Und jetzt stellt euch mal vor, ihr gehört zu so einem Steinzeitclan und jemand zieht euch dabei, wie ihr heimlich eure Beute ganz alleine verspeist, anstatt sie zu teilen.

Transkript: Da macht es schon Sinn, vor Schamrot anzulaufen, damit allen klar ist, dass euch der Fehler leid tut und ihr es ganz bestimmt nicht wieder tun werdet. Das Schamgefühl hatte also eine wichtige Funktion. Es sollte uns davon abhalten, Dinge zu tun, die der Gruppe schaden.

Transkript: Deshalb ist die Angst vor der Blamage auch so tief in uns verankert. Sie hat sich aber leider auch total verselbständigt und auch viele Dinge ausgedehnt, die der Gruppe überhaupt nicht schaden und die trotzdem an unserem Ansehen kratzen oder von denen wir das zumindest meinen. Ich sag nur Klopapier kaufen.

Transkript: Das ist die Art von falscher Scham, der wir heute den Kampf ansagen wollen. Schließlich können wir davon nicht immer weglaufen. Alltagspeinlichkeit nennt das Katajun Lindenberg. Man kann es nicht vermeiden bis an sein Lebensende Klopapier zu kaufen. Man kann es nicht vermeiden bis an sein Lebensende auch mal einen Auftritt in der Schule machen zu müssen oder vor Personen sprechen zu müssen oder jemanden anrufen zu müssen oder auch mal ein Fleck auf dem T-Shirt haben zu müssen.

Transkript: Deshalb wollen wir jetzt rauskriegen, ob wir diese Scham besiegen können oder zumindest einen Weg finden, wie sie weniger wird. Katajun sagt, das geht und zwar durch Training.

Transkript: Das Trainieren hat im Prinzip zwei Funktionen. Auf der einen Seite hat es die Funktion, dass die Angst, wir nennen es psychologisch habituiert. Das ist ein ganz toller Mechanismus.

Transkript: Wenn man sich der Angst stellt, wird die Angst weniger. Und je häufiger man das macht, desto schneller wird die Angst schwächer. Das ist der eine Effekt und der andere Effekt ist, dass man eben gut seine Befürchtungen überprüfen kann und gucken kann, ob die tatsächlich eintreten.

Transkript: Vielleicht habt ihr das auch an ihren Fragen an Tom und Salma gemerkt. Sie will genau wissen,

Transkript: wie groß die Befürchtung ist und was genau am schlimmsten passieren könnte, um danach überprüfen zu können, ob das auch wirklich eingetreten ist. Und bei der Tanz-Challenge von

Transkript: Salma, Jannik, Tom und Sarah können gleich mehrere Sachen Scham auslösen. Zum einen ist es ja so, nicht alle fühlen sich gleichwohl mit ihrem Aussehen. Auf einer Bühne schauen aber alle hin. Verstecken geht nicht.

Transkript: Wer sich alleine schon dadurch verunsichert fühlt, der empfindet die sogenannte Körperscham.

Transkript: Man kann sich dafür schämen, dass man denkt, nicht schön genug zu sein, also nicht dem Schönheitsideal zu entsprechen oder nicht dem Ideal, von dem man denkt, dass es normal ist, weil es vielleicht durch die sozialen Medien als normal dargestellt wird und alle Kinder denken. ich muss dem jetzt so entsprechen.

Transkript: Man schämt sich für was Äußerliches, für die Nase, den Po oder, keine Ahnung, die Schuhgröße.

Transkript: Dieser Scham ist besonders überflüssig, weil man sein Aussehen ja eh nicht groß ändern kann. Außerdem sehen andere dich meist viel weniger kritisch, als du dich selbst im Spiegel.

Transkript: Und dann gibt es noch eine andere Form, die Kompetenzscham. Kompetenz ist ein anderes Wort für Fähigkeit.

Transkript: Man kann sich dafür schämen, nicht gut genug zu sein, also nicht die Leistung zu erbringen, von

Transkript: der man denkt, dass die Gesellschaft sie erwartet oder von der man denkt, dass sie normativ ist. Das heißt, man fühlt sich nicht kompetent und man denkt, dass man etwas nicht gut kann. Etwa

Transkript: beim Thema Tanzen. Es fühlt sich so an, als wüssten alle, wie man sich gut bewegt. Nur man selbst nicht. Oder in anderen Bereichen. Man meint, man weiß viel weniger als die anderen.

Transkript: Kann nicht rechnen, ist schlecht im Fußballspielen oder im Aufsatzschreiben usw. Ihr wisst wovon ich rede. Im schlimmsten Fall kann diese Scham euch davon abhalten, Dinge zu tun, die ihr eigentlich gerne machen würdet, nur weil ihr Angst davor habt, dann irgendwie schlecht dazustehen.

Transkript: Aber wie kriegen wir es hin, unsere Angst vor einer Blamage beim Vortanzen in den Griff zu bekommen? Zum Beispiel durch die richtige Vorbereitung. Und hier möchte ich euch Isabel vorstellen.

Transkript: Denkt ihr, ihr kriegt das hin? Die Antwort ist immer Ja.

Transkript: Isabel hat gerade ihr Abi gemacht und coacht Salma, Jannik, Tom und Sarah beim Tanzen. Sie zeigt ihnen ein paar Tanzschritte und die werden einstudiert.

Transkript: Ich hab gemerkt, du motivierst die vier auch so ein bisschen. Wie schaffst du das?

Transkript: Ich glaube, es ist wichtig, im Kopf zu haben, dass man nicht perfekt sein muss. Keiner ist perfekt. Und man sollte sich nicht den Kopf machen, ob ich jetzt die beste Tänzerin bin, sondern dass man einfach Spaß hat.

Transkript: Also den Spaß in den Vordergrund stellen. Tanzen ist Isabels großes Hobby. Aber sie ist auch Schauspielerin.

Transkript: Ihr könnt sie in dem Film Juli tanzt bei ZDFtivi sehen. In dem Film geht es um Body Shaming. So nennt man es, wenn jemand aufgrund seines Aussehens abgewertet oder gemobbt wird.

Transkript: Und darum, wie man es schafft, sich in seinem Körper wohlzufühlen. Den Link zu dem Film findet ihr auch in der Folgenbeschreibung. Und als ich Isabel in der Schule getroffen habe, fand ich es einfach nur cool, wie sie in den Raum reinkommt und vor Energie nur so sprüht.

Transkript: Doch das war nicht immer so. Es gab eine Zeit, da hatte sie Probleme mit ihrem Körper.

Transkript: Ja, ich war enttäuscht von meinem Körper. Ich war sauer und ich war, ich weiß nicht, ich war dem motiviert, weil mein Körper das nicht machen wollte, was ich machen wollte.

Transkript: Mit elf hatte sie Schmerzen in der Hüfte. Eine Fehlstellung der Knochen hat dazu geführt, dass sie kaum noch laufen konnte. Sie musste viele Operationen hinter sich bringen, konnte sich fast vier Jahre lang kaum bewegen und hat in dieser Zeit stark zugenommen.

Transkript: Dann hat sie sich langsam zurückgekämpft.

Transkript: Also ich glaube, das Tanzen hat mir nicht nur körperlich geholfen, so Muskeln aufzubauen und wieder in die richtige Richtung zu gehen, sondern auch mental ganz anders über meinen Körper zu denken, dass es nicht nur das ist, was man äußerlich sieht, sondern auch, was man beim Training leistet, wie lange ich wirklich durchziehen kann. Und das hat mir das Tanzen echt gezeigt.

Transkript: Auch bei unserer Challenge möchte Isabel für die richtige Einstellung sorgen. Gemeinsam haben sie mehrere Stunden trainiert.

Transkript: Ihr kennt die Schritte, ihr habt die super schnell gelernt.

Transkript: Okay. Tanzbewegungen, check. Aber wie viel Angst haben die vier noch vor ihrem Auftritt? Um das herauszufinden, nutzt die Psychotherapeutin Katajun ein sogenanntes Angstbarometer.

Transkript: Sie gibt unseren vier Teilnehmenden jeweils einen Zettel in die Hand und darauf sollen sie ankreuzen, wie groß ihre Angst vor dem Auftritt vor ihrer Klasse ist. Auf dem Zettel ist eine Skala abgebildet, von 0 bis 10. 10 wäre Todesangst.

Transkript: O ist gar keine Angst, sich zu schämen.

Transkript: Und das dient dazu, zu überprüfen, ob die Befürchtungen, die man im Vorhinein vor einer Situation hat, ob die tatsächlich eintreten.

Transkript: Und wenn man dann merkt, es tritt nicht ein, dann braucht man die Angst vielleicht beim nächsten Mal auch nicht mehr zu haben.

Transkript: Genau. Dann kann ich meine Gedanken dazu korrigieren und weiß, die Wahrscheinlichkeit ist vielleicht gar nicht so hoch, dass meine Befürchtung eintritt und sie ist ja beim letzten Mal auch nicht eingetreten.

Transkript: Okay, aber was haben Sarah, Salma, Jannik und Tom jetzt da eingetragen? So, dann auf drei. Eins, zwei, drei.

Transkript: Wie sieht's aus? Alle vier drehen ihre Blätter um. Die Angst vor dem Auftritt liegt bei vier bis fünf.

Transkript: Es ist schon besser als bevor wir angefangen haben, als wir es gehört haben. Durch Isabel haben wir jetzt auch mehr Mut, ein bisschen Sicherheit einfach, dass wir uns nicht ganz blamieren.

Transkript: Das heißt aber auch, sie sind vielleicht bereit für eine Zusatz-Challenge, damit die Herausforderungen und damit idealerweise auch der Lerneffekt noch größer wird. Da könnte man sogar noch ein bisschen eine kleine Top-Challenge draufsetzen. Okay, ich blicke in gespannte Gesichter.

Transkript: Die denken sich jetzt wahrscheinlich, was will der Eric denn jetzt noch von mir? Mein Vorschlag? Tom und Jannik sollen sich auch noch verkleiden.

Transkript: Und zwar als Babsi und Gilbert, die ihr aus unserer PUR-Plus-Rubrik das Letzte kennt. Mit Bärenkostüm, Perücke und Hemd. Also das wäre halt noch mal ein bisschen nächste Schwierigkeitsstufe.

Transkript: Würdet ihr euch trotzdem drauf einlassen, sagen ihr stellt euch dieser Top-Challenge? Und für die Mädels haben wir uns etwas anderes überlegt. Sarah soll mit mir die Eröffnungsworte vor der Klasse sprechen.

Transkript: Und Salma soll sogar mit mir den Rap-Part in meinem PUR-Plus-Song übernehmen. Könnt ihr das krass oder könnt ihr das vorstellen?

Transkript: Auch Salma ist einverstanden. Echt? Bist du am Start?

Transkript: Ich finde ich richtig cool. Ihr macht alle die Top-Challenge. Wir haben das ganze Experiment natürlich auch für PUR-Plus im Fernsehen mitgefilmt.

Transkript: Deswegen hat Jannik noch eine Frage.

Transkript: Ist es so am Ende so im Fernsehen oder ist das vor den Klassen?

Transkript: Also wir drehen das morgen mit und das wird ein Teil in der Sendung sein. Das heißt, das wird im Fernsehen zu sehen sein. Das schon.

Transkript: Die neue Aufgabe ändert auch die Zahlen am Angstbarometer. Toms Gefühl rutscht jetzt hoch von 4 auf 6. Janniks ebenso.

Transkript: Saras Befürchtung ist bei 6, 5 Punkten und Salma geht sogar rauf auf 7. Puh, das ist schon mal eine andere Nummer. Wie wird der Auftritt morgen wohl laufen?

Transkript: Noch 3 Stunden bis zum Auftritt. Mit Salma übe ich den Rap.

Transkript: Gleich noch mal. Das geht nämlich ziemlich schnell. Die Stelle ist schwer, weil es so schnell hintereinander ist.

Transkript: So, und dann waren es noch etwa 10 Minuten bis zum Auftritt. Wir sind alle backstage, also hinter dem Vorhang. Und ich merke, so langsam werden alle irgendwie stiller.

Transkript: Die haben aufgehört zu reden, haben nicht mehr miteinander gequasselt. Alle haben so ein bisschen starr vor sich hingeguckt und sind, glaube ich, im Kopf noch mal die Choreografie durchgegangen. Und als ich dann versucht habe, noch mal so ein bisschen Motivation reinzubringen und gesagt habe, kommt Leute, wir schaffen das, da kam gar nicht mehr so viel zurück, weil alle so konzentriert waren.

Transkript: Aber waren ja auch nur noch ein paar Minuten bis zum Auftritt. Ja, und dann ging es auch los.

Transkript: Hallo Leute, ich bin Eric von PUR+, und wir drehen hier an eurer Schule heute eine neue Episode. Sarah ist dran mit der Rede.

Transkript: Genau, und damit erstmal herzlich willkommen, liebe Klassen 6C und 6E. Wir haben gestern und heute Morgen mit unserer Tanztrainerin Isabel eine Tanzchoreografie einstudiert und die würden wir euch jetzt gerne einmal zeigen.

Transkript: Sie meistert das mit Bravour, obwohl sie noch vor einem Tag dachte, das könnte richtig peinlich werden. Sie steht ja eigentlich überhaupt nicht gerne im Mittelpunkt. Als nächstes ist der Rap dran.

Transkript: Ich will alles probieren.

Transkript: Und Janis und Tom kommen verkleidet auf die Bühne. Da müssen einige im Publikum schon lachen.

Transkript: Ich habe genau hingeguckt und gesehen, wie ein Riesenstein vom Herzen von jedem Einzelnen gefallen ist. Die waren alle so erleichtert, haben sich verbeugt, ein Riesengrinsen im Gesicht

Transkript: gehabt und dann sind wir erst mal wieder Backstage gegangen. Wir haben es geschafft. Oder ihr habt es geschafft. Jetzt interessiert uns aber natürlich, wie es euch geht, das ist jetzt für das Experiment auch wichtig.

Transkript: Also meine Klassenkameraden haben schon ein bisschen gelacht, aber das war jetzt auch nicht so schlimm. Dass die gelacht haben, fand ich gar nicht so schlimm, weil es ist einfach witzig, wenn Leute in Bärenkostümen oder mit einer Perücke und einem Hemd da so rauskommen, das ist einfach witzig. Die fanden das gut und da hatte ich jedenfalls das Gefühl.

Transkript: Ja, ich fand es eigentlich, es war eigentlich auch ganz cool und es sind jetzt nicht so krasse Befürchtungen oder so eingetreten.

Transkript: Also, ich hatte das Gefühl, dass alle total gestärkt aus dieser Erfahrung rausgekommen sind. Und als Katajun sie gebeten hat, zeichnet mal bei dem Angstbarometer ein, wie groß eure Befürchtung vor ähnlichen Situationen jetzt wäre, dann kam folgendes raus.

Transkript: Das ist mal ein Unterschied, von hier oben nach unten abgerauscht, 1, 5, auch total nach unten gegangen. Bei allen ist es stark gesunken und wir lernen, dass man sich vielleicht nicht immer so viele Sorgen machen sollte.

Transkript: Man kann ja auch ein bisschen stolz darauf sein.

Transkript: Und vor allem, das macht das Leben viel leichter, sagt auch ihre Coachin Isabel.

Transkript: Und wisst ihr was richtig cool ist, wenn ihr weniger Schamgefühl habt oder euch weniger Sorgen darum macht, was andere von euch denken, macht ihr alles, was ihr wollt.

Transkript: Ja, und das ist ein Gefühl von Freiheit, wenn man das mal gespürt hat, dass man eigentlich alles machen kann, was man möchte. Und wenn euch jemand einen Spruch drückt, würde ich aufzählen, was ihr gemacht habt, dann würde ich sagen, ich habe innerhalb von einem Tag ein Kario gelernt, ich habe von der Fernsehkamera was gemacht, ich habe gerappt, ich habe eine Rede gehalten, ich habe Kostüme angezogen, das hast du alles nicht gemacht, also da könnt ihr wirklich stolz drauf sein. Ich fand das so cool, wie sie das gemeistert haben.

Transkript: Und ich habe auch viel darüber gelernt, wie es gehen kann, dass einem am Ende etwas nicht peinlich ist. Nur große Redenschwingen ist das eine, aber sich der Situation stellen, die einem selbst am allerpeinlichsten ist, das ist nochmal eine ganz andere Nummer. Ich rede von mir und meinem Klopapier-Kaufproblem.

Transkript: Da muss ich jetzt ran, denn sich davor drücken, das kommt natürlich nicht in Frage. So als Stuntman des Wissens. Das heißt, ich muss in Richtung Supermarkt.

Transkript: Und jetzt nähere ich mich langsam. Da ist das Supermarktschild. Salma hat ja von diesen Menschen keine Ahnung, dass ich jetzt hier gleich Klopapier kaufen wäre.

Transkript: Wenn die wüssten. Merkt ihr, wie ich sofort wieder daran denke, was andere wohl denken werden? Aber hey, jetzt durchatmen.

Transkript: Was kann schon passieren? Also schlimmstenfalls, dass mich jemand anspricht und so was sagt

Transkript: wie, ah, du musst aber heute wieder so richtig oder schau mal, das ist der Eric aus dem Fernsehen, den habe ich beim Klopapier kaufen gesehen. Also da stehe ich doch wohl drüber und fahre mit meinem Einkaufswagen langsam in Richtung Klopapierregal.

Transkript: Ja, wenn jetzt niemand da drin ist, der das sieht, wenn ich es nehme, würde mich das schon mal beruhigen. Auf einem Angstbarometer bin ich aktuell wahrscheinlich bei einer gefühlten 6 angekommen und dann sage ich mir, jetzt komm, du schaffst das. Hier, das ist Klopapier, ich stehe jetzt direkt davor.

Transkript: Hier ist eins aus Recyclingpapier, das nehme ich jetzt mal und eins ist schon mal klar, die Vermutung, die ich vorher hatte, dass hier Leute stehenbleiben oder gucken, was ich mache, ist natürlich nicht der Fall. Das erleichtert mich schon mal, meine Befürchtung ist also nicht eingetreten. Dann will ich zur Kasse gehen.

Transkript: Und da ist gerade eine Riesenschlange, okay, das kriege ich gerade nicht hin, das kann ich nicht machen, ich muss noch einmal nichts abbiegen. Und auf einmal merke ich, ich bin einfach noch nicht so weit. Das sind mir einfach zu viele Leute gerade.

Transkript: Ich will es jetzt auch nicht übertreiben. Auch wenn ich in diesem Ausschnitt etwas unsicher lache, in dem Moment ging es einfach nicht. Klassiker, meint Psychologin Katajun.

Transkript: Also Eric, was du hier gemacht hast, das ist ein ganz typisches Vermeidungsverhalten. Vermeidung führt natürlich zuerst dazu, dass die Angst weniger wird. Deswegen machen das viele Menschen auch sehr lange und sehr konsequent, weil es kurzfristig total hilfreich ist.

Transkript: Die Angst wird erstmal weniger. Langfristig führt das natürlich dazu, dass die Angst aufrechterhalten bleibt. Das heißt, sie bleibt da und wird in der nächsten Situation sogar noch stärker.

Transkript: Weil man ja letztendlich lernt, ist ja total super, dass ich Vermieden habe, denn wenn ich nicht Vermieden hätte, wäre mir was ganz, ganz Blödes oder Unangenehmes passiert und ich hätte mich in Grund und Boden geschämt.

Transkript: Also nicht gerade schlau in meinem Fall. Okay, jetzt ist nicht mehr so viel los.

Transkript: Und jetzt gehe ich mal an die Kasse. Das Förderband läuft darauf mein Toilettenpapier. Ich schaue mich um.

Transkript: Ich bezahle und ich habe es geschafft. Also es hat ja wirklich keinen Menschen interessiert. Es gab nicht eine Person, die länger als 0, 01 Minisekunden überhaupt geguckt hat, was in meinem Wagen war und da drüber nachgedacht hat, ja Challenge bestanden.

Transkript: Ist doch alles gar nicht so schlimm, hätte mir das mal jemand vorher gesagt. Ich habe jedenfalls am eigenen Leib gespürt, was Isabel vorhin meinte.

Transkript: Jetzt hoffe ich nur, dass ich das auch in zwei Wochen noch weiß, wenn das Klopapier wieder alle ist. Und jetzt interessiert mich natürlich noch, wann ihr euch schämt und was eure Tipps gegen dieses Gefühl sind. Schreibt mir an wissendrin@zdf.de oder in die Kommentare auf der Podcastseite.

Transkript: Das war PUR plus Wissendrin mit mir, Eric. Und bis die neue Folge in zwei Wochen rauskommt, könnt ihr euch ja die Zeit in unserer Mediathek auf ztftivi.de vertreiben und eine der vielen PUR Plus Folgen anschauen. PUR plus Wissendrin mit Eric ist eine Produktion von Kugel und Niere im Auftrag des ZDF und der Redaktion PUR plus